Braune Ökologie - Das Beispiel AUD

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Die AUD war eine rechte Partei zwischen 1965 und 1980 mit national-neutralistischer Ausrichtung und einem völkischen Nationalismus. In der Partei war ein rigider Antiamerikanismus und die Ablehnung der Mitgliedschaft der Bundesrepublik in der NATO und in der westlichen Wertegemeinschaft vorherrschend. Die AUD gliederte sich in Orts-, Kreis- und Landesverbände sowie den Gesamtverband. Die Organe des Gesamtverbandes waren der Parteitag, der Hauptausschuss sowie der Gesamtvorstand der AUD. Die Person August Haußleiter prägte die AUD als Vorsitzender maßgeblich und bestimmte in weiten Teilen auch den politischen Kurs der Partei. Die AUD versuchte 1967/68, eine Bindung an die Außerparlamentarische Opposition (APO) herzustellen, um als ihr parlamentarischer Arm zu fungieren. Diese Hinwendung zur außerparlamentarischen Bewegung als potentielle Wählerbasis für die eigene Partei führte zu erheblichen Mitgliederverlusten. Im Zuge der Ökologiebewegung nahm sie deren Inhalte immer mehr auf und löste sich dann 1980 nach der Gründung der Grünen auf. Zur Europawahl 1979 bildeten die AUD, die Grüne Liste Umweltschutz, die Grüne Aktion Zukunft, die Grüne Liste-Schleswig-Holstein und kleinere Gruppen die „Sonstige politische Vereinigung Die Grünen“. Haußleiter wurde am 23. März 1980 als Vertreter des „wertkonservativen Flügels“ auf einem Kongress der Grünen in Saarbrücken zu einem der Sprecher der neuen Partei gewählt.

Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD)

 

 

 

 

Die AUD wurde am 15./16.05.1965 von Mitgliedern der Deutschen Gemeinschaft (DG), der Deutschen Freiheits-Partei (DFP) und Teilen der Vereinigung Deutsche Nationalversammlung (VDNV) als „national-neutralistische“ Sammlungspartei gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Wolf Schenke, ein früheres Mitglied der Reichsleitung der HJ, der von 1937 bis 1945 Korrespondent des „Völkischen Beobachters“ in China war, und der ehemalige Nationalsozialist August Haußleiter. Zwischen 1928–1940 war Haußleiter Redakteur des antisemitischen und rassistischen „Fränkischen Kuriers“ in Nürnberg. Noch im Jahre 1952 hielt Haußleiter an seinen nationalsozialistischen Überzeugungen fest: „Wie immer man sonst über den Nationalsozialismus denken mag, eines steht fest, er war Ausdruck und Etappe einer soziologischen Entwicklung, eines evolutionären und revolutionären gesellschaftlichen Prozesses. Er hat die Fragen nicht beantwortet, die unserem Jahrhundert gestellt sind, aber er hat - in einer ungeheueren Krise - diese Fragen sichtbar gemacht. (…) Wir können nicht zu Weimar zurück und wir können nicht zur NSDAP zurück, sondern wir haben die neuen Aufgaben zu erkennen, die uns gestellt sind. Die NSDAP war die grelle Antithese zu Weimar. Nun aber ist die Stunde reif für neue, echte Synthesen. Wer unverbesserlich an Weimar festhält (hier ist die DRP gemeint, M.L.) wirkt genau so verderblich, wie derjenige, der unverbesserlich an der NSDAP, ihrer äußeren Form, an ihren Fehlern festhält (hier ist die SRP gemeint, M.L.). Beides sind Reaktionäre im tiefsten Sinn des Wortes.“[1]

Hermann Schwann, ein weiteres wichtiges Gründungsmitglied, war seit 1926 Mitglied des Stahlhelms; nach 1933 Mitglied der NSDAP und als „Saatgutfachmann“ für das nationalsozialistische Regime tätig.[2] Der Landesverband Nordrhein-Westfalen bekam seine regionale Prägung von der früheren DFP; die Parteizentrale wurde am Wohnort Schwanns in Bergisch-Gladbach etabliert. Schwann wurde das Amt des Parteivorsitzenden übertragen, das er bis 1968 ausübte. Sein Nachfolger Haußleiter führte die Partei bis zu ihrer Auflösung 1980. Die AUD trat im Bundestagswahlkampf 1965 mit einem auf die Außenpolitik bezogenen „Notprogramm für Deutschland“ an, das „ein schrittweise wiedervereinigtes, von Ost und West unabhängiges Gesamtdeutschland“, einen „europäischen Sicherheitspakt“, die Beendigung des Wettrüstens und die Beschränkung der Landesverteidigung auf eine „rein defensive Armee“ forderte.[3] Die AUD besetzte innerhalb von kürzester Zeit in Nordrhein-Westfalen 74 von 100 Wahlkreisen. Das Endergebnis war jedoch für die AUD mit 0,2% der Stimmen niederschmetternd. Nach dem Scheitern der AUD wandte sich ein Teil der Mitglieder der NPD zu. Zwischen den Führungsgruppen beider Parteien hatten bereits im Jahre 1965 Gespräche über die Bildung einer gemeinsamen Wahlpartei („Aktionsgemeinschaft Nationaler Demokraten“) stattgefunden, es konnte jedoch keine Einigung über die programmatische Grundlage des Wahlbündnisses erzielt werden. Nach anfänglichen Konflikten vor allem zwischen den nordrhein-westfälischen DFP-Vertretern und der süddeutschen DG konnte sich der programmatische Kurs des ehemaligen DG-Vorsitzenden Haußleiters 1966 durchsetzen. Das ausgearbeitete Gesamtprogramm wurde dann auf dem AUD-Parteitag im Mai 1967 in Bochum als „Programm für Deutschland“ verabschiedet. Die volksgemeinschaftlich fundierte und gegen die bestehende Herrschaftsordnung der BRD gerichtete Ideologie der AUD favorisierte einen völkischen Nationalismus, der im Mittelpunkt des Programms stand.[4] Weiterhin setzte sich die AUD für eine Beseitigung der „Vormachtsstellung des Großkapitals“ und für die „Nationalisierung marktbeherrschender Monopole“ ein.[5]

In der Partei war ein rigider Antiamerikanismus und die Ablehnung der Mitgliedschaft der Bundesrepublik in der NATO und in der westlichen Wertegemeinschaft vorherrschend. Der westdeutsche Antiamerikanismus der 1960er und 1970er Jahre konzentrierte sich auf eine Interpretation westlicher Werte und Institutionen. Er hatte seinen Ursprung in der Stationierung amerikanischer Truppen in Westdeutschland und verbreitete sich vor allen Dingen unter Intellektuellen, Studenten, Linken, Friedensgruppen und Umweltschützern. Die Aversion gegen das amerikanische Militär ging Hand in Hand mit einer Ablehnung des Konsumdenkens und eines Angriffs auf die "McDonaldisierung" Deutschlands, eine Haltung, die sich bereits im antimodernistischen Denken deutscher Konservativer im 19. Jahrhundert finden lässt. Die ablehnende Haltung der Rechten  in der BRD  ergab sich aus einer elitären und kritischen Haltung gegenüber der modernen Massengesellschaft, der Moderne, der neuen Weltmacht, einer Befürwortung abendländischer Ideologie und der Idee einer eurozentristischen kulturellen und politischen Überlegenheit. In ihrem Kernprogrammpunkt, der „nationalen Frage“, verfolgte sie nun einen national-neutralistischen Kurs mit dem Ziel der bewaffneten Unabhängigkeit Deutschlands in einem neutralen Staatengürtel zwischen Ost und West: „(…) die Sicherheit Europas ist nur gegeben bei einem unabhängigen Deutschland, dessen Status von beiden Seiten (der Sowjetunion und den USA, M.L.) garantiert wird und dessen Raum durch eine nationale, deutsche Armee geschützt wird.“[6]

 

Bedeutung erlangte die AUD ab Anfang der 1970er Jahre mit dem Erstarken der neuen sozialen Bewegungen. Die AUD suchte nun verstärkt die Nähe zur Ökologiebewegung. Dadurch stießen eine Reihe von jüngeren Mitgliedern hinzu, die sich eher dem linken politischen Spektrum zugehörig fühlen. Auf dem Parteitag 1973 in Kassel deklarierte die AUD sich als „Partei des Lebensschutzes“. Außerparlamentarisch war die AUD im März 1974 Initiator der Demokratischen Lebensschutzbewegung. Ihr Ziel war es, parlamentarischer Arm der Umweltschutzbewegung zu werden. Die Partei wurde zunehmend von der Entwicklung der zweiten Umweltbewegung in der Bundesrepublik beeinflusst. Maßgeblich geprägt wurde die zweite Umweltbewegung durch den Wertewandel und die Verbreitung postmaterialistischer Wertorientierungen.

Das Europäische Naturschutzjahr 1970, die erste europaweite Umweltkampagne mit über 200.000 Aktionen, gilt als Geburtsjahr der modernen Umweltbewegung.Zur Eröffnung des Europäischen Naturschutzjahres 1970 wurde vom 9. bis 12. Februar 1970 am Sitz des Europarates in Straßburg die Europäische Naturschutzkonferenz abgehalten an der über 350 Staatsvertreter darunter zahlreiche Minister und Vertreter von Königshäusern, Wirtschaftsvertreter und NGOs-Vertreter aus 22 Staaten teilnahmen. Auf dieser Konferenz wurde als Konsens eine „Deklaration zum Europäischen Naturschutzjahr 1970“ verabschiedet, das als Manifest der europäischen Umweltpolitik gilt.

Nicht nur die arbeitenden Menschen, sondern auch die Natur wurde als durch die industrielle Wirtschaftsweise bedroht angesehen. Diese Gedanken der Alternativbewegung erhielten Einzug in die zunächst aus dem Widerstand gegen die Kernenergie entstehende Ökologiebewegung der 1980er-Jahre, die eine fahrlässige Abfallentsorgung und -verbrennung ebenso thematisierte wie die damalige industriefreundliche Chemiepolitik, das Waldsterben und die Tropenwaldvernichtung, die Gefährdung der Erdatmosphäre (Ozonloch), umweltschädliche Formen der Tiermast usw. Eine der ältesten westdeutschen Umweltinitiativen war die Bürgeraktion Umweltschutz Zentrales Oberrheingebiet (BUZO), 1971 aus dem Widerstand gegen die Expansionspläne der Erdölraffinerien in Karlsruhe-Knielingen von Hans-Helmut Wüstenhagen gegründet, dem späteren Vorsitzenden des „Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz“ (BBU). Wichtige Personen, die Mitglied im Vorstand des BBU waren, haben die Geschichte der Umweltbewegungen begleitet und gestärkt und sind oder waren inzwischen in Europapolitik oder Bundestag oder in internationalen Umwelt- und Agenda 21-Verbänden vertreten wie Jo Leinen, Petra Kelly, Eva Quistorp, Roland Vogt, Monika Zimmermann, Christa Reetz oder Eberhard Walde.

In Tübingen gründete sich unmittelbar nach dem am 26. November 1970 gehaltenen Vortrag „Überleben im Atomzeitalter“ von Professor Harald Stumpf vom Institut für Theoretische Physik das Komitee für Umweltschutz, neben dem sich kurz darauf der von Hartmut Gründler gegründete Bund für Umweltschutz etablierte.Bedeutsam für die anwachsende zweite Umweltbewegung waren auch die aus 21 Gruppierungen bestehenden Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen, die sich 1975 in der Auseinandersetzung gegen ein Bleichemiewerk beim elsässischen Marckolsheim gebildet hatten, im gewaltlosen Kampf gegen das Kernkraftwerk Wyhl am südbadischen Kaiserstuhl letztlich siegreich waren und die erste größere Basis des später 600 Bürgerinitiativen umfassenden BBU bildeten. Während der den 1970er und 1980er Jahre war die Anti-Atomkraft-Bewegung in der öffentlichen Wahrnehmung ein wesentlicher Teil der Umweltbewegung.

 

Die AUD versuchte 1967/68, eine Bindung an die Außerparlamentarische Opposition (APO) herzustellen, um als ihr parlamentarischer Arm zu fungieren.[7] Diese Hinwendung zur außerparlamentarischen Bewegung als potentielle Wählerbasis für die eigene Partei führte zu erheblichen Mitgliederverlusten. Die AUD verlor das Gros seiner Anhänger in Nordrhein-Westfalen. Wegen der „Anbiederung an die APO“ trat die nordrhein-westfälische Gruppe um Martin Voigt, Werner Gebhardt und Franz Miers aus der AUD aus, die dann für kurze Zeit mit der UAP kooperierte.[8]

Wegen fehlender Chancen verzichtete die AUD auf eine Kandidatur bei den Bundestagswahlen 1969. Im Laufe der Zeit erfolgte eine programmatische Wendung der AUD in Richtung Ökologiebewegung; am 27.04.1980 erfolgte ein Auflösungsbeschluss zugunsten der Grünen.[9]

Die AUD gliederte sich in Orts-, Kreis- und Landesverbände sowie den Gesamtverband. Die Organe des Gesamtverbandes waren der Parteitag, der Hauptausschuss sowie der Gesamtvorstand der AUD. Die Mitgliederzahlen können nur geschätzt werden. Stöss geht von 2.500 im Jahre 1965, 1.000-1.500 im Jahre 1966, 700-800 im Jahre 1969 und 500 im Jahre 1970 aus.[10] Das Publikationsorgan der AUD war die von Haußleiter herausgegebene Wochenzeitung „Die Unabhängigen“. Sie erschien zum ersten Mal am 01.09.1967 und war inhaltsgleich mit der „Deutschen Gemeinschaft“, dem früheren DG-Organ, das ab 1966 mit dem ehemaligen DFP-Organ „Freie Nation“ zusammengelegt wurde.[11]

Die AUD besaß Kontakte zum Collegium Humanum und zur Europäischen Befreiungsfront. Werner Georg Haverbeck engagierte sich ab 1923 in der NS-Bewegung und wurde 1926 NSDAP-Mitglied.[12] Ab August 1931 war er in der Reichsleitung der NSDAP tätig. Im Juni 1933 wurde er von Rudolf Heß mit der „Volkstumsarbeit“ der Nationalsozialisten für das ganze „Reichsgebiet“ beauftragt. Er übernahm die Stelle als Leiter der „Reichsmittelstelle für Volkstumsarbeit der NSDAP“, des „Reichsbundes Volkstum und Heimat“ sowie des „Reichsamtes Volkstum und Heimat“ in der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“.Infolge von internen Auseinandersetzungen wurde er von allen seinen Ämtern enthoben.

1963 gründete er den Verein „Collegium Humanum“ in Vlotho an der Weser, der mit seiner Bildungsarbeit auch Angehörige der frühen Ökologiebewegung erreichte. Das „Collegium Humanum“ wollte die „seminarmäßige Pflege des Lebensschutz-Gedankens“ in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Unter „Lebensschutz“ wurde ein „ganzheitliches geistiges Konzept“ als ein Programm der „Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der naturgesetzlichen Ordnungen, der Rückkehr zur lebensgesetzlichen Daseinsform unter Überordnung von Ehrfurcht und Bescheidung, unabhängig von angeblichem Fortschritt und sogenanntem Lebensstandard“ verstanden.[13] In anthroposophischem Sinne stehe die Erneuerung und Vertiefung „des Lebens im Sinne (…) der natürlichen Lebensordnung gegen Überheblichkeit, Profitgier und Machtwahn, gegen die Mächte der Unordnung, Entartung, Ausbeutung und des Untergangs, des Wirkens für den Vorrang des Geistes, der Seele und der Persönlichkeit, gegen Ungeist und Vermassung“. In diesem Verständnis sah sich das Collegium Humanum als „die moralische Kraft der Zukunft für Politik, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft“. Leben wurde hier als „Lebensganzheit“ verstanden, und in diesem Sinne wurde dann sein „Vorrang“ etwa vor „der abstrakten Politik“ oder ein gesunder „Lebensschutz“ durch eine auf all diesen „Lebensgebieten“ herbeizuführende „biologische Wende“ gefordert.[14]

Haverbeck verbreitete weiterhin eine völkische Rassenlehre, die das „naturferne“ Judentum dem „erdverbundenen Wesen des deutschen Volkes“ gegenüberstellte.[15] Dieser Verein entwickelte sich zu einem Zentrum für diverse extrem rechte Gruppen und Organisationen. Das „Collegium Humanum“ einschließlich des angeschlossenen Vereins „Bauernhilfe e.V.“ wurde deshalb am 07.05.2008 durch den Bundesinnenminister verboten.[16]

1960 wurde der „Weltbund zum Schutze des Lebens BRD e.V.“ (WSL-D), der mit dem „Collegium Humanum“ eng zusammenarbeitete, von dem ehemaligen Euthanasiemediziner Walter Gmelin gegründet. Der WSL-D definierte seine Ziele folgendermaßen:[17] „Der Weltbund zum Schutze des Lebens hat sich seit 1960 uneingeschränkt für den Schutz des Lebens schlechthin eingesetzt. Für den Schutz der Natur und ihrer Artenvielfalt – aber auch für den Schutz des ungeborenen Lebens und der Völker (auch des eigenen Volkes).“ Seit 1969 erscheint als Organ des WSL-D die „Lebensschutzinformationen-Stimme des Gewissens“ (LSI) mit einer monatlichen Auflage von mehreren tausend Exemplaren. Die wichtigsten Autoren dieser Zeitschrift waren Ursula Haverbeck-Wetzel, Ernst Otto Cohrs und Werner Georg Haverbeck.[18]

Die Geheimorganisation „Europäische Befreiungsfront“ (EBF) wurde im Dezember 1969 gegründet. An ihrem Aufbau waren besonders NPD-Mitglieder beteiligt.[19] Fast alle ihre Mitglieder gehörten früher dem Ordnungsdienst der NPD an. Die EBF stellte eine „Kampfgemeinschaft europäischer Nationalisten“ und wollte den Kommunismus im Notfall auch mit Waffengewalt bekämpfen. Als Kopf der Organisation gilt der Duisburger Helmut Blatzheim, der Kontakte zu ehemaligen SS-Leuten in Belgien besaß.

Im Mai 1970 gelang es der Polizei, 20 Mitglieder der EBF festzunehmen und damit auch deren Organisationsstruktur zu zerschlagen.[20] Die 20 festgenommenen Personen stammten aus dem Raum Duisburg, Oberhausen, Köln, Düsseldorf und Minden. Sie waren 22 bis 45 Jahre alt und zum Teil Reservisten der Bundeswehr im Mannschaftsgrad. In verschiedenen Wohnungen wurden 15 Pistolen, eine Maschinenpistole, zwei Trommelrevolver und drei Gewehre sichergestellt. In einem Waldgelände im Kreis Betzdorf hatte die EBF einen Schießplatz angelegt. Schießübungen wurden auch in einem Keller in Mülheim durchgeführt. Um weitere Waffen und Munition zu erhalten, planten sie, ein Waffen- und Munitionsdepot der Bundeswehr zu überfallen.

Die Organisation war nach militärischen Gesichtspunkten gegliedert; Verstöße gegen die „Kameradschaft und Disziplin“ konnten „militärisch geahndet werden“, wobei selbst die „Liquidierung betroffener Personen“ in Betracht gezogen wurde.

Die EBF beabsichtigte, bei dem Treffen zwischen Bundeskanzler Brandt und DDR-Minister Stoph am 21.05.1970 in Kassel durch Schüsse auf die Isolatoren das gesamte Stromnetz der Stadt lahm zu legen.[21] Nach der Verhaftung der Mitglieder der EBF distanzierte sich die NPD von der Organisation.

Die Person August Haußleiter prägte die AUD als Vorsitzender maßgeblich und bestimmte in weiten Teilen auch den politischen Kurs der Partei. Im Nachkriegsdeutschland entstand schließlich auf Initiative Haußleiters die Partei Deutsche Gemeinschaft (DG), deren Politik er als Wortführer maßgeblich bestimmte. Die Partei sprach der Bundesrepublik, mit Verweis auf deren provisorischen Charakter, den Staatscharakter ab; zunächst zielte die Partei auf die Wiederherstellung des Deutschen Reiches unter Einschluss der deutschen Ostgebiete ab, wobei sie dafür insbesondere der Sowjetunion strikte Neutralität bei gleichzeitigem Verzicht auf jede Remilitarisierung anbot. Die DG bezeichnete sich als die „deutsche Freiheitsbewegung“ und erklärte sich verbunden mit den um ihre Freiheit kämpfenden Völkern in der Welt. Die DG sah sich auch als Träger eines „deutschen Sozialismus“. Parteiorgan war die Deutsche Gemeinschaft mit einer Auflage von ca. 7500 Exemplaren.

Vor seinem Engagement in der AUD war er in mehreren Parteien der extremen Rechten in der Bundesrepublik aktiv.[22]

In Bayern setzte sich Haußleiter für einen Zusammenschluss der DG mit dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) ein. Nach dem Zusammenschluss und einer Kooperationsvereinbarung für die Landtagswahlen von DG und BHE am 10. Oktober 1950 zog eine sechsköpfige DG-Fraktion in den Landtag ein – Haußleiter war bis 1952 Fraktionsvorsitzender und noch bis 1954 Mitglied des Landtags.Im Laufe des Jahres 1952 löste sich die bayerische DG-Fraktion durch Abwanderung zu anderen Parteien auf – parallel zum Verlust der Anhängerschaft unter den Vertriebenen. In Anbetracht des absehbaren Verbotes der Sozialistischen Reichspartei (SRP) initiierte Haußleiter am 4. Oktober 1952 ein Treffen mit Karl-Heinz Priester als Vorsitzendem der Deutschen Sozialen Bewegung (DSB) und SRP-Vertreter sowie mit Werner Boll von der Deutschen Reichspartei (DRP), um ein SRP-Auffangbecken nach ihrem Verbot ins Leben zu rufen.Haußleiter schrieb in dieser Zeit Beiträge für die neozistische Zeitschrift Nation und Europa. Zur Bundestagswahl 1953 rief Haußleiter das Wahlbündnis Deutsche Nationale Sammlung (DNS) ins Leben. Wichtigste Partner waren Karl-Heinz Priester (DSB) und Karl Meißner (Deutscher Block). Das Bündnis erreichte 0,3 Prozent der Stimmen.

Als sich 1965 auf das Bestreben von Hermann Schwann ein erfolgversprechendes national-neutralistisches Wahlbündnis zu bilden begann, beteiligte sich Haußleiter mit seiner DG an der AUD. Haußleiter gab seit 1967 die AUD-Parteizeitung Die Unabhängigen, die bis 1979 inhaltsgleich mit zwei Köpfen: Die Unabhängigen und Deutsche Gemeinschaft erschien, heraus.

1963 hatte die die DG Partei 2500 Mitglieder.[23] Noch auf einem Parteitag am 28. September 1963 lehnte die DG die Kooperation mit anderen Parteien ab und zeigte sich zuversichtlich, bei der Bundestagswahl 1965 in den Bundestag einzuziehen. Zu dieser Wahl trat die DG dann jedoch nicht mehr an. Als sich 1965 auf das Bestreben von Hermann Schwann ein breiteres national-neutralistisches Wahlbündnis zu bilden begann, beteiligte sich Haußleiter mit seiner DG als Bündnispartner an der zur Bundestagswahl gegründeten AUD.

Zur Europawahl 1979 bildeten die AUD, die Grüne Liste Umweltschutz, die Grüne Aktion Zukunft, die Grüne Liste-Schleswig-Holstein und kleinere Gruppen die „Sonstige politische Vereinigung Die Grünen“. Haußleiter gab die Wahlkampfzeitung Die Grünen heraus, und ab diesem Zeitpunkt erschien seine Zeitung auch mit diesem Kopf, der den früheren Kopf Deutsche Gemeinschaft ersetzte. Haußleiter wurde am 23. März 1980 als Vertreter des „wertkonservativen Flügels“ auf einem Kongress der Grünen in Saarbrücken zu einem der Sprecher der neuen Partei gewählt.

Dieter Burgmann wurde er nach verschiedenen anderen politischen Engagements Mitglied der AUD, deren bayerischer Landesvorsitzender er auch war. Als sich die AUD zugunsten der Grünen auflöste, trat auch er der neuen Partei bei. Er wurde 1980 auf der dritten Bundesversammlung in Dortmund als Nachfolger von August Haußleiter an und hatte diese Funktion bis zum November 1982 inne.

Sein langjähriger Stellvertreter Oskar Lutz besaß ebenfalls eine extrem rechte Vergangenheit. Er wurde 1949 Mitglied des BHE und war ab 1950 deren erster Kreisvorsitzender in Burgdorf. Seit 1955 war Lutz Landesverbandsvorsitzender des GB/BHE. Er gehörte in der dritten Wahlperiode von 1955 bis 1959 dem Niedersächsischen Landtag an, wo er bis September 1957 der GB/BHE-Fraktion angehörte. Danach war er wenige Monate Mitglied der FDP-GB/BHE-Fraktion, bevor er für zwei Monate fraktionslos war und er sich am 29. Oktober 1958 der DRP-Fraktion anschloss (ab 1959 war er zudem Mitglied des DRP-Parteivorstandes, 1960 stellvertretender Vorsitzender der DRP).

Nach Ende der Wahlperiode schied er aus dem Landtag aus. 1961 Austritt aus der DRP wegen deren Aufgabe des Neutralitätskurses. Mitbegründer der Deutschen Freiheitspartei 1962, dort amtierender Vorsitzender. Als sich 1965 die DFP an dem national-neutralistischen Bündnis AUD beteiligte, wurde Lutz stellvertretender Vorsitzender. 1967 trat er aus der AUD wegen deren angeblicher linker Tendenzen aus und wurde später Mitglied der CDU.

Die AUD schaffte es, den Künstler Joseph Beuys als Aushängeschild zu gewinnen.[24] Bei den Bundestagswahlen 1976 in Nordrhein-Westfalen kandidierte er als parteiloser Spitzenkandidat für die Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD), die sich als „Deutschlands erste Umweltschutzpartei“ verstand, und erhielt in seinem Wahlkreis Düsseldorf-Oberkassel 598 Stimmen (3 %). Dieses Engagement brachte ihm erhebliche Kritik ein.

Nach der Auflösung der AUD zugunsten der Grünen setzte Beuys dort sein politisches Engagement fort. Am 11. bis 12. Januar 1980 nahm Beuys am Gründungsparteitag der Grünen in Karlsruhe und am 16. Februar 1980 an deren Landesmitgliederversammlung in Wesel teil. Für den Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen eröffneten die „Grünen“ am 16. März ein Informationsbüro in Düsseldorf; Beuys gestaltete Plakate und führte eine Kampagne für die Partei durch. Seine eigenen politischen Vorstellungen konnte er bei den Grünen jedoch nicht durchsetzen und sein Engagement in der Partei nahm im Laufe der Zeit immer mehr ab.




[1] Zitiert aus Lohmar, A.: Neofaschismus, o.O. 1955, S. 15

[2] Stöss, R.: Die Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher, in: Ders. (Hrsg.): Parteien Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945-1980. Band 1. AUD-CDU, Opladen 1986, S. 310-335, hier  S. 313

[3] Ebd., S. 317

[4] Ebd., S. 316

[5] Ebd., S. 318

[6] Stöss, Die Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher, in: Ders. (Hrsg.): Parteien Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland, a.a.O., S. 326

[7] Mecklenburg, Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, a.a.O., S. 150f

[8] Stöss, Die Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher, in: Ders., Parteien Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland, a.a.O., S. 325

[9] Vgl. dazu Stöss, R.: Vom Nationalismus zum Umweltschutz. Die Deutsche Gemeinschaft/Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher im Parteiensystem der Bundesrepublik. Opladen 1980

[10] Stöss, Die Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher, in: Ders. (Hrsg.): Parteien Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland, a.a.O., S. 325

[11] Ebd., S. 332

[12] Antifa-West Bielefeld (Hrsg.): Livestyle of Hate, Bielefeld 2002, S. 4f

[13] Opitz, Neofaschismus in der Bundesrepublik, a.a.O., S. 53

[14] Ebd., S. 54

[15] Jüdische Allgemeine, 63. Jg., Nr. 36 vom 04. September 2008, S. 2

[16] www.nadir.org/nadir/periodika/aib/archiv/70/30.php

[17] Mecklenburg, Handbuch Rechtsextremismus, a.a.O., S. 64

[18] Ebd., S. 319

[19] Landesamt für Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen

[20] Neue Rhein Zeitung vom 25.05.1970

[21] Düsseldorfer Nachrichten vom 26.05.1971

[22] Stöss, R.: Vom Nationalismus zum Umweltschutz. Die Deutsche Gemeinschaft/Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher im Parteiensystem der Bundesrepublik. Opladen 1980, S. 74

[23]Stöss, R.: Vom Nationalismus zum Umweltschutz. Die Deutsche Gemeinschaft/Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher im Parteiensystem der Bundesrepublik. Opladen 1980, S. 92

[24] Stöss, Die Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher, in: Ders., Parteien Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland, a.a.O., S. 326

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