[HH] Silvester zum Knast

Regionen: 

Auch in Hamburg wurde der Jahreswechsel von einer Kundgebung am U-Haft Knast Holstenglacis solidarisch begleitet.

Gegen 19 Uhr wurden die Gefangenen auf der Rückseite des Knastes mit Sprechchören und einem großen Feuerwerk gegrüßt.
Ab 23 Uhr sammelten sich ca. 250 Menschen vor dem Haupteingang des Gefängnisses und zeigten mit Musik, Redebeiträgen, Grußworten von Gefangenen und Feuerwerk ihre Solidarität mit den Eingesperrten.
Von den Gefangenen und Angehörigen gab es sehr positive Reaktionen und Anteilnahme. Ein besonders inniger Gruß galt hierbei den Gefährt*innen von der Parkbank und den 129b Gefangenen.

 

Der Prozess gegen die Gefährt*innen von der Parkbank startet am 08.01.2020.

 

Kommt zur Infoverantaltung am 05.01.2020 um 17 Uhr in die Flora,

 

zur Solidemo am 07.01.2020 um 19 Uhr am Centro Soziale

 

und zur Kundgebung zum ersten Prozesstag am 08.01.2020 ab 12 Uhr Sievekingplatz.

 

Feuer und Flamme der Represson!


 

Redebeitrag

Wir stehen heute hier, weil Freund*innen, geliebte Menschen und Familie von uns hinter diesen hässlichen Mauern den Jahreswechsel erleben und wir ihnen so nah wie möglich sein wollen. Und auch weil wir diesen Staat, seine grausamen Institutionen, seine Repression nicht als Herrscher anerkennen. Vielleicht sind einige von euch auch hier, weil es sie ankotzt sich bei jeder Gelegenheit dem Konsum zu Unterwerfen, obwohl an jedem Punkt auf diesem Planeten das kapitalistische System nur Zerstörung und Verdummung produziert und ihr auf der Suche nach einer kämpferischen Perspektive seid. Hier erschaffen wir einen verbindende Moment vor dieser Mauer, der viel Wert hat in unserer solidarischen Perspektive von einer anderen Welt.

 

Wir stehen nun hier, getrennt von unseren Freunden, vor diesem Knast. Er symbolisiert wie nichts anderes das Druckmittel der Repression gegen alle Delinquent*innen und Dissident*innen. Repression ist eine logische Folge, wenn Menschen anfangen sich gegen ein System zu wehren, das auf Macht basiert. Repression ist das Druckmittel der Machthabenden und umgibt uns tagtäglich. Der alltägliche Druck und Zwang gesetzeskonform zu funktionieren. Eine Funktion von Repression ist die Trennung von einander und sie steht zwischen uns und unseren Ideen. Repression kann Angst erzeugen, davor sich zu wehren gegen Ungerechtigkeit und Machtlosigkeit. Diese Angst wollen wir nicht einfach unterdrücken sondern einen gemeinsamen Umgang damit finden. Denn wogegen wir uns zur Wehr setzen sind die Isolation, die Vereinzelung, die Konkurrenz und hierarchiebelastenden Beziehungen die uns im kapitalistischen Patriarchat auferlegt werden. Wichtig für unsere kämpferische Perspektive ist dadurch der Angriff auf Institutionen der Macht genauso wie die Art und Weise wie Beziehungen in unserer Gesellschaft erschaffen werden. Das heißt, dass die Aktion, die die Repression nach sich zieht ist genauso wichtig, wie der Umgang miteinander wenn die Repression einschlägt, beides ist ein Angriff gegen den Staat!

 

Jenseits von Konkurrenz, Hierarchie und Autorität, wollen wir immer wieder Wege erkunden wie wir miteinander umgehen möchten. Wir wollen ein gemeinschaftliches Projekt gestalten und den Umgang untereinander solidarisch angehen. Der Staat entscheidet schon zu viele Dinge unseres alltäglichen Lebens, er sollte nicht auch noch darüber bestimmen wie und wann wir solidarisch sind. Er sollte uns nicht vorgeben wer falsch und wer richtig gehandelt hat. Wir sollten nicht auf die Verdrehung der Realität durch den Staat hereinfallen oder diese auch noch übernehmen. Wir wollen jenseits der Gesetze und Ermittlungen denken. Was bringt uns das Wissen darüber wer genau was wie getan hat oder nicht? Und das auch noch innerhalb einer Schuld-Logik des Staates, in der der Staat und seine Getreuen immer die Unschuldigen sind und diejenigen, die die Normalität stören die Schuldigen.

 

Wir solidarisieren uns mit Angriffen gegen den Staat und die Unterdrückung, wir solidarisieren uns mit unseren kämpfenden Gefährt*innen und bestärken uns gegenseitig mit dieser Art von praktizierter Solidarität in den Angriffen gegen das Bestehende. Sich immer wieder zu erinnern, warum wir gegen diesen Staat sind und wofür wir einstehen wollen und welche Wege wir dafür wählen, können wir der Angst vor Repression entgegensetzen. Wir wollen einen Bruch mit dieser Welt und stehen für eine grundlegende, emanzipatorische Veränderung ein- wie könnten wir davon ausgehen, dass dies ohne Gegenwehr der Machthabenden passiert? Wie könnten wir davon ausgehen, dass es jemals Widerstand ohne Repression geben könnte? Wenn wir diesen Staat abschaffen wollen, ist es offensichtlich, dass dies Folgen haben wird. Deshalb sollten wir nicht dem Trugschluss erliegen, dass wir die Repression verhindern könnten, da sie der Grundstein dieser Gesellschaft ist. In den Momenten, in denen wir uns dazu entscheiden, uns gegen das Bestehende zu wehren, egal in welcher Form, sei es durch ohne Ticket fahren, auf eine Demo gehen, Flyer verteilen, diesen Text hier schreiben, militanten Aktionen oder sich einfach nicht an ihre Regeln halten, haben wir immer mit Repression zu rechnen. Gäbe es keine Repression und dürften wir in dieser Welt tun und lassen was wir möchten, dann müssten wir nicht gegen sie kämpfen. Deshalb lassen wir uns durch ihre Repression nicht lähmen, sondern sehen uns nur bestärkt in unseren Ideen von Freiheit.

 

Klares Programm der Repressionsbehörden ist widerständige Subjekte zu isolieren, um sie zu brechen und nicht noch mehr widerständiges Potenzial wachsen zu lassen. Das kann alle treffen. Ein Ziel des Staates ist Spaltung und Entsolidarisierung zu bewirken und genau das wollen wir verhindern. Wenn wir uns auf die Unsicherheit, aber dafür auch auf all die Freuden und die Leidenschaft die uns verbindet einlassen, können wir Momente der Freiheit erleben ohne Ohnmacht oder totale Kontrolle. Das was unsere Solidarität beinhaltet und das was wir gegen die Repression machen können, ist diesen Staat und die Unterdrückung in der wir leben anzugreifen. Angreifen in seiner institutionellen Form genauso wie in den Beziehungskonstrukten die uns aufgedrückt werden, die wir gegen solidarische Verbindungen ersetzen wollen. Der Angst vor Repression und Knast setzen wir die Aussicht entgegen, in einer anderen, solidarischen Welt in Freiheit zu leben. - Und wenn wir uns damit auseinandersetzen, dass wir nicht viel zu verlieren aber alles zu gewinnen haben, dann müssen wir uns nicht mehr einschüchtern lassen, sondern können mit erhobenem Haupt gemeinsam dem Staat und seinen Getreuen entgegentreten. Im Angriff gegen das Alte und in der Erschaffung von etwas Neuem! Solidarität begleitet uns im Alltag, ist aber insbesondere Ausdruck unserer Kämpfe. Der Kampf gegen die Isolation - für Solidarität - ist die Hauptaufgabe jeder revolutionären Praxis, denn auf Solidarität beruhen die Beziehungen, die wir zu Menschen haben möchten. Das heißt: Solidarität ist das Grundprinzip dessen wofür wir kämpfen. Solidarität ist der Kampf den wir führen und das Ziel welches wir vor Augen haben.

 

Weitere Infos und Updates findet ihr unter: parkbanksolidarity.blackblogs.org

 

webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen