10 Jahre Autonomes Blättchen
Das Autonome Blättchen feiert sein 10-jähriges! Dazu gibt es nicht nur die Jubiläumsausgabe sondern auch ein A2-Soli-Poster. Alles wie immer bei Euch im Infoladen. Das Poster gibt es auch bei https://www.black-mosquito.org/
10 Jahre Autonomes Blättchen! Krass! Wer hätte das gedacht! Und noch ein Ausrufungszeichen:! Bämm! Vor 10 Jahren haben manche von euch und von uns quasi noch in die politischen Windeln geschissen - andere kamen 2009 noch ohne Leiter über Zäune und ohne Brille bis zum Infoladen. Manche lassen das Blättchen mittlerweile links liegen, und viele haben es in den letzten Jahren erst entdeckt. Wir sind froh und ein wenig stolz, so ein lebendiges Projekt mitgestalten zu können. Wir bekommen viele positive Reaktionen und kriegen mit, dass viele Texte die fürs Blättchen geschrieben wurden, in Deutschland, Österreich und der Schweiz diskutiert werden. Das ist gut, denn wir finden, dass ein paar wichtige Debattenbeiträge in den letzten Jahren dabei waren. Schließlich sind wir als einzelne Personen und als Projekt Teil der Kämpfe, über die im Blättchen berichtet wird. Wir sind nicht die Chronist_innen dieser beschissenen Zeit. Wir demonstrieren auf den Straßen, bekämpfen Faschist_innen, schleichen Nachts durch dunkle Gassen - und hin und wieder schreiben wir Texte, fragen welche an und sammeln welche ein. Das Autonome Blättchen war immer eine Zeitung, die aus den Kämpfen entstand, die weltweit geführt werden. Wir sind ein Teil davon.
Was wir nicht übersehen können ist, dass die Verhältnisse in den letzten 10 Jahren politisch beschissener geworden sind. Unsere Mühen, unser Wissen und unsere Fähigkeiten reichen nicht für große Sprünge. Welchen Beitrag haben wir also geleistet? Haben Texte aus dem Blättchen zu einer anderern Form des Kampfes, der Sozialität und des Begreifens von Gesellschaft geführt? Wurde kritisches Bewusstsein geschaffen oder Debatten angeregt? Wir überlassen die Antwort euch, werte Leser_innen. Und perspektivisch? Welche Perspektiven sehen wir in unseren Kämpfen? Wo steht die Welt, wo stehen wir in den kommenden 10 Jahren?
Als Mutmacher gibt es jetzt schon mal das 4fache ACAB. Ja wo denn? Wie denn? Warum? Wo gab es das jemals? Vorne, hinten, in der Mitte und... im Infoladen. Denn das mittlere Plakat zum Herausnehmen, gibt es auch in Groß! Und in Farbe! Und gegen Spende! Weil es geil aussieht und damit etwas Geld reinkommt. Fragt in eurem Infoladen nach oder bestellt es bei www.black-mosquito.org Verschenkt es an Freund_innen, Eltern, Kolleg_innen und Autobesitzende. Wir greifen inhatlich mit dem Plakat sowohl die aktuellen Auseinandersetzungen um Klimapolitik, die Gelbwesten, G20-Soli, Militanz und Bullenhass auf. Da ist für Jede_n was dabei. Ok, es ist jetzt keine intellektuelle Höchstleistung geworden, stimmt. Aber für den WG-Flur sollte es reichen, oder? Eigentlich wollten wir für diese Ausgabe noch ein Glitzercover machen, unsere Lieblings-CDs dazupacken, Aufkleber reinlegen, Champagnergutscheine verteilen und so weiter. Aber das Geld fehlt. Es ist, wie es ist.
Nochmal einen Schritt zurück: Das Autonome Blättchen entstand als Teil der Soli-Arbeit für einen Genossen aus Hannover. Dieser wurde von den Bullen für einen gescheiterten Brandanschlag auf einen sehr großen reetgedeckten Pavillon verantwortlich gemacht, in dem alljährlich das Orchester der 1. Panzerdivion der Bundeswehr zum Tanze für Militarist_innen aufspielte. Zum Glück wurde das Verfahren letztendlich eingestellt - und zum Glück steckten Unbekannte das Ding ein Jahr später erfolgreich in Brand. Diese Aktion war Teil einer damals entstehenden Welle antimilitaristischer Aktivitäten in Hannover und in der BRD. Es verging einige Jahre kaum ein Woche ohne antimilitaristische Aktionen. Das Blättchen bezog sich zu Beginn schwerpunktmäßig auf diese Bewegung und machte deshalb auch weiter, als die lokale Repression wegen des doofen Pavillons versandete. Eine zeitlang gabe es noch viele lokale Bezüge zu Hannover in unserem Lieblingsmagazin. Im Laufe der Jahre änderte sich das Aussehen der Zeitung und auch die inhaltlichen Schwerpunkte immer mal wieder. Das langweilige Lay-out von heute hält sich jedoch schon eine ganze Weile. Es ermöglicht immerhin viel Text auf wenig Platz. Die Redaktion war immmer dem sozial-revolutionären autonomen Spektrum zugehörig. Aber mit den immer mal wieder wechselnden Mitgliedern gab es trotzdem auch unterschiedliche Schwerpunkte. Spätestens seit den arabischen Aufständen 2011 war das Blättchen thematisch entgültig der niedersächsischen Provinz entwachsen und wurde zu dem, was es heute ist: ein Projekt der Gegenöffentlichkeit, das politischen Aufbrüchen, sowie militanten Aktionen und Debatten Raum bietet. Aus den Augen verloren wurde etwas der poltisch-kulturelle Bereich, der früher eine größere Rolle spielte. Aber da ist das Blättchen auch ein Spiegel der Zeit...
An dieser Stelle der unvermeidliche solidarische Gruß an all die neuen Zeitungsprojekte die in letzter Zeit enstanden sind und an die alte Interim aus Berlin. In den letzten 10 Jahren haben einige Zeitungsprojekte aufgegeben. Der Informationskonsum hat sich leider bei vielen Aktivist_innen kulturell und politisch weitestgehend gegen das Konzept der Gegenöfflichkeit durchgesetzt. Wir halten weiterhin dagegen, solange das Geld für ein analoges, verdeckt hergestelltes Zeitungsprojekt reicht. Versprochen!
Es gibt ja zum Glück immer wieder miliante Aufbrüche. Es wäre schön, wenn die sich noch mehr im Blättchen wiederspiegeln würden. Dazu müsste allerdings etwas mehr geschrieben werden. Und das mal nebenbei: Wenn ihr eure Anschlagserklärung in das Blättchen haben wollt, müsst ihr es uns auch zuschicken! Ist nicht schwer. Wer heimlich Feuer legt, Farbbömbchen wirft, Nazis umnietet oder Infrastruktur sabotiert und das indymedia mitteilt, sollte es auch schaffen, uns sicher eine Mail, einen Blogkommentar oder einen Brief zu schicken. Hinterher meckern lässt uns echt kalt. Soviel dazu.
Wir fragen uns schon, warum relativ wenig geschrieben wird. Es wird kaum schriftlich debattiert. Ist die Verstümmelung der Denk- und Ausdrucksweise durch die Smartifizierung daran schuld, wie einige von uns befürchten? Wie ensteht ein sich stärkendes Miteinander von Debatte und Handlung, von Theorie und Praxis? Ja, durch das dialektische Verhältnis zueinander, schon klar. Aber bitteschön: Her mit den Berichten aus der Praxis und her mit den Debattenbeiträgen! Uns fehlt zu so Vielem eine Einschätzung oder wenigstens ein Bericht, der nicht aus bürgerlicher Perspektive erzählt wird. Es gäbe genug zu betrachten. Wir erleben gerade das finale Scheitern der "Revolutionen von oben". Was in Venezuala gescheitert war, ist jetzt in Bolivien zum erputschten Sieg der Rechten geworden. Es sollte jetzt auch den Letzten klar werden, dass es keine revolutionäre Machtübernahme eines Staates geben kann, die in unserem Sinne wäre. Darüber müssen wir nicht diskutieren - aber wir wollen gerne wissen und verstehen was zur Zeit in Südamerika los ist. Ein paar Betrachtungen über den Auftsand in Chile haben uns zum Glück erreicht. Was ist mit Hong-Kong, wo so viele Leute ihre Freiheit und ihr Leben riskieren? Wir suchen wieterhin Texte dazu. Wie sieht die Situation in Rojava aus, nachdem die Türkei einmarschiert ist? In den bürgerlichen Medien herrscht dazu eisernes Schweigen, damit Erdogan sich nicht ärgert. Wir wünschen ihm übrigens den Tod an den Hals, ohne mit der Wimper zu zucken. Und wir hätten gerne mehr Texte zur Diskussion über die Klimaveränderungen und ihre gesellschaftlichen Folgen. Dieses politische Feld nicht zu beackern, wäre ein Fehler, denken wir.
In diesem Heft findet ihr spannendes zu vielen Themen. Ein Blick ins Inhaltverzeichnis dürfte überzeugen.
Wir bekommen ja einiges zugeschickt, was wir nicht abdrucken. Zum Jubiläum gönnen wir euch einen kleinen Einblick in unser Geheimarchiv. Im Heft findest du ausgewählte Sätze und Texte die wir allein im Laufe der letzten Monate zugeschickt bekommen haben und die wir nicht abgedruckt haben. Wir bekommen oft verwirrende Texte zugeschickt und wollen euch mal einen Eindruck vermitteln. Aber dies soll kein Dissen derjeingen sein, die sie uns schicken - oft sind die Textfragmente irritierend unterhaltsam oder beklemmend - manchmal will man uns auch nur verhohnepiepeln. Aber lest selbst die Nachrichten aus der Zwischenwelt.
Achso, wegen chronischen Geldmangels reduzieren wir die Auflage etwas. Wenn bei euch also ein paar Exemplare weniger ankommen, seid nicht allzu traurig, sondern spendet, spendet, spendet.
Inhalt:
- Widerstand gegen Abschiebebehörde!
- Von Parkbänken
- Die Knastgesellschaft meucheln
- Chile – Die Wut hat kein Ende
- Athen: Feuerangriff auf Polizeistation
- Im Iran wird es keine Versöhnung mehr geben
- Vonovia den Kampf ansagen!
- Sozialrevolutionäre Stadtentwicklung
- Feuer auf Großbaustelle der CG-Gruppe
- Grüße aus Connewitz
- Verbotsandrohung gegen de.indymedia.org
- [LE] Fight Cops
- [H] Farbe und Kleber für die AfD
- Brief einer anarchistischen Internationalistin
- Munitionshersteller angezündet
- Unser Kampf bedeutet Frieden
- Kriegsprofitierende sabotieren!
- Feuer und Flamme den Immobilienhaien
- Burn all prisons and those who build them
- Wagen von Johnson Control brennt
- Keine Räumung ohne Folgen: Squatting-Days in Freiburg
- Nachrichten aus der Zwischenwelt
- „Die Nudelwochen sind vorbei“…
- Wie der Staat mordet
- Erweiterte DNA-Analyse
- Bure/F: Die Rückkehr der Eulen
- [B] Tu Mal Wat mit Feuer
- [B] Tu Mal Wat für Ende Geländewagen
- CLIMATE CRIMES
- Klimapolitik – noch schlechter als ihr Ruf
- Der Gig-Economy die Luft rauslassen – UBER plätten!
- Direct action for future