[KA/LD] Wandzeitung: „Perspektive aus der Krise“
Unter dem Motto „Perspektive aus der Krise“ wollen wir aus linker Sicht die Ereignisse rund um die „Corona-Krise“ kommentieren und unseren Forderungen nach einer sozialen Lösung der sich drastisch verschärfenden Wirtschaftskrise Ausdruck verleihen. Wir werden in Zukunft kritisch die aktuellen Vorgänge rund um das Thema begleiten, wollen auftretende Klassenwidersprüche aufgreifen und verdeutlichen, dass der Kapitalismus ein System der Krisen ist und eben keines, das Krisen lösen kann. Um unsere Initiative einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, haben wir als ersten Schritt eine Wandzeitung mit Forderungen und Handlungsweisungen (unten zum Download) sowie plakative Forderungen an Krankenhäusern und Supermärkten platziert.
Die Beschäftigten in den Krankenhäusern und in der Pflege spielen eine zentrale Rolle in der Bekämpfung von COVID-19 und gehen in der aktuellen Situation an ihre Grenzen. Die Angestellten in den Supermärkten versorgen die Bevölkerung weiterhin mit Lebensmitteln und sorgen damit unter oft prekärsten Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen für die grundlegende Versorgung.
Selbst beim ignorantesten Spießbürger dürfte mittlerweile der Fakt angekommen sein, dass diese, für eine Gesellschaft elementar wichtigen, Berufsgruppen systematisch ausgebeutet und unterbezahlt werden. Auch den Herrschenden ist das selbstverständlich nicht entgangen: Politiker*innen aller Lager predigen verlogen etwas von Dankbarkeit und Wertschätzung für Pflegekräfte und Supermarktangestellte, an einer Verbesserung derer Lebensverhältnisse haben sie aber kein Interesse. Der erwünschte Effekt aus dieser Heuchelei ist es, eine Art „Wir-Gefühl“ im Kampf gegen Corona zu schaffen, um nach der Pandemie zurück zur kapitalistischen Normalität mit all ihren Polizeigesetzen und Unterdrückungsmechanismen kehren zu können.
Wir denken, die radikale Linke muss die Situation um COVID-19 mit all ihren auftretenden Klassenwidersprüchen als Möglichkeit begreifen, Ideen von wirklicher Solidarität und Klassenkampf in breiten Teilen der Bevölkerung zu verwurzeln. Für Risikogruppen einkaufen zu gehen und mit dem Hund der Nachbarin um den Block zu laufen sind wichtige Zeichen der Solidarität. Sie dürfen aber kein Ersatz für linke Antworten auf ein System sein, das uns mit Privatisierung und Profitorientierung von Krankenhäusern erst in diese Krisen stürzt.
Organisiert euch! Gegen COVID-19 und das kranke System!
Perspektive aus der Krise
Text der Wandzeitung:
„Gemeinsam und solidarisch für eine bessere Zukunft!
Gegen COVID-19 und das kranke System!
Der momentan grassierende Corona Virus trifft uns Alle. Dabei kann die Lungenkrankheit verschieden verlaufen: Von leichten Symptomen, die wenig auffallen oder einschränken, bis hin zur tödlichen Lungenentzündung. Zentral ist allerdings, dass die Folgen der Infektion für zahlreiche Menschen fatal sind. Bei Vorerkrankungen und Alter sorgt das Virus für eine konkrete Lebensgefahr. Es steht außer Frage, dass die Situation ernst ist und dass es ungemein wichtig ist, die Ausbreitung zu verlangsamen und soweit wie möglich einzudämmen.
Aber nicht nur der Virus und die daraus entstehende Krankheit stellt gerade viele Menschen vor weitreichende Probleme. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung und der daraus resultierende voranschreitende Shutdown hat schon jetzt existentielle Auswirkungen auf viele.Diese werden sich in den nächsten Wochen noch deutlich verschlechtern und auch noch lange Zeit anhalten.
Was die Herrschenden in der Regierung derzeit als Bekämpfungsmaßnahmen vorschlagen sind nicht einfach sinnvolle Maßnahmen zum Wohle aller. Lohnabhängige, prekär Beschäftigte, Arbeitslose und Alleinerziehende können sich nicht einfach im Homeoffice mit Lebensmittelbestellung per Internet und Netflix ein paar Wochen ein ruhiges Leben machen.
Statt Lösungen für alle Menschen zum Schutz der Gesundheit und zur finanziellen Absicherung des Lebensunterhaltes zu bieten, werfen die Regierenden massenweise Geld auf Großkonzerne und schaffen mit der Vereinfachung von Kurzarbeit weitere prekäre Situationen von Beschäftigten. Steuererleichterung und unbegrenzte Finanzmittel für die Konzerne bringen uns Lohnabhängigen reichlich wenig.
Und dass ein Gesundheitssystem, was seit Jahren privatisiert, kaputt gespart und auf Profit gemünzt wird jetzt keine ausreichende Versorgung für alle bieten kann, ist auch kein Wunder.
In diesen Zeiten können wir uns nicht auf die Regierung verlassen. Denn deren Interesse ist die Aufrechterhaltung des kranken Systems und des Profits für einige wenige Menschen. Zu diesen Menschen gehören freilich nicht die Arbeiter*innen. Deshalb müssen wir uns organisieren: Solidarität untereinander aufbauen, dafür Sorge tragen, dass Gesundheit kein Privileg der Reichen ist. Auch nach der Pandemie darf es kein „weiter so“ geben: Die Reichen und Besitzer*Innen der Betriebe werden mit Milliarden Euros unterstützt. Und gleichzeitig müssen die einfachen Arbeiter*Innen all die Lasten tragen: Kurzarbeit, weniger Lohn, Kündigung, Armut.
Im folgenden haben wir dazu Handlungsanweisungen und Forderungen aufgestellt.
Was tun in Zeiten von Corona?
• Trotz notwendiger räumlicher Distanzierung soziale Kontakte aufrechterhalten, um der Isolation entgegenzuwirken – z.B. mittels Telefon und Internet
• Nachbar*innen und Freund*innen, die einer Risikogruppe angehören, nicht gefährden, aber unterstützen – zum Beispiel dadurch, für die Betroffenen einkaufen zu gehen
• Sich gegenseitig mit Lebensmitteln und Medikamenten aushelfen, anstatt für den eigenen Haushalt zu horten
• Entscheidungen vom Chef, die euch unnötigen Risiken aussetzen, hinterfragen,
sich gemeinsam verweigern und solidarisch für Kolleginnen und Kollegen einsetzen
• Freunden und Freundinnen unter die Arme greifen, die mit finanziellen Einbußen durch Kurzarbeit, Arbeitsausfall, Betriebsschließungen etc. kämpfen
• Die jetzt zusätzlich anfallende Betreuungsarbeit nicht den Frauen zuschieben, sondern solidarisch untereinander aufteilen.
• Die seit Jahren andauernden Einsparungen im Gesundheitssystem skandalisieren, sich politisch links dagegen organisieren. Die sich anbahnende Gesundheitskrise ist das Ergebnis einer Gesellschaftsordnung, die menschliche Bedürfnisse dem Profit unterordnet!
• Sich auf die Angriffe auf unsere Arbeits- und Lebensbedingungen vorbereiten, die im Zuge der ökonomischen Krise noch folgen werden, und sich politisch links dagegen organisieren
Unsere Forderungen lauten:
1. Einschränkung aller nicht dringlichen und aufschiebbaren Arbeiten bei Lohnfortzahlung! Keine Aussperrungen und Entlassungen! Hygienische und sichere Arbeitsplätze!
2. Finanzielle Unterstützung von Arbeiter*innen und Familien
3. Aussetzung aller HartzIV-Sanktionen, Abschiebungen und Zwangsräumungen, um Menschen nicht in zusätzliche Notlagen zu bringen!
4. Sichere Unterkunft und ausreichend medizinische Versorgung für alle Menschen! Insbesondere für Geflüchtete, Obdachlose, sowie für Frauen, die zu Hause von männlicher Gewalt betroffen sind!
5. Solidarität mit allen Arbeiter*innen die gerade zur Pandemie-Bekämpfung wichtige Arbeit leisten (Gesundheits- und Pflegepersonal, Schutzausrüstungshersteller*innen, Lebensmittelversorger*innen)! Neueinstellung in diesen Bereichen und Lohnerhöhungen!
6. Massive Investitionen in den Ausbau des Gesundheitssystems!
7. Rücknahme der Privatisierungen von öffentlicher Infrastruktur!
8. Organisierte Essensversorgung für Leute in Quarantäne!
9. kostenlose Gesundheitschecks und Medipacks (Fieberthermometer und Hygienemittel) für alle!
10. Entschädigungen für geschlossene Clubs, Kneipen und Kultureinrichtungen!
11. Öffentliche Aufklärung statt Notstandsverordnungen! Wahrung von Meinungsfreiheit, Persönlichkeitsrechten und Datenschutz!
12. Internationale Hilfe für in Not geratene Länder mit medizinischem Material und einem möglichen Impfstoff!
Wir können nicht weiterhin zuschauen, wie die Herrschenden mal wieder Profit vor Menschen stellen!
Organisiert euch in solidarischen und linken Zusammenschlüssen und informiert euch weiter auf Facebook:
https://bit.ly/2Qy4yyy “
Ergänzungen
Wandzeitung
Tolle Initiative von euch GenossInnen! Stellt ihr die Vorlage mit den Forderungen auch zum Download bereit? Die Wandzeitung sagt mir sehr zu!