Gedenken an Matthias Domaschk in Jena
Am Samstag, 12. April 2025, haben wir uns auf dem Jenaer Nordfriedhof getroffen und an Matthias Domaschk gedacht. Matthias kam aus der alternativen und oppositionelle Szene von Jena der 1970er Jahre und starb am 12. April 1981 im Stasi-Knast von Gera. Es folgt ein Bericht über unser bewegendes Treffen.
Am Samstag, 12. April 2025, war der 44. Todestag von Matthias Domaschk. Matthias, der in den 1970er Jahren in der alternativen und oppositionellen Szene rund um die JG Stadtmitte Jena aktiv war, kam am 12. April 1981 im Stasi-Knast in Gera zu Tode.
Als Gruppe von Freund:innen und Mitstreiter:innen haben wir uns am Grab von Matthias auf dem Jenaer Nordfriedhof getroffen, um an ihn zu erinnern und ins Gespräch zu kommen. Wir haben uns über das Leben und die Todesumstände von Matthias, die Jenaer Szene der 1970er und 1980er Jahre und den weiteren Weg vom Matthias‘ Freund Blase unterhalten.
Renate Ellmenreich, die ehemalige Partnerin von Matthias und Mutter des gemeinsamen Kindes, die seit dem Tod von Matthias für Aufklärung, Gerechtigkeit und Anerkennung kämpft, hat uns einen Gruß geschickt.
„Liebe Freunde, danke, dass ihr euch an Matz erinnert und die Ideen, für die er gelebt hat, weitergebt. Sein Vermächtnis – unsere Lebenskraft für eine bessere Welt einzusetzen und sich nicht verbiegen zu lassen – bleibt weiterhin aktuell. Sein Motto (von Albert Camus): In nichts nachgeben, was die Gerechtigkeit betrifft, und auf nichts verzichten, was die Freiheit angeht. La lotta continua!“
Auch Matthias‘ Tochter Julia hat uns ein paar Worte geschickt, über die wir uns sehr gefreut haben.
„Herzliche Grüße an dich und deine Freunde und Mitstreiter, richte meinen Dank aus, dass ihr euch die Zeit für das Gedenken nehmt! Ich finde es schön zu wissen, dass sich Menschen an Mathias und sein Leben erinnern und er damit nicht verschwindet. So bleibt er in dieser Welt.“
Teil unserer Gruppe waren ein Genosse von Conny Wessmann, die im November 1989 in Göttingen von der Polizei ermordet wurde, und ein Freund von Silvio Meier, der im November 1992 in Berlin von Neonazis getötet wurde. Sie haben uns erzählt, unter welchen Umständen Conny und Silvio zu Tode gekommen sind, was das mit der Bewegung gemacht hat, wie heute an sie erinnert wird und was ihr Tod für sie persönlich bedeutet.
Der Austausch am Grab von Matthias war daher für uns alle sehr bewegend. Am Ende haben wir Blumen, darunter auch rote Nelken, und Kerzen am Grab aufgestellt und Bilder für die Familie gemacht.
Im Anschluss konnten wir in einer befreundeten WG Kaffee trinken und uns weiter austauschen. Der nächste Todestag von Matthias, nämlich der 45., fällt am 12. April 2026 auf einen Sonntag. In unserer Diskussion kam die Idee auf, nächstes Jahr eine größere Veranstaltung gemeinsam mit der Familie und anderen engagierten Menschen zu machen.
Viele liebe Grüße und einen großen Dank an Renate, Julia, die gastfreundliche WG und das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“.
Zum Weiterlesen:
Ein kurzer Artikel aus antiautoritär-linker Perspektive: https://direkteaktion.org/ihr-habt-matthias-domaschk-ermordet/
Das Buch „Jena-Paradies. Die letzte Reise des Matthias Domaschk“ von Peter Wensierski, erschienen 2023 im Ch. Links Verlag.
