(Deutsche) Täter, keine Helden
Anfang Dezember wurden erneut im ländlichen Raum des nördlichen Niedersachsens zahlreiche Kriegerdenkmäler verschönert.
Diese Kriegerdenkmäler stehen nicht nur symbolisch für die unaufgearbeitete Vergangenheit des Nationalsozialismus in Deutschland. Betrauert werden die deutschen Soldaten, egal ob Wehrmachts- oder SS-Soldaten, egal ob Kriegsverbrecher oder Mitwisser. Oft als Helden und Beschützer bezeichnet. So werden die Formulierungen der NS-Propaganda, wonach der Zweite Weltkrieg lediglich ein Verteidigungskrieg war, fortgesetzt. Der Fakt, dass (potentielle) Kriegsverbrecher sprachlich in einen Mantel der Unschuld gehüllt werden, ist als Teil des Mythos der „sauberen Wehrmacht“ zu verstehen. Dieser Mythos ist zwar wissenschaftlich und historisch widerlegt, aber in dörflichen und familiären Kontexten weiterhin vorherrschend.
Das unbehelligte Fortbestehen der Kriegerdenkmäler drückt das Weiterleben eines revisionistischen Geschichtsverständnisses aus. Diese Problematik zeichnet sich insbesondere auch darin ab, dass im dörflichen Kontext die Kriegerdenkmäler die einzigen Denkmäler sind, die an die Geschehnisse des Nationalsozialismus erinnern. Nur die deutschen Opfer werden betrauert. Die Verfolgung von und Morde an Jüdinnen und Juden, Widerstandskämpfer*Innen und Angehörige anderer Minderheiten, die im gesamten sogenannten 3. Reich und somit auch in jedem Dorf stattfanden, finden keine Erwähnung.
Wir beschmutzen die vermeintliche Ehre dieser deutschen Soldaten, um auf die weitläufige Verklärung des Nationalsozialismus aufmerksam zu machen. Gleichzeitig ist dies ein Aufruf, es uns gleich zu tun, die regionale Geschichtsverklärung zu korrigieren und keine Versöhnung mit der NS-Vergangenheit zuzulassen.
Kein Vergeben, kein Vergessen.