[H:] Wohnprojekt Sprengel says LeaveNoOneBehind!
Am Samstag, den 25.04.2020, schloss sich das Wohnprojekt Sprengel in der hannoverschen Nordstadt mit einer Hauskundgebung dem Aufruf der Bewegung Seebrücke zu kreativen Aktionen¹ an.
HipHop, Redebeitrag, szenenahe*r Journalist*in, ein wenig durcheinander gerufene Sprechchöre, Transpis, Fahnen, sowohl interessierte als auch gleichgültige Passant*innen, Vermummung, Pyro, in ihrer Ruhe gestörte Nachbar*innenschaft, aber auch solidarische Zurufe – es war im Grunde alles dabei, was unsere Demos auch sonst so ausmachen.
Zur Aktion wurde der Song „Bist du wach?“ von Azzi Memo² gespielt, in dem 18 Rapper*innen den rassistischen Anschlag von Hanau am 19.02.2020 bearbeiten. Die Einnahmen aus dem Track gehen übrigens an die Amadeu Antonio Stiftung, die zu Spenden für die Betroffenen des Anschlags aufgerufen hat.³
Der Redebeitrag thematisierte die Lage an den tödlichen Außengrenzen der Festung Europa und unterstrich nochmal die Dringlichkeit die Geflüchteten-Lager auf den griechischen Inseln zu räumen, die sich aus der aktuellen Bedrohung von Menschenleben durch Covid 19 noch einmal verschärft hat:
"Wie lange kann es ein Mensch unter solchen unmenschlichen Bedingungen aushalten? Die Zustände in den Lagern auf den griechischen Inseln spitzen sich seit Jahren zu. Schutzsuchende dort und an der Grenze sind massiver Gewalt und systematischer Willkür ausgesetzt. Griechenland und die europäische Union haben in den letzten Wochen und Monaten grundlegende Menschenrechte und das Recht auf Asyl faktisch abgeschafft. Menschen auf der Flucht wurden beschossen, die Bedingungen in Camps wie Moria bleiben absichtlich menschenunwürdig, weil die europäische Union Schutzsuchende abschrecken will."
Diejenigen, die für die tödlichen und menschenunwürdigen Verhältnisse an den Grenzen verantwortlich sind, wurden benannt: die Friedensnobelpreisträgerin Europäische Union sowie die nationalen Regierungen Griechenlands und der BRD.
Die drei Forderungen, die die Bewegung Seebrücke unter #LeaveNoOneBehind erhebt, wurden aufgegriffen:
- sofortige Evakuierung aller Menschen aus den überfüllten Lagern an der europäischen Außengrenze und ihre Unterbringung in aufnahmebereiten Ländern und Kommunen, wo sie angesichts der Corona-Pandemie den dringend notwendigen Zugang zu medizinischer Versorgung haben können
- sofortiger Stopp der Unterstützung der staatlichen Gewalt an der EU-Außengrenze und die Wiederherstellung des Zugangs zu Schutz und Asylverfahren in der Europäischen Union
- unverzügliche Beendigung der Behinderung privater Seenotrettungsorganisationen und des Missbrauchs der Coronavirus-Pandemie als Vorwand zur Sabotage lebensrettender Hilfe auf dem Mittelmeer
Klar war die Aktion symbolisch und lediglich ein kleiner Beitrag zu der langen Reihe an Protest-Aktionen der letzten Wochen und Jahre. Angesichts der Corona-Krise war sie aber auch ein Versuch, Handlungsmöglichkeiten und Protestformen auszuprobieren und nicht untätig zu bleiben oder zu werden, während Menschen einem vermeidbaren Tod überlassen werden und die Regierungen von Solidarität und sicheren Grenzen reden.
¹ https://seebruecke.org/leavenoonebehind/aufruf/