[HH] Solidarische Grüße an die Liebig34 und alle Rebell*innen - Auto einer Immobilien-Firma brennt auf St. Pauli
In Gedanken bei den Rebell*innen und von der Bullenbelagerung Betroffenen im Friedrichshainer Nordkiez übergaben wir in der Nacht zum 30. April ein Auto der Immobilienfirma Pott & Harms den Flammen.
Ursprünglich sollte heute der Gerichtstermin für die Räumungsklage gegen das anarcha-queer-feministische Hausprojekt Liebig34 stattfinden. Ein Hausprojekt, dass sich explizit antipatriarchal positioniert und sich ohne cis-Männern organisiert stellt für uns den Versuch dar, einen konkreten Ort zu etablieren der diese Positionen sichtbar macht und sich der Vereinnahmung durch bürgerliche oder patriarchale Einflüsse verwehrt. Damit meinen wir einen Ort der Ideen konkretisiert und dadurch eine besondere Wirkung erzielt.
Klarerweise wird ein solcher Ort von den Herrschenden als gefährlich betrachtet. ‚Die Herrschenden‘ das sind in diesem Fall niemals nur die Bullen, die Regierung oder große böse Immobilienriesen. Die Herrschaft kristallisiert sich im Kleinen, in den Verbindungen und Hierarchien, die untrennbare Konstrukte wie das Patriarchat und das Eigentum erst ermöglichen.
Der Angriff auf ein Immobilienunternehmen ist ein Angriff auf die patriarchale Logik des Eigentums, dass Häuser und Wohnungen jemanden haben der*dem sie gehören, der*die sie verwaltet und uns, die darin wohnen, in die Abhängigkeit zwingt, uns unsere Mündigkeit entzieht. Er ist damit mehr als nur ein Angriff gegen ein einzelnes Unternehmen, sondern unsere Ablehnung jeder Form der Unterdrückung. Und eine Attacke auf ein Verhältnis, dass uns gerade jetzt besonders abstößt, wo das Besitzen einer Wohnung ein noch größeres Privileg darstellt.
Der Gerichtstermin für die Räumung der Liebig34 wurde nun abermals verschoben, die Repression im Stadtteil wurde aber in den letzten Wochen dennoch extrem verschärft. Wir hören wieder von dauerhafter Bullenpräsenz, Kontrollen, Platzverweisen und Durchsuchungen. Der Staat nutzt die grassierende Pandemie dazu um einzuschüchtern wo er nur kann und erhofft sich dabei möglichst geringe Gegenwehr.
Es ist aber auch zu sehen, dass dieses Konzept nicht überall aufgeht. Wir hören von Bränden in Kabelschächten, Steinen die auf Streifen geworfen werden und Revolten in den Knästen. Menschen fangen an sich zu wilden dynamischen Spontis zusammen zu finden, mal zu Fuß, mal auf dem Fahrrad und verschwinden bevor die Bullen irgendwas gepeilt haben. Ein Konzept, dass auch vor Corona keine schlechte Idee war. Es kommt das Gefühl auf, dass mehr Menschen anfangen zu verstehen, dass nicht alles was der Staat als Maßnahme gegen Corona labelt ein notwendiges Übel ist. Der Staat handelt nicht in unserem Interesse und vielen wird bewusst, dass Kontaktverbote eben auch ein willkommenes Mittel zur Bekämpfung von Widerstand sind.
Wir hoffen darauf, dass sich wild und kämpferisch die Straßen genommen werden in der Walpurgisnacht, am 1. Mai und darüber hinaus. Wir wünschen uns, dass alle in denen ein rebellisches Herz brennt, aufhören ihr Verhalten nach den Meinungen von dahergelaufenen Experten oder staatlichen Instanzen zu richten und anfangen ihren eigenen Kopf zu benutzen und verantwortlich mit der Situation umzugehen ohne in Panik zu verfallen.
Denn anzugreifen ist nötig und weiterhin möglich.