[K] Sülz: Platzumbenennung
Am 22.Mai haben wir in Köln-Sülz den Heinz-Mohnen-Platz in Gertrud-Koch-Platz umbenannt und werden das immer wieder tun. Den folgenden Text hängten wir in den Straßen drum herum auf und verteilten ihn in Briefkästen.
Sülzer Antifaschist*innen
Liebe Nachbar*Innen,
Im Jahr 2011 wurde diese Platz in den „Heinz-Mohnen-Platz“ umbenannt. Die Wahl des Namens hat von Beginn an für reichlich Diskussionen gesorgt. Vor einem knappen Jahr sind allerdings neue gravierende Erkenntnisse über Heinz Mohnen ans Licht gekommen. Diese möchten wir euch im folgenden vorstellen und erklären, warum wir uns für die Umbenennung in den „Gertrud-Koch-Platz“ entschieden haben.
Heinz Mohnen war für 12 Jahre (1965-1977) Oberstadtdirektor der Stadt Köln. Dieses Amt war der Hauptgrund für die Wahl seines Namens. Doch inzwischen wissen wir, dass Mohnen nichr nur der Oberstadtdirektor war, der Museen gebaut hat. 1933 trat Mohnen der SA, einer nationalsozialistischen Schlägertruppe bei. Vier Jahre darauf folgte sein Parteieintritt in die NSDAP. Dass wir davon erst heute wissen, liegt auch an der Nachlässigkeit der Stadt-Köln. Diese hat im Vorfeld für eine Ordensverleihung an Heinz Mohnen lediglich beim BDC (Berlin Document Center) nach Erkenntnissen über seine Vergangenheit angefragt. Im BDC wird die NSDAP Mitglieder Kartei aufbewahrt und verwaltet. Kurz vor Ende des Krieges wurde die Akte allerdings vernichtet, weshalb das BDC mitteilte, dass keine Erkenntnisse über ihn vorliegen. Direkt vor der Haustür- im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Duisburg- fragte man aber nicht. Dort waren schon damals viele Unterlagen vorhanden, die Mohnens Nazi-Vergangenheit bezeugen.
Wir wehren uns allerdings entschieden gegen eine positive Erinnerungskultur für Nazis. Es geht nicht darum, sie aus unseren Geschichtsbüchern zu streichen. Aber eine Ehrung von Täter*Innen oder ihrer Person durch Straßennamen oder Platznamen könne und wollen wir aus Respekt vor den unzähligen Opfern des Faschismus nicht akzeptieren.
Leider müssen wir jedoch feststellen, dass Mohnen auch nach dem Krieg keine weiße Weste hatte. In seiner Zeit als Oberstadtdirektor trat ein Kind des hier ehemaligen Kinderheims an ihn heran und berichtete von Übergriffen einer Nonne. Mohnen erwiderte jedoch nur in einem Antwortschreiben: „Unter diesen Umständen dürften Ihre Anschuldigungen ausschließlich auf Missverständnissen bzw. entstellenden Darstellungen Ihrer Kinder beruhen, denen – abgesehen davon, dass der Wert von Kinderaussagen grundsätzlich sehr zweifelhaft ist - (…) die Einsicht in das aus erzieherischen Gründen Erforderliche fehlt.“ Ein solches Verhalten hat über Jahrzehnte dazu beigetragen die heute bekannten, erniedrigenden Praktiken in kirchlichen Einrichtungen zu verschleiern.
Wegen Mohnens untragbarer Vergangenheit haben wir diesen Platz in den „Gertrud-Koch-Platz“ umbenannt, wie ihr vielleicht am Straßenschild schon bemerkt habt. Gertrud Koch alias „Mucki“ war eine Widerstandskämpferin der Kölner Edelweißpiraten. Sie war unter anderem im Sommer 1942 an einer spektakulären Flugblattaktion im Kölner HBF beteiligt. Mucki wurde wie viele andere Edelweißpirat*Innen von den Nazis festgenommen und konnte der Gefangenschaft nur durch einen glücklichen Zufall entfliehen. Sie engagierte sich Zeit ihres Lebens gegen das Vergessen der nationalsozialistischen Verbrechen. Sie wurde 2011 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und starb fünf Jahre später am 21. Juni 2016.
Eine Namensänderung wollen wir nicht der Stadt-Köln überlassen, die jetzt schon fast ein Jahr gebraucht hat um überhaupt zu reagieren. Darum haben wir den Prozess selbst in die Hand genommen und bitten euch um euer Mitwirken, indem ihr in Zukunft nur noch vom „Gertrud-Koch-Platz“ sprecht. Denn wer weiß wie lange die Stadt-Köln noch braucht um den Namen offiziell zu ändern.
Lasst uns gemeinsam zusammenstehen, für ein buntes und solidarisches Veedel!
Liebe Grüße – Eure antifaschistischen Nachbar*Innen