FR - Rückblick auf den antiautoritären 1. Mai
Wie angekündigt gab es verschiedene Aktionen am 1. Mai - dem Tag gegen Arbeit und das System - in Freiburg. Hier ein kleiner Bericht.
Team Blau war schon am Abend des 30.4. unterwegs und hat verzweifelt nach dem illegalen rave gesucht. Der Hinweis, dass es dieses Jahr nur einen online-stream "Dis-Tanz in den 1. Mai" geben würde, haben sie anscheinend nicht verstanden. Bullenkarren standen an allen Ecken des zentralen Viertels "im Grün" und am Platz der Synagoge. Und sogar der Staatsschutz war auf Räder aufgesattelt. Immerhin konnten sie gar eine Personenkontrolle wegen "Gefahrenabwehr" verbuchen. Anscheinend wurden interne Rekorde bei Candy Crush aufgestellt (Quelle: Polizei Freiburg). Wie sich diese Einsätze legitimieren, bleibt uns schleierhaft. Nächstes Jahr gibt's bestimmt wieder mehr für euch zu tun. Stay tuned!
Am 1. Mai folgten 800-900 Personen dem trotz schlechtem Wetter dem Aufruf, sich am Platz der alten Synagoge zu versammeln. Nach einer Kundgebung von 14 - 15 Uhr folgte die antiautoritäre Fahrraddemo durch die Stadt. Es wurde mehrfach gebeten, sich zum Schutz im Gesicht zu vermummen und Abstand zu halten. Auf eine Anmeldung der Demo wurde wie immer verzichtet. Wir schaffen es auch ohne Autoritäten, auf uns und andere zu achten und selbstbestimmt unseren Protest in die Straßen zu tragen.
Der erste Stopp war die JVA Freiburg. Die Gefangenen werden in Pandemiezeiten noch stärker als sonst von der Außenwelt isoliert. Die Sicherheitsverwahrten dürfen nun eine halbe Sunde im Monat mit Angehörigen skypen, wie uns Thomas Meyer-Falk aus dem Knast berichtet.Einige wählen den Suizid als Ausweg. Andere halten sich durch Selbstdisziplinierung am Leben.Diese Zustände sind nicht tragbar - Wir sind nicht alle, es fehlen die Gefangenen! Schreibt den Eingesperrten im Knast!
Weiter ging es zum Schwabentor, wo ein Beitrag von wildcat zu der Situation im Gesundheitssektor vorgetragen wurde. Jetzt wird sichtbar, was sich lange Zeit angebahnt hat: Einsparungen in Krankenhäusern führen zu erheblichen Personalmangel - maximaler Profit zu Lasten der Angestellten. Das System macht uns krank!
Am Wiehre Bahnhof erläuterte die GartenCoop Freiburg, warum solidarische Landwirtschaft ein wichtiger Pfeiler unserer Grundversorgung werden muss. Billiger Spargel für deutsche Kartoffeln steht klar über dem Schutz von Menschen in der Landwirtschaft. In Bad Krotzingen stirbt ein rumänischer Landarbeiter an COVID 19 und keinen interessiert's. Pflückt eure Erdbeeren selbst und organisiert euch in solidaischer Landwirtschaft!
Vor der Landeserstaufnahmeeinrichtung Freiburg (LEA) wurde von der LEA Ellwangen berichtet. Die Menschen werden in kleinen Zimmern mit 6-8 Personen eingepfercht, die Grundversorgung ist mangelhaft und vor der Türe bewacht die Bundeswehr den Zugang. Durch eine Ausgangssperre sollen die Bewohner*innen in Quarantäne gehalten werden. Die Zahl der Infizierten stieg dadurch aber erst auf 400 von 587 Personen an. Die Zustände sind für die Depriviligierten dieser Gesellschaft katastrophal! Und wir beschweren uns über Kontaktverbote...Unterstützt die Proteste der Geflüchteten auf Lesvos und sonst wo. No one leaves behind!
Am Stühlinger Kirchplatz wurde das neue Polizeigesetz in Baden-Württemberg kritisiert, welches nebenbei im Parlament durchgewunken wird. Handgranaten, body cams und erleichterter Zugang zu Privatwohnungen erwarten uns unter anderen. Wie kann es sein, dass in solchen Krisenzeiten eine grün-schwarze Landesregierung keine besseren Ideen hat, als Gesetze zu verschärfen, die die Freiheit der Menschen stark beeinträchtigen? Als wäre es nicht genug, temporäre Kontaktverbote und Ausgangssperren zu erlassen. Nein, das komplette Paket muss es sein! Hurra, DEMOKRATISCHE BETEILIGUNG ganz groß geschrieben.
Das Antira Netzwerk hat nochmals auf die Situation von Geflüchteten in Kartoffelland und an den Außengrenzen aufmerksam gemacht. Während für die Spargelernte in kürzester Zeit 30.000 Erntehelfer*innen aus Rumänien eingeflogen werden, schaffen es deutsche Behörden nur schwerfällig, 48 Kinder aus dem hoffnungslos überfüllten Hot Spot Moria auf Lesvos auszufliegen. Da fragen wir uns, wie viel ist ein Menschenleben eigentlich wert? No Border, No Nation - Stop Depotation!
Einen besonderen Dank gilt zum Schluss noch den Bullen. So entspannt wie lange nicht konnten wir durch die Stadt radeln. Wir dachten uns, dass ihr vielleicht nächstes Jahr mit einem eigenen Blauen Block mitmachen könnt. Dann könnt ihr eure Segways, Reiterstaffeln und E-Bikes, Rollschuhe und Drohnen mitbringen. Vielleicht schafft ihr es ja, bis dahin ein kleines Ukulele-Orchester aufzustellen und lustige Lieder mit den Akkorden A-C-A-B oder so zu spielen. Ein Transpi mit "Danke für das neue Polizeigesetz" und eine kleine Waffenschau könntet ihr als Zwischenkundgebung auch durchführen. Wie wär's zur Auflockerung mit einer Jonglageshow mit 9 Schlagstöcken?
Die Ideen sind grenzenlos, wir unsere Verachtung.
Achtet auf Ankündigungen für weitere Proteste!
Nie wieder Deutschland, du mieses Stück Scheiße!