Die Befreiung von Andreas Baader am 14.Mai 1970

Emailadresse: 
SPAMSCHUTZredaktion@gefangenen.infoBITTEENTFERNEN

Am 14. Mai 1970 wurde Andreas Baader durch ein Kommando, zu dem auch Ulrike Meinhof zählte, in Berlin befreit. 

 

Zu dieser Befreiungsaktion gab es einen Brief an die subversive Zeitschrift  Agit 883 vom 22.5.1970:

 

 

„DIE ROTE ARMEE AUFBAUEN

Glaubten die Schweine wirklich, wir würden den Genossen Baader 2 oder 3 Jahre sitzen lassen? Glaubten die Schweine wirklich, wir würden ewig mit Farbeiern gegen Knüppel, mit Steinen gegen Pistolen, mit Mollies gegen MG’s kämpfen?

 

Glaubte irgendein Schwein wirklich, wir würden von der Entfaltung der Klassenkämpfe, der Reorganisation des Proletariats reden, ohne uns gleichzeitig zu bewaffnen?

 

Glaubten die Schweine, die zuerst geschossen haben, wir würden uns gewaltlos wie Schlachtvieh abknallen lassen? Gandhi und Martin Luther King sind tot. Die Kugeln ihrer Mörder, die Kugeln auf Rudi (Dutschke), die Kugeln von Kurras,(Polizist der Benno Ohnesorg erschoss)….. haben den Traum von der Gewaltlosigkeit beendet. Wer sich nicht wehrt, stirbt. Wer nicht stirbt, wird lebend begraben: in den Gefängnissen, in den Erziehungsheimen, in den Löchern von Kreuzberg, Wedding, Neukölln, in den Steinsärgen der Neubaugebiete, in den überfüllten Kindergärten und Schulen, in den perfekt ausgestatteten Neubauküchen, in unbezahlten Schlafzimmerpalästen.

 

Glaubten die Schweine wirklich, die Internationale sei tot? “Vietnam ist das Spanien unserer Generation” – sagten wir 1968. BZ – Mai 1970: “Berlin ist nicht Südamerika”. Berlin ist ein Vorposten des amerikanischen Imperialismus. Unser Feind und der Feind Südamerikas, der Feind des japanischen und vietnamesischen Volkes, der Feind aller Schwarzen in den USA, der Feind der Arbeiter von Berlin – der Feind ist der amerikanische Imperialismus.

 

Glaubten die Schweine wirklich, wir könnten den Genossen Baader im Kampf gegen den amerikanischen Imperialismus für 2-3 Jahre entbehren?

 

Glaubten die Schweine wirklich, mit den Terror-Urteilen, mit den Dienstpistolen der Staatsmacht, dem amerikanischen Imperialismus nachhaltig Handlangerdienste erweisen zu können?

 

DIE KLASSENKÄMPFE ENTFALTEN!

 

DAS PROLETARIAT ORGANISIEREN!

 

MIT DEM BEWAFFNETEN WIDERSTAND BEGINNEN!

 

DIE ROTE ARMEE AUFBAUEN!“

 

Reaktion des Staates:

 

Gegen die RAF wird sofort nach der Baader-Befreiung ein bis dahin ungekannter Fahndungsaufwand betrieben. 

 

Verfassungsschutz, Polizei und Justiz werden gegen die sozialrevolutionäre Fundamentalopposition hochgerüstet. Das BKA wird von 1969 bis 1973 von 933 auf 2.062 Beamte, die Bereitschaftspolizei von 18.000 auf 22.300 Beamte, der Bundesgrenzschutz von 20.000 auf 22.159 und der Verfassungsschutz von 1.016 auf 1.409 Beamte aufgestockt.

 

"Tot oder lebendig" - das wird schnell zur polizeilichen Fahndungspraxis.

 

Diese Aufrüstung, die sich letztendlich auch in den zahlreichen, die persönliche Freiheit einschränkenden Gesetzesveränderungen äußert, wird im Zusammenspiel von Politik, Polizei, Justiz und der Propaganda in und durch die öffentlichen Medien durchgepaukt. Dabei hat die Hetze gegen diese antagonistische Bewegung in Presse, Funk und Fernsehen die Aufgabe, Angst und Panik in der Bevölkerung zu produzieren - begleitet von massiven Desinformationskampagnen. 

 

Auch innerhalb der radikalen Linken gab es neben Zustimmung auch viel Ablehnung, Distanzierung 

 

Um das besser zu verstehen, muss kurz ihre Situation kurz skizziert werden.

 

Ende des Jahres 1968 wurde deutlich, dass die anti-autoritäre „Außerparlamentarische Opposition“ (APO) an Grenzen stieß. Sie splitterte sich in verschiedene Organisationen auf: kommunistische Gruppen wie z..der KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschland), die sich an der VR China orientierten, entstanden, am Realsozialismus orientierte sich die DKP, andere begannen den "Marsch durch die Institutionen" oder bildeten undogmatische Basisgruppen. 

 

Fast all diese Ansätze waren entweder opportunistisch und/oder revisionistisch. Kurzum, sie hatten nichts mehr mit den progressiven Inhalten der APO zu tun: anti-kapitalistisch, antagonistisch und internationalistisch.

 

Gegen die wurde folgende Passagen geäußert:

 

„ … ., daß das sozialdemokratischer Dreck ist, zu behaupten, der Imperialismus :samt …...., Bonn, (damaliger Regierungssitz) Senat, Landesjugendamt und Bezirksämtern, der ganze Schweinkram ließe sich unterwandern, nasführen, überrumpeln, einschüchtern, kampflos abschaffen. Macht das klar, daß die Revolution kein Osterspaziergang sein wird. Daß die Schweine die Mittel natürlich so weit eskalieren werden, wie sie können, aber auch nicht weiter. Um die Konflikte auf die Spitze treiben zu können, bauen wir die Rote Armee auf.

 

DIE ROTE ARMEE AUFBAUEN vom 5.6.1970 an Agit 883

 

Dazu weiter:

 

„ Ohne gleichzeitig die Rote Armee aufzubauen, verkommt jeder Konflikt, jede politische Arbeit im Betrieb und im Wedding und im Märkischen Viertel und in der Plötze und im Gerichtssaal zu Reformismus, d.h: Ihr setzt nur bessere Disziplinierungsmittel durch, bessere Einschüchterungsmethoden, bessere Ausbeutungsmethoden. Das macht das Volk nur kaputt, das macht nicht kaputt, was das Volk kaputt macht! Ohne die Rote Armee aufzubauen, können die Schweine alles machen, können die Schweine weitermachen: Einsperren, Entlassen, Pfänden, Kinder stehlen, Einschüchtern, Schießen, Herrschen. Die Konflikte auf die Spitze treiben heißt: Daß die nicht mehr können, was die wollen, sondern machen müssen, was wir wollen.“ EBENDA

 

Zum Verhältnis Metropolenproletariat/3.WELT 

 

„ Denen habt ihr’s klar zu machen, die von der Ausbeutung der Dritten Welt, vom persischen Öl, Boliviens Bananen, Südafrikas Gold – nichts abkriegen, die keinen Grund haben, sich mit den Ausbeutern zu identifizieren. Die können das kapieren, daß das, was hier jetzt losgeht, in Vietnam, Palästina, Guatemala, in Oakland und Watts, in Kuba und China, in Angola und New York schon losgegangen ist. Die kapieren das, wenn ihr’s ihnen erklärt, daß die Baader-Befreiungs-Aktion keine vereinzelte Aktion ist, nie war, nur die erste dieser Art in der BRD ist. „ (Ebenda)

 

Zustimmung

 

Andreas Baader war bundesweit vor allem durch die Aktionen gegen die 2 Kaufhäuser in Frankfurt u.a. mit Gudrun Ensslin vielen Linken bekannt. 

 

Diese Konsumtempel wurden aus Protest gegen den Vietnam-Krieg und den überflüssigen Konsum  in den reichen Staaten angezündet. 

 

Andreas war von den 48 Monaten 14 Monate in 20 verschiedenen Knast eingesperrt. Weil er  gegen das Knastregime Widerstand und Rebellion organisierte, wurde er 9 mal verlegt. 

 

Ulrike Meinhof war vor allem durch ihre Arbeit für „Konkret“ bekannt. Sie engagierte sich in den 5o-Jahren gegen die Wiederbewaffnung, in der KPD und später in der APO: Sei es gegen den Vietnam-Krieg, für proletarische Jugendlichen in den Heimen, gegen die Ermordung von Benno Ohnesorg oder den Mordanschlag auf Rudi Dutschke... 

 

Einen politischen Gefangenen zu befreien, damit er draußen weiter kämpfen konnte war für viele nachvollziehbar.

 

Belegt wird das durch eine bürgerlichen Emind-Umfrage von 1971 : 40% der Bundesbürger*innen der RAF billigten der RAF „politische Motive “ zu. Weiterhin äußerten Menschen nach „Allensbach“ 12% „Verständnis wenn jemand sie aufnimmt“ und 6% wäre bereit, „sie selber zu unterstützen“.

 

Einige weitere erfolgreiche Befreiungsaktionen

 

Februar 1975 konnte die „Bewegung 2.Juni „ durch die Entführung vom CDU-Spitzenkandidat Lorenz im Berliner Wahlkampf 5 politische Gefangene befreien. 

 

7.7.1976 brechen 4 weibliche Gefangene des 2.Juni und der RAF aus dem Knast Lehrter Str. in West-Berlin aus. 

 

1978 wird ein Gefangener durch Militante der Bewegung 2.Juni befreit.

 

Resümee

 

Als Gefangene sagte Ulrike Meinhof sagte 1974 in einem Prozess dazu:

 

„ unsere aktion am 14. mai 1970 ist und bleibt die exemplarische aktion der metropolenguerilla. in ihr sind/waren schon alle elemente der strategie des bewaffneten, antiimperialistischen kampfes enthalten: es war die befreiung eines gefangenen aus dem griff des staatsapparats. ....war exemplarisch, weil es im antiimperialistischen kampf überhaupt um gefangenenbefreiung geht, aus dem gefängnis, dass das system für alle ausgebeuteten und unterdrückten schichten des volkes schon immer ist und ohne historische perspektive als tod, terror, faschismus und barbarei;“

 

Redaktion  Gefangenen Info

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bilder: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen