Eier auf Nazis in Erfurt
Für Eierkuchen braucht man Eier, Milch, Mehl, Öl zum Backen und Pflaumenmus zum Füllen. Am besten ist es, wenn man die Eier trennt und das Eiklar steif schlägt, bevor man es unter die anderen Zutaten zieht. Oder man wirft die Eier auf Nazis.
Eigentlich wollte ich heute meinem Enkel zeigen, wie man Eierkuchen macht. Er ist gerade zuhause ausgezogen und soll ja alleine zurechtkommen. Deswegen habe ich die guten Bio-Eier, Milch, Zucker und Pflaumenmus eingepackt und bin mit der Straßenbahn in die Stadt gefahren. Aber als ich bei ihm war, sagte er: Oma, wir gehen jetzt mal demonstrieren.
Ich hatte ja schon gehört, dass die Rechten gegen Asylbewerber demonstrieren wollte. Dass das wirklich heißt, dass Jungspunde mit Nazi-Runen auf der Jacke zusammen mit Biedermännern "Wir sind das Volk rufen" sich gegenseitig damit hochputschen, dass man alle Flüchtlinge abschieben soll, konnte ich mir vorher gar nicht vorstellen. Im Fernsehen sieht der Herr Höcke immer so nett aus. Aber eigentlich will er die kräftigen jungen Männer losschicken, damit sie zündeln gehen. Davor habe ich Angst.
Dass die Polizei so aggressiv gegen die Protestler ist, hatte mein Enkel mir schon oft erzählt, aber es ist ja was andere, das selbst mal mitzukriegen. Wir konnten gar nicht richtig demonstrieren, weil die uns überall einfach weggeschickt haben. Aber ich bin da ja stur. Wenn man auf direktem Wege nicht das kriegt, was man will, muss man sich halt was Anderes überlegen.
Das haben wir dann gemacht und statt Eierkuchen die Brandstifter und Biedermeier mit den Eiern beworfen. Wenn man 58 Jahre in Erfurt lebt, findet man schnell einen Hinterhof, von dem aus das gut geht. Ich bin richtig froh, dass wir das gemacht haben. Eierkuchen machen wir dann nächste Woche.