Zorneding: Solidarität mit dunkelhäutigem Pfarrer
Nach dem Rücktritt des katholischen Pfarrers Olivier Ndjimbi-Tshiende, der wegen seiner dunklen Hautfarbe angefeindet und bedroht wurde, kommen 2.500 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung zusammen
Rund 2.500 Demonstranten, größtenteils aus dem bürgerlichen Spektrum, sind in Zorneding (Bayern) zusammengekommen, um ein Zeichen zu setzen gegen Rassismus. Am Ende der Kundgebung zünden die Demonstranten Kerzen an. Sie bilden eine lange leuchtende Kette, die von der evangelischen Kirche über das Rathaus bis zur katholischen Kirche mit ihrem Zwiebelturm führt.
Es sei beschämend, dass der katholische Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende wegen seiner Hautfarbe Morddrohungen erhalten habe, sagt der evangelische Pfarrer Manfred Groß bei der Kundgebung. Der katholische Geistliche, der aus dem Kongo stammt und die deutsche Staatsbürgerschaft hat, hatte im Sonntagsgottesdienst erklärt, er werde sein Amt niederlegen.
Vorangegangen waren Anfeindungen und Drohungen. Im vergangenen Herbst hatte der CSU-Vizeortsvorsteher des Ortes den Theologen als „Neger“ beschimpft, als der sich gegen rassistische Äußerungen positionierte. Es folgten Drohungen per Post. Auf einer Karte stand „Ab nach Auschwitz mit dir“. Bei der Kundgebung verurteilt der CSU-Ortsbürgermeister Piet Mayr diese Anfeindungen. Zorneding sei (natürlich nicht) nicht die rechte Gemeinde, wie sie derzeit in den Medien dargestellt werde.
Die Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD) äußert Verständnis für den Weggang, zeigt sich aber auch bestürzt: „Ich kann seinen Weggang verstehen, was ich nicht verstehen kann, sind diese Angstmacher, die zwischen uns stehen.“ Sie würdigt Olivier Ndjimbi-Tshiende als einen „aufrechten Menschen“ und „mitfühlenden Seelsorger“.
Viele Zornedinger wollen, dass ihr Pfarrer bleibt. Einige Bürger hatten daher nach Bekanntwerden des Rücktritts eine Online-Petition gestartet, die bis Donnerstagfrüh rund 70.000 Menschen unterschrieben haben. Zurückkehren wird der Pfarrer allerdings nicht. Das Erzbistum München hat den Geistlichen mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Ursprünglich sollte er noch bis Monatsende im Amt bleiben. Der Theologe hat den Ort nahe München inzwischen verlassen.
Die Gottesdienste in der Pfarrei werden laut Erzbistum bis auf Weiteres durch Vertretungspriester wahrgenommen. „Das Erzbistum München und Freising trägt diese Entscheidung des Priesters mit“, hieß es. Welche Aufgabe Ndjimbi-Tshiende künftig übernimmt, sei noch nicht geklärt. Laut Erzbistum legt Ndjimbi-Tshiende Wert auf den Hinweis, dass er „ohne Zorn oder Verbitterung“ auf seine Jahre in der Pfarrei zurückblicke. Gegenüber Medien wolle sich Ndjimbi-Tshiende nicht äußern.