Kurzbericht der Kundgebung gegen den antisemitischen Anschlag in Halle

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Am 9. Oktober, ein Tag nach dem rechtsterroristischen Anschlag in Halle, haben sich Duisburger AntifaschistInnen in der Innenstadt unter dem Motto „Den rechten Terror stoppen!“ versammelt.

 

Den rechten Terror stoppen!
Unsere Haltung ist klar: die Nazis morden und der rechte Terror wird solange weitergehen, bis alle Nazi-Organisationen zerschlagen worden sind. 

Wir werden immer auf der Straße sein, wenn Menschen ermordet werden. Wir werden nicht tatenlos zusehen, wenn Nazis morden. 

Der Nazi Stephan Balliet ist kein Einzeltäter. Denn die militanten und terroristischen Nazistrukturen formieren sich seit Jahren im Schatten der AFD. 

Wir sind der Meinung, dass es nur zwei Optionen in dieser Zeit gibt: entweder aktiv und organisiert den antifaschistischen Kampf führen oder tatenlos zusehen, wie alles schlimmer wird. 

Alerta! Kämpfen wir!

Hier dokumentieren wir unsere Rede bezüglich des Attentats in Halle:

Nur knapp konnte gestern ein antisemitisch motivierter Massenmord vereitelt werden. Als der Rechtsextremist Stephan B. gestern in Halle bewaffnet vor der Synagoge stand, befanden sich drin um die 80 Menschen, um den jüdischen Feiertag Jom Kippur zu begehen. Nur eine gut verschlossene Tür hinderte den Neonazi daran ein großes Massaker anzurichten.

Dennoch müssen wir den Tod zweier Menschen beklagen. Als der Attentäter nicht in die Synagoge gelang, eröffnete er das Feuer auf der Straße und tötete eine Frau und einen Mann. Zwei weitere Menschen wurden mit schweren Schussverletzungen ins Krankenhaus geliefert. 

* Der gestrige Anschlag ist die traurige Fortsetzung einer Reihe von rassistischen Mord- und Terroranschlägen allein in diesem Jahr. In der Silvesternacht begann ein Rassist eine Amokfahrt und versuchte in Essen und Bottrop gezielt Migrantinnen und Migranten zu überfahren

* Im März folgte das blutige Attentat in Christchurch/Neuseeland auf zwei Moscheen, bei dem über 50 Menschen starben. Der Attentäter hatte Kontakte zu den Rassisten der Identitären Bewegung

* Im April drang ein bewaffneter Neonazi in den USA in eine Synagoge ein und tötete eine Frau. Probleme am Gewähr verhinderten schlimmeres

* Nur wenige Tage vorher versuchte ein anderer Extremist Muslime mit seinem Auto zu überfahren

* Anfang August wurden in den USA 22 Menschen in einem Einkaufszentrum von einem Rechtsterroristen erschossen

* In Norwegen scheiterte glücklicherweise ein Rassist bei dem Versuch ein Massaker in einer Moschee anzurichten. Der mutige Widerstand eines Gottesdienstbesuchers hinderte ihn daran

* Nicht zu vergessen, wir waren vor wenigen Monaten wieder her auf der Straße, weil der Neonazi Stephan Ernst gezielte den CDU-Politiker Walter Lübcke in Hessen hinrichtete

Diese Liste ist trauriger weise nicht annähernd vollständig. 
Obwohl wir immer detaillierter wissen, dass Neonazis in Deutschland organisiert, vernetzt und bewaffnet sind, obwohl immer bekannter wird, dass diese Nazis auch bis tief in die staatlichen Behörden hinein verankert sind und sich ein Teil von ihnen auf einen Bürgerkrieg einstellen, wird der Rechtsterrorist Stephan B. innerhalb kürzester Zeit als Einzeltäter eingeordnet. 

Dies ist in Deutschland von Seiten der Medien, Politiker und der Polizei mittlerweile Gang und Gebe. Dieses Muster kennen wir mindestens seit dem Oktoberfestanschlag von 1980. Psychisch labil und allein agierend will man in Deutschland seine rassistischen Attentäter. Hauptsache man sieht sich nicht genötigt gegen die organisierten Strukturen der extremen Rechten effektiv vorzugehen. 

Doch auch wenn Stephan B gestern allein mordete, keinen Befehl erhielt und sich keine rechte Gruppierung zu dem Attentat bisher bekannte, heißt das verdammt noch mal nicht, dass er ein Einzeltäter war!

Schon lange ist bekannt, dass die Rechtsterroristen heute dem Konzept des führerlosen Widerstandes nachgehen. In einem solchen Konzept wird es keine Bekennerschreiben einer Gruppe geben. Die Täter können initiativ und unabhängig agieren. Es besteht Konsens über Aktionsform und Anschlagsziele. Vernetzt sind sie dennoch, über E-Mails, Rechtsrockkonzerte, Konferenzen, Zeitungen und weiteres. Unterschlupf, Fahrzeug, Waffen und Geld erhalten sie häufig über die üblichen Strukturen aus faschistischen Parteien und Kameradschaften. 

Bertholt Brecht frage in seinem Gedicht „die Frage eines lesenen Arbeiters“ ob Caesar die Gallier alleine schlug und ob er nicht wenigstens einen Koch dabei hatte. Wir können heute fragen:

Der Rechtsterrorist tötet. Er allein? War er nicht wenigstens in einer Telegram-Chatgruppe?

Klar ist, dass hinter einer solchen Tat mindestens ein ideologisches Umfeld steckte, welches den Boden für diese Tat ebnete. Es würde uns nicht überraschen, wenn wir in den nächsten Tagen erfahren mit welchen anderen Neonazis Stephan B. so alles Kontakt hatte.

Wir lassen uns nicht mit der These des Einzeltäters abspeisen. Der Anschlag gestern in Halle war ein Teil des immer stärker an die Öffentlichkeit gehenden Rechtsterrorismus. 

Wir rufen alle dazu auf sich aktiv gegen Rechts zu engagieren und zu organisieren!

Keine Chance den Faschisten, islamophoben Rassisten und Antisemiten!

Wir als Offenes Antifaschistisches Treffen Duisburg organisieren seit einem Jahr aktiv den Kampf gegen Rechts in Duisburg und Umgebung. Wir verstehen uns nicht als eine feste und geschlossene Gruppe, sondern als eine antifaschistische Plattform, in dem jeder und jede sich einbringen kann und sollte.

An dieser Stelle möchten wir am Ende unserer Rede folgendes betonen:

Die jüngsten Entwicklungen sind sehr Besorgnis erregend.

Der Kampf gegen Faschismus und Deutschland muss organisiert werden.

Wir rufen jeden Arbeiter und jede Arbeiterin, jeden Schüler und Schülerin, Arbeitslose, StudentInnen und Auszubildende auf sich antifaschistisch zu organisieren!

Wer wenn nicht wir?
Wann wenn nicht jetzt?

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