EINIGE GEDANKEN.....über den Kampf "gegen den Hauptfeind der Menschheit"
Gut für gewisse Kräfte dieser Welt, dass sie wieder auf einen Hauptfeind der Menschheit verweisen können um einerseits von den eigenen Verbrechen abzulenken und andererseits eine geeignete Vorlage zu haben um weitere Staaten mit Krieg zu überziehen, bzw. weitere Staaten in ihre Verbrechen zu verwickeln.
Es beinhaltet schon ein erhebliches Maß an Absurdität, wenn solche Kräfte wie der US-Imperialismus, aber auch andere Imperialisten, mit dem Finger auf den IS und seine Verbrechen weisen, insbesondere, da doch sehr offensichtlich ist, wie sehr dieser ein Produkt solcher Kräfte ist und zumindest indirekt, aber oft genug auch direkt, von ihnen unterstützt wird.
Die Zerschlagung diverser staatlicher Strukturen im arabischen Raum (aber nicht nur da) haben doch imperialistische Staaten mit ihrem Anführer US Imperialismus weitestgehend zu verantworten. Dass die Verhältnisse in Staaten wie dem Irak oder Syrien nicht optimal waren, ist sicher richtig, wie sehr sie aber Potenziale für weiteren Fortschritt in der Entwicklung hatten, wird doch gerade im Nachhinein deutlich. Wenn man sieht, was Imperialisten, türkische und saudische Interessengruppen z. B. durch ihre Kreaturen anrichten lassen. Dagegen war doch z.B. das Syrien eines Assad schon fast ein fortschrittlicher Staat. Weitestgehend säkular, mit guter Ausbildung und medizinischer Versorgung der Bevölkerung und einer relativ modernen Haltung gegenüber Frauenrechten, ein wahres Hassobjekt für Islamisten/Faschisten.
Aber nicht nur für diese, auch die Imperialisten können mit sich entwickelnden Staaten der Dritten Welt nichts anfangen, sie begreifen diese eher als direkte Bedrohung des herrschenden kapitalistisch/imperialistischen Systems. Dieses System, welches davon lebt, dass es sich im nationalen Maßstab die erarbeiteten Werte des überwiegenden Teils der Bevölkerung aneignet und diesen Teil der Bevölkerung mehr oder weniger offen unterdrückt.
Dies geschieht dann international in Form von kapitalistisch/imperialistischer Ausbeutung und Aneignung nationaler Ressourcen im ganz überwiegenden Teil der Staaten dieser Welt durch eine kleine Staatenclique. Und wenn es in diesem Zusammenhang nützlich ist, schafft man sich Kreaturen oder verbündet sich mit solchen, welche faschistisch sind, teilweise auch religiös verbrämt.
DER DERZEITIGE „HAUPTFEIND DER MENSCHHEIT“ IST DAS ÜBERLEBTE KAPITALISTISCHE SYSTEM
Seitdem mit dem Aufkommen moderner und insbesondere industrieller Produktion in der Menschheitsgeschichte die Arbeiterklasse als Gegenpol zur sogenannten Bourgeoisie in die gesellschaftliche Auseinandersetzung eingetreten ist, bestimmt diese Auseinandersetzung das Geschehen auf dieser Welt in allen Bereichen immer stärker.
Das Bemühen der herrschenden Klasse die arbeitenden Menschen um die Früchte ihrer Arbeit zu betrügen, bestimmt seit langem sowohl nationale gesellschaftliche Auseinandersetzungen, aber auch internationale. Diejenigen kapitalistischen Staaten, welche sich auf Grund ihrer Stärke zu Imperialisten aufschwingen konnten, rauben Menschen der von ihnen ausgebeuteten Staaten nicht nur die Früchte ihrer Arbeit, sondern auch gleich noch die Bodenschätze oder andere Ressourcen. Diverse verheerende kleinere Kriege, aber auch die großen sogenannten Weltkriege, hängen direkt mit dieser Grundlage zusammen. Aber selbst die „normale“ kapitalistische Ausbeutung fordert tagtäglich immense Opfer, die daraus resultierende Opfer möchte und kann niemand zusammenrechnen.
SIND ISLAMISTEN/FASCHISTEN DESWEGEN HARMLOS
Der IS ist eine Bande von religiös verbrämten Faschisten, welche gegen jegliche Form von gesellschaftlichem Fortschritt angehen, und zwar in einer äußerst brutalen und menschenverachtenden Form. Dass solch eine Haltung aber nicht unbedingt an einem Hang zum Mittelalter gebunden ist, beweisen unsere „modernen“ Faschisten allerdings auch zur Genüge. In Punkto viehischer Brutalität und Menschenverachtung können diese Ausgeburten der untergehenden bourgeoisen Klasse durchaus mit ihren vorgeblich (oder auch nicht) religiös auftretenden Kumpanen aus Islamisten/Faschisten mithalten. Die oftmals mehr oder weniger unterschwellig beiderseits geäußerte Hochachtung ist ebenfalls ein Beweis dafür, wie nahe sie sich im Grunde stehen.
Aber nicht nur die offen auftretenden Faschisten der sogenannten westlichen Zivilisation, sondern auch oftmals die ausführenden Organe der Staatsapparate oder des Militärs müssen sich in ihren Handlungen nicht unbedingt hinter offenen Faschisten verstecken, was die viehische Brutalität angeht. Sei dies bei Überfällen auf andere Staaten, Folterungen in Gefängnissen oder Gefangenenlagern oder das willkürliche Erschießen von schwarzen Menschen durch die Polizei (wie zum Beispiel in den USA), solch Vorgehen ist Begleiterscheinung des kapitalistischen Systems seit es existiert.
Das entschuldigt natürlich nicht diese wahrhaftigen Halsabschneider aus Islamisten/Faschisten. Obwohl man sich auch bei solchen Organisationen wie IS und anderen die Frage stellen muss, wie kommt das eigentlich zustande, woher kommt der Zulauf, wieso können solche rückwärtsgewandten Organisationen in unserer Zeit doch eine beträchtliche Zahl an Menschen erreichen.
Dies hat natürlich diverse Gründe und man muss selbstverständlich davon ausgehen, dass es einen Kern von Faschisten in diesen Bewegungen gibt. Dass aber solche Bewegungen auch eine Anziehung auf junge Menschen haben, welche z. B. in Westeuropa sozialisiert wurden (oder vielleicht eben auch nicht) und trotzdem solchen mittelalterlichen archaischen Strukturen hinterher rennen und sogar ihr Leben opfern wollen, das ist eigentlich nicht nachzuvollziehen.
WAS TREIBT JUNGE MENSCHEN WESTEUROPAS, WELCHE SELBST ODER FAMILIÄR RELIGIÖSE BINDUNGEN HABEN, ZUM IS (ODER ANDEREN ISLAMISTEN)
Das scheint sich in allen westeuropäischen Staaten sehr ähnlich entwickelt zu haben. Von Deutschland und Frankreich meinen wir es zumindest etwas genauer einschätzen zu können. Die politisch gewollte Abschottung verschiedener Nationalitäten (Multikulti), nachdem ja gerade die Kämpfe auf gewerkschaftlicher und politischer Ebene in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts Erfolge vorzuweisen hatten, haben durchaus ihren negativen Einfluss auf das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen nationalen Wurzeln gehabt.
Das Beiseiteschieben, und zwar nicht nur von z. B. türkischstämmigen Jugendlichen, sondern auch von deutschstämmigen, hat aber auf alle Fälle bei Menschen, die Verbindung zum islamischen Kulturkreis haben, durchaus oftmals schwerwiegende Auswirkungen gehabt. Dass gleichzeitig islamistische und auch mafiöse Strukturen aus gleichem Kulturkreis in diesem Staat hofiert und gefördert wurden und werden, ist die andere Seite der Medaille. Das Ranschmeißen von Islamisten an solche Menschen, die hier an den Rand gedrängt werden, ist dadurch bestimmt begünstigt worden.
Sehr viel deutlicher sind die Auswirkungen solcher Vorgehensweisen in Frankreich zu Tage getreten, wenn man z. B. an die wiederkehrenden Aufstände in den Randbereichen von Paris, aber auch anderer französischer Großstädten denkt. Aber auch solche Aufstände haben an der Situation in der sich viele, insbesondere junge Menschen, hier befinden, nicht viel oder oftmals gar nichts geändert, dafür bräuchte es wohl eine vorwärtsweisende politische Erhebung um tatsächlich fortschrittliche Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken. Dass aus oben beschriebener Situation auch Frustration und Abdriften in islamistische Strukturen resultieren kann, scheint uns da durchaus logisch zu sein.
WAS TREIBT DER IMPERIALISMUS DA, WO DER ISLAMISMUS ZUHAUSE IST
Sieht man sich nur mal die Vorgehensweise diverser Imperialisten im nordafrikanisch/arabischen Raum an, inklusive ihrer mehr oder weniger offen agierenden Vasallen, so sticht doch die zielgerichtete Zerstörung sich entwickelnder Staaten förmlich ins Auge. Exemplarisch kann man doch den Irak anführen, bei welchem unter fadenscheinigen und verlogenen Vorwürfen versucht wurde, ihn in die Steinzeit zurück zu katapultieren. Dieses Leid, welches das irakische Volk erleiden musste und immer noch erleidet, haben doch auch weitere Völker erlitten, unter anderem ja auch das palästinensische Volk.
Systematische Zerstörungen von Infrastruktur, Folterungen, Massenmorde, Hunger und Elend, sowie Perspektivlosigkeit sind doch das tägliche Brot für zig Millionen Menschen dieses Raumes, müssen wir uns wirklich wundern, dass Islamisten/Faschisten Menschen für Anschläge gewinnen können.
So sehr die brutalen Anschläge auf, in der Regel, Zivilisten in Imperialistischen Staaten auch zu verurteilen sind, sei dies in New York oder aktuell in Paris. Was ist an der Unrechtmäßigkeit, der Brutalität und Menschenverachtung eigentlich anders, als bei den terroristischen Angriffen von US-Imperialismus, anderen Imperialisten und ihrer Nato bei unzähligen Gelegenheiten rund um die Welt und aktuell in nordafrikanisch/arabischen Raum.
Wir trauern mit den Menschen in Frankreich und es gilt auch solchen Mörderbanden Paroli zu bieten. Aber es geht auch darum, festzustellen wie es zu solchen Exzessen kommen kann. Das Leid, welches vielen Menschen in Frankreich jetzt angetan wurde, findet seit Jahren und Jahrzehnten für viele Menschen in den Staaten der Dritten Welt in einem unbeschreiblichen Ausmaß statt.
Dafür tragen auch wir Menschen in den Imperialistischen Staaten eine Mitverantwortung. Unsere Regierungen lassen aus Eigeninitiative oder aus Vasallentum gegenüber dem US-Imperialismus andere Staaten überfallen. Oder sie paktieren mit Kräften dieser Staaten gegen deren eigene Bevölkerung um ihren Profit zu sichern.
Es gab lange Zeit in den europäischen Staaten eine linke, eine antiimperialistische Bewegung, diese liegt weitestgehend am Boden. Das hat sicher verschiedene Ursachen, dieser Umstand sollte aber nicht dazu führen, dass hier sozusagen eine Einheitsfront mit dem Imperialismus geschlossen wird. Die erschütternden Ereignisse und das imperialistische Kriegsgerassel sollten vielmehr der Ausgangspunkt für einen entschiedenen Widerstand gegen imperialistische Vorhaben, aber auch für eine Belebung des Klassenkampfes sein. Denn, wie man sieht, kann das Nicht-kümmern um gesellschaftliche Vorgänge schreckliche Folgen haben. Und es ist möglich, dass Paris und andere terroristische Attentate unter Umständen nur ein Vorgeschmack auf weitaus dramatischere Ereignisse sein könnten.
DIE ZERSTÖRUNG SYRIENS IST EIN VERBRECHEN
Nachdem vor einiger Zeit der Versuch von interessierten Imperialisten- Kreisen gescheitert ist, höchst offiziell in Syrien einzumarschieren (Vorwand Chemiewaffen), haben sie offensichtlich im verdeckten nicht nachgelassen weiter an diesem Vorhaben zu arbeiten.
Ihre eigenen Kreaturen, die Islamisten müssen nun dafür herhalten. Im angeblichen Kampf gegen die faschistischen Elemente wird nun der Versuch unternommen Syrien restlos zu zerbomben, auf alle Fälle aber die staatlichen Strukturen zu zerstören.
Assad und seine syrischen Unterstützer sind nicht nur den Islamisten verhasst, die Unbotmäßigkeit dieser Nomenklatura ruft auch Wut und Hass bei diversen imperialistischen Strukturen hervor. Wie ernst man den angeblichen Kampf gegen den IS der Imperialisten, des türkischen Militärs und verschiedener anderer Kräfte in diesem Raum nehmen kann, hat doch die aufgescheuchte und hektische Reaktion auf die erfolgreiche Offensive des syrischen Staates mit Unterstützung Russlands gezeigt.
Dieser Vorgang hat doch sehr deutlich gemacht, wie wenig tatsächlich gegen Islamisten bis dahin vorgegangen wurde. Interessant war ja in diesem Zusammenhang, dass Al-Kaida und Al-Nusra inzwischen zur sogenannten moderaten Opposition mutiert sind, so schnell kann man auch offiziell als Faschist zum Verbündeten der Türkei und des US-Imperialismus werden. Der Abschuss des russischen Militärflugzeugs war somit keine Überraschung. Die Zerstörer Syriens fühlen sich bei ihren Verbrechen gestört.
Von Russland jedenfalls kann man annehmen, dass es mit Einverständnis des syrischen Staates dort agiert, das kann von den diversen bombardierenden oder auf andere Art und Weise die Souveränität dieses Landes verletzenden Banden, wohl keine von sich behaupten.
Nun soll also auch Deutschland stärker in die Verbrechen der westlichen Imperialistenbande eingebunden werden. Die Bereitschaft für solche Verkommenheit ist in diversen Kreisen der herrschenden Klasse bis in höchste Regierungskreise ja durchaus schon länger erkennbar. Als Vorwand muss der Anschlag in Paris herhalten, obwohl dieser eigentlich ganz andere Fragen aufwirft. Fragen nach der Verantwortung des US-Imperialismus, des türkischen Staates und der guten saudischen Freunde der deutschen Staatsführung. Fragen bezüglich der Entstehung, aber insbesondere auch bezüglich der Begünstigung bis hin zur Unterstützung des IS und weiterer Islamisten/Faschisten. Aber diese Fragen werden sicherheitshalber nicht gestellt, die Antworten wären auch zu unangenehm und störend.
Die Bevölkerungen Deutschlands, Frankreichs und aller anderen Staaten, die in diese imperialistischen Kriegsvorbereitungen eingebunden sind oder werden sollen, sollten solche Fragen aber auf alle Fälle stellen. Und es sollten nicht nur solche Fragen gestellt werden, sondern der Versuch, hier wieder Teile der Bevölkerung für imperialistische Interessen zu verheizen, sollte zurückgeschlagen werden.
K. Lehmann/Elke Haber 29.11.2015
In diesem Zusammenhang vielleicht ebenfalls interessant zwei frühere Artikel aus unserem Kreis:
EINIGE GEDANKEN…..
…..über die Lage in Syrien / Versuch einer Zustandsbeschreibung
…..über die Nutzniesser von Chemiewaffen-Konvention und Atomwaffen-Sperrvertrag