Stellungnahme zum Auftritt Shinigamis im ZAKK
Diese Angriffe sollen uns als vermeintliche Bedrohung darstellen, die einem „lieben und netten Menschen“ schaden wollen. Doch wir möchten unmissverständlich klarstellen, dass es uns nicht primär um die Person hinter dem Künstler Shinigami geht, sondern vielmehr um die Tatsache, dass das ZAKK, als ein Raum, der sich selbst als Safe Space für queere Menschen bezeichnet, diesen Künstler auftreten lässt.
Deutschrap, zeichnet sich durch die Verherrlichung patriarchaler Strukturen, Gewalt und die fortwährende Herabwürdigung von Frauen, queeren Menschen und anderen marginalisierten Gruppen aus. Shinigami selbst beschreibt sich als „Straßenrapper“, was im Klartext bedeutet, dass er ein Leben voller Gewalt, Ausgrenzung und Hass glorifiziert – vor allem gegenüber gesellschaftlich marginalisierten Gruppen wie queeren Menschen, Frauen und bestimmten Menschen mit Migrationshintergrund. Diese Haltung ist nicht nur problematisch, sondern gefährlich, da sie explizit zur Gewaltanwendung gegen Schwächere aufruft und die cis-heteronormativen, kolonialen und patriarchal-kapitalistischen Strukturen in der Gesellschaft weiter festigt. Auch im Bereich Anime-Rap hat er bewusst gewaltverherrlichende Elemente gewählt, die ihn in starken Kontrast zu den anderen Künstler:innen des geplanten Konzerts setzen.
Deutschrap ist in vielen Fällen stark von hegemonialen, weißen, cis-heteronormativen Vorstellungen durchzogen, die sich in den Texten und der gesamten Ästhetik der Szene manifestieren. Die „Männlichkeit“, die dort zelebriert wird, ist häufig eng verbunden mit Gewalt, Machismo, Homophobie, Kriminalität und einem überholten, toxischen Bild von Heteronormativität. Diese Narrative bauen eine Hierarchie auf, in der cis-heterosexuelle Männer als das Maß aller Dinge gelten, während alle anderen – Frauen, queere, nicht-binäre und körperlich benachteiligte – als „anders“ oder minderwertig dargestellt werden. Diese toxische Maskulinität ist nicht nur Ausdruck von Intoleranz, sondern dient dem gezielten Aufbau eines gewaltbereiten Netzwerks, das sich gegen alle richtet, die nicht in dieses hegemoniale Weltbild passen.
In den Telegram- und WhatsApp-Gruppen, in denen Shinigami und seine Anhänger:innen aktiv sind, wird nicht nur Hass gegen uns und andere marginalisierte Gruppen verbreitet, sondern auch explizit Nazisprech in der antifeministischen und queerfeindlichen Rhetorik verwendet. Diese Sprache ist nicht nur Ausdruck von Intoleranz, sondern trägt auch dazu bei, die gesellschaftlichen Strukturen von Macht, Diskriminierung, Unterdrückung und Ausgrenzung weiter zu verfestigen und eine Kultur der Gewalt zu fördern. Dass diese Menschen nun auch in einem Kulturzentrum wie dem ZAKK eine Plattform bekommen sollen, widerspricht fundamental den Werten eines Safe Spaces und stellt eine direkte Bedrohung für die Sicherheit und den Schutz aller Menschen dar, die sich diesem Weltbild entgegenstellen.
Ein weiterer problematischer Aspekt der Shinigami-Fanbase ist die Selbstbezeichnung als „Clan“ und „Familie“. Diese Terminologie ist nicht nur eine romantisierte Darstellung von Gemeinschaft, sondern schafft auch eine autoritäre, hierarchische Struktur, die sich eng an patriarchale und oft gewalttätige Dynamiken anlehnt. Der Begriff „Clan“ evoziert Bilder von exklusiven, teilweise gewalttätigen Gruppen, die sich über ihre Zugehörigkeit und Loyalität definieren. In einer solchen Struktur zählt nur die Zugehörigkeit zur „richtigen“ Gruppe, während alle anderen – insbesondere Menschen, die nicht in diese exklusiven Normen passen – als Außenseiter:innen oder Feindbilder betrachtet werden. Diese Denkweise kann zu einer gefährlichen Bindung führen, bei der individuelle Verantwortung und Reflexion zugunsten eines unkritischen, gruppenbezogenen Zusammenhalts in den Hintergrund treten. Die Vorstellung einer „Familie“ in diesem Kontext verstärkt zudem die Idee einer geschlossenen, in sich selbst gefestigten Gemeinschaft, die nach außen hin wenig Raum für andere Perspektiven lässt und potenziell Diskriminierung und Gewalt innerhalb der „Familie“ toleriert oder sogar legitimiert. Diese Art der Gemeinschaftsbildung ist alles andere als inklusiv und widerspricht den Grundwerten von Solidarität und Respekt gegenüber all jenen, die sich von patriarchalen, heteronormativen und queerfeindlichen Strukturen befreien wollen.
Wenn Shinigami oder seine Anhänger:innen ihre Haltung in anderen Locations ausleben wollen, wäre uns das ebenfalls nicht egal, aber es wäre nicht so schockierend wie ein Auftritt in einem Kulturzentrum, das sich für die Rechte von queeren und anderen marginalisierten Menschen einsetzen sollte. Wir hatten daher bereits am 6. Dezember 2024 in einem vertrauensvollen Schreiben an die Leitung des ZAKK appelliert, um auf die Problematik aufmerksam zu machen – jedoch ohne jegliche Reaktion. Auch nach unserem Telefonat am 13. Dezember und einer weiteren E-Mail am 15. Dezember, in der wir Screenshots aus den Telegram- und WhatsApp-Gruppen beilegten, blieb die Kommunikation aus. Zwei Wochen später wandten wir uns an Personen in der Verwaltung der Stadt Düsseldorf, die unserer Meinung nach für die Aufsicht des Hauses zuständig sind, und auch hier erfolgte keinerlei Reaktion.
Es ist zudem wichtig zu betonen, dass es keinerlei direkten Kontakt zu Shinigami oder seinem angeblichen Label gibt. Beide sind ausschließlich über soziale Netzwerke zu erreichen, doch auch dort wurden alle Kontaktversuche ignoriert. Was uns nun jedoch besonders schockiert, ist die Tatsache, dass unsere letzte E-Mail von Shinigami in den sozialen Medien verbreitet wurde – ein Akt, der nur dadurch möglich war, dass die Verantwortlichen im ZAKK diese Nachricht an ihn weitergeleitet haben. Dieser Vertrauensbruch ist nicht nur schwerwiegender Natur, sondern zeigt auch, wie wenig Wert auf transparente und respektvolle Kommunikation gelegt wird.
Warum wurde mit uns nicht das Gespräch gesucht, obwohl von unserer Seite aus zu jeder Zeit das Angebot gemacht wurde? Warum bekommen wir statt eines Dialogs Shinigamis Anhänger:innen und die staatlichen Repressionsorganen gegen uns gehetzt? Warum startet die Hetzjagd in den sozialen Medien nur einen Tag, nachdem von unserer Seite aus wieder per Telefon Kontakt mit der Verwaltung im ZAKK gesucht wurde? Diese Fragen bleiben unbeantwortet und werfen einen Schatten auf die Haltung des ZAKK zu Fragen von Diskriminierung, Gewalt und dem Schutz von marginalisierten Gemeinschaften. In einer Welt, in der die rechten Kräfte mit Populisten wie Trump, Kickl und Merz wieder an Einfluss gewinnen, wird es immer schwieriger, queeren und anderen marginalisierten Gruppen sichere Räume zu bieten. Der Anstieg an Hass und Feindseligkeit gegenüber queeren Menschen ist längst spürbar, und es wird zunehmend klarer, dass eine Auseinandersetzung mit diesen Kräften in unserer Gesellschaft nicht ohne Risiko und ohne Widerstand möglich ist.
Wir als antifaschistisches und queerfeministisches Kollektiv wissen, dass es nicht nur darum geht, uns gegen Angriffe zu verteidigen, sondern auch aktiv für die Schaffung und den Erhalt sicherer Räume für alle marginalisierten Menschen einzutreten. Es geht um mehr als nur den Schutz von queeren und weiblichen Identitäten – es geht darum, dem weit verbreiteten Hass und der Gewalt entgegenzutreten, die in vielen gesellschaftlichen Strukturen fest verankert sind, insbesondere in kolonialen, rassistischen, patriarchalen und cis-heteronormativen Systemen. Wir werden uns nicht davon abhalten lassen, für eine Gesellschaft zu kämpfen, die auf Gleichberechtigung, Solidarität, Respekt und antirassistischen Werten basiert.