Filmabend an den Medienaktivisten Steffen Meyn
Der Film erinnert an einen Medienaktivisten, der seine Sympathie mit den Besetzer*nnen nie verleugnete und trotzdem seine Kritikfähigkeit nicht verloren hatte.
Am 19. September 2019 stürzte Steffen Meyn, Student der Medienakademie Köln, im Hambacher Forst von einem Baum in den Tod. Er wollte eine Langzeit-Dokumentation über die Besetzung des Waldes im Rheinischen Braunkohlerevier drehen. An dem Tag fand ein Polizeieinsatz im Hambacher Forst statt, den er aus einem Baumhaus dokumentieren wollte. Vier Jahre nach seinen Tod haben FreundInnen und Kommiliton*nnen mit dem Film
„Vergiss Meyn nicht“ seine Arbeit vollendet. Sie verwenden Meyns Filmmaterial und ergänzen es durch Interviews mit BesetzerInnen.
Der Film gibt auch einen guten Einblick in die Szene der akademischen Linken, die teilweise über längere Zeit im Hambacher Forst lebten. Einige sind noch weiter politisch aktiv. Sie heroisieren diese Zeit nicht und sprechen in den Interviews auch über die Auseinandersetzungen unter den Besetzer*nnen. Denn das Camp war natürlich kein gewaltfreier Raum, vielmehr kamen dort die gesellschaftlichen Widersprüche besonders deutlich zum Ausdruck. Im „Hambi“ sammelten sich auch unterschiedliche Menschen, die mit und in der Gesellschaft nicht zurechtkamen. Viele brachten ihre Konflikte und Probleme mit. Darüber berichten die BesetzerInnen.
Am Schluss des Films wird weiterer Besetzer*nnen gedacht, die inzwischen gestorben sind. Auch über sie hätte man gern mehr erfahren. Am 23. September 2023 gab es im Hambacher Forst eine Gedenkfeier für mehrere KlimaaktivistInnen, die mittlerweile nicht mehr leben. Ende Juli wurde bekannt, dass Eva-Maria Steiger, die 2017 und 2018 als Lobo im Hambacher Forst aktiv war, getötet wurde. Im Jahr 2018 schloss sie sich unter dem Namen Elefteria den Frauenverteidigungseinheiten YPJ in West-Kurdistan im Kampf gegen den IS an und wurde 2019 durch türkische Luftangriffe auf die PKK im irakischen Teil Südkurdistans getötet. Am 26. September wäre sie 35 Jahre alt geworden. Bei der Gedenkfeier wurden auch Einblicke in das Leben und den Widerstand weiterer Aktivist*innen gegeben, die im „Hambi“ als Elf und Waka, Mogli, Mike und Anna Campbell, Camil, Moss und Rebe bekannt waren. In anschließenden Gesprächen ergänzten Anwesende, dass sie unter anderem auch Arielle, Rio, Petra und Andy aus länger zurückliegenden Zeiten der Waldbesetzung in das Gedenken einschlossen.
Der Film ist auch ein Stück aktive Gedenkarbeit an die vielen Menschen, die im Kampf gegen die kapitalistischen Zustände gestorben sind.
Sie leben weiter in unseren kämpfen, wenn wir an sie denken, sich mit ihren Leben auseinandersetzen. Der Film Vergiß Meyn nicht, gibt hierzu Gelegenheit.