Fotos: Licht an für Bizim Bakkal - Investoren heimleuchten
In Solidarität mit von Verdrängung bedrohten Mieter*innen und Projekten zogen am 11. November 500 Menschen mit einem Laternenumzug durch den Kreuzberger Kiez.
Eine Fotoseite unter: http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/111115kiezumzug.html
Den ganzen Sommer über versammelten sich jeden Mittwoch Anwohner*innen auf der Wrangelstraße vor dem Gemüseladen Bizim Bakkal und demonstrierten für den Erhalt ihrer Nachbarschaft. Nach dem furiosen Fest "Bizim Beatz" zum Sommerende wurde der Turnus geändert: Die Versammlungen von Bizim Kiez auf der Straße finden jetzt monatlich statt. Ebenfalls monatlich lädt Bizim Kiez zum offenen Plenum im Nachbarschaftshaus ein, dazwischen tagen Arbeitsgruppen. Damit wird nicht nur der ungemütlichen Witterung Rechnung getragen, sondern auch dem Bedürfnis, intensiver an den Themen und Strategien arbeiten zu können. Und gleichzeitig findet eine Erweiterung statt – der zweite Novembermittwoch hat es gezeigt: Längst geht es nicht mehr nur um den Erhalt des Gemüseladens. Immer mehr Nachbar/innen aus von Modernisierung und Umwandlung bedrohten Häusern kommen hinzu. Und es werden immer mehr: Am 11.11. schlossen sich rund 500 Menschen dem Laternenumzug unter dem Motto "den Investoren heimleuchten" an.
Los ging es vor dem Haus Wrangelstraße 66, wo sich die Mieter/innen gegen Umwandlung in Eigentumswohnungen wehren. Das Haus steht für die Forderung, das Vorkaufsrecht des Bezirks jetzt und zukünftig als Instrument nutzbar zu machen, um den Ausverkauf des Kiezes an Investoren(gruppen) zu stoppen und günstige Mietwohnungen zu erhalten.
Zweiter Anlaufpunkt war die Wrangelstraße 77, wo sich die Mieter gegen Umwandlung, Rauskauf und Entmietung zur Wehr setzen müssen. Im EG der Gemüseladen Bizim Bakkal, dessen Betreiber noch immer keinen Vertrag hat, der ihm eine verlässliche Zukunftsplanung ermöglicht. Die Forderungen: Ein bezahlbarer und langfristiger Vertrag für Ahmet Çaliskan, und: Für alteingesessenes Kleingewerbe, bedarfsorientierte Nahversorgung und soziale Infrastruktur muss der Milieuschutz ausgeweitet und anwendbar werden.
Die nächste Station war die Manteuffelstraße 99, bekannt als "M99 – Gemischtwarenladen mit Revolutionsbedarf", dessen Betreiber HG seit Jahren mit Prozessen überzogen wird und nun kurz vor einer Zwangsräumung steht. M99 als wichtiger Teil linker Kiezgeschichte und alternativer Kultur muss erhalten bleiben – die selbstbestimmte Lebens- und Arbeitsweise, die HG sich hier als unermüdlicher politischer Aktivist im Rollstuhl aufgebaut hat, darf nicht den Profitinteressen des Hauseigentümers (Boutiquenbesitzer am KuDamm) untergeordnet werden. Keine Räumung!
Der Umzug endete am „Eiszeit-Haus“ Zeughofstraße 20, in dem ein Münchner Erbe sich als menschenliebender Denkmalschützer aufspielt, de fakto aber eine Entmietungspolitik betreibt, wie sie vielen in dieser Stadt schon lange stinkt. Die Forderung von Bizim Kiez: (Energetische) Modernisierung darf nie gegen den Willen und auf Kosten von Mietern gehen – es darf keine Aushebelung von Milieuschutz und Mieterrechten durch die Hintertür geben, keine Mieterhöhungen durch Modernisierung, die Jahrzehnte ansässige Nachbar/innen zum Auszug zwingen; und nervenzerrüttende Bautätigkeiten und Bau"missgeschicke" wie etwa gekappte Gasleitungen müssen geahndet werden. - bizim-kiez.de -