bring your own bodyguard...
Ich veröffentliche an dieser Stelle einen offenen Brief, in dem ich meine persönliche Erfahrung, an einem Abend in der Köpi beschreibe und kritisch Stellung beziehe. Die darin beschriebene Thematik, taucht zumindest in meinem Bekanntenkreis, in Bezug zur Köpi, nicht das erste mal auf. Deshalb habe ich mich entschieden offen und transparent damit umzugehen. Eine offene Auseinandersetzung mit Problemen ermöglicht schließlich erst Lösungsansätze. Natürlich nur wenn das Problem als Problem wahrgenommen wird, wenn nicht bleibt halt alles so wie es ist, zumindest wissen aber die Leute die keine Lust auf sowas haben dann Bescheid und können sich gegen einen Besuch entscheiden.
Werte 25 Jahre-Köpi-Party-Crew,
Dies ist ein offener Brief, der sich auf die Party vom 21.2.2015 bezieht.
Neben mehreren sexistischen Bedrängungen wurde unter anderem mein Telefon geklaut. Ansprechpartner_innen fand ich weder für das eine noch für das andere. Hilfe im Publikum gab es auch nicht, schließlich waren die meisten dann doch damit beschäftigt Ihre Ellenbogen auszufahren und darauf zu scheißen das der Typ neben ihnen, der Frau, neben an, sein Glied an den Po drückt und Ihr von Hinten an die Brust greift. Kein Nachfragen, kein Eingreifen, kein Hinsehen.
Kein Einzelfall! In der Konsequenz mussten mehrere Menschen die Veranstaltung verlassen, da Sie weder Hilfe fanden noch bereit waren sich weiterhin solchen Situationen auszusetzen.
Die Köpi tangierte das offensichtlich nicht, vermutlich wurde es, von den Organisator_innen, nicht mal registriert. Kein Wunder, denn es gab ja auch keine Anprechpartner_innen, die hätten informiert werden können. Diese Vorfälle fallen jetzt einfach unter den Tisch, ihr könntet also einfach so tun als wenn Sie nicht passiert wären denn es hat Sie ja kein_r gemeldet. Schön bequem.
In Wirklichkeit sind sie aber doch passiert und konnten euch nicht zugetragen werden weil nicht klar war wer hätte angesprochen werden können. Das bedeutet, es gab eine Dunkelziffer von Übergriffen von denen Ihr nichts wisst, weil es keine Verantwortlichen gab die es hätten Erfahren können. Was die Frage aufwirft ob Ihr es nicht wissen wolltet, denn wenn dem nicht so wäre hättet Ihr euch eine Strategie für dieses Thema überlegt oder spätestens in dem Momenten wo es gehäuft passierte, reagiert. Dazu hättet Ihr aber hinschauen müssen.
Nach einiger Suche und dem direkten Einfordern von Verantwortlichen, wurde ich von Person x zu Person y gereicht und darauf verwiesen, das die Leute an der Bar dafür Zuständig seien. Toll, was für eine grandiose Lösung. (Achtung Ironie) Ich bewege mich auf einem völlig Überfüllten Floor, kämpfe mich zur Überfüllten Bar und versuche dort, wenn ich endlich dran bin, in extremer Lautstärke mein Problem zu schildern. Die Person, um die es ging, hat in der letzten halben Stunde die nächsten 10 Menschen begrabscht und hängt schon ganz woanders rum.
Nachdem dann, in meinem Fall, nach ewigem hin und her, „Ansprechpartner_innen“ gefunden wurden, wurde zwar diskutiert aber Lösungen gab es keine. Anstatt dessen durfte ich mir von Menschen am Infopunkt anhören das ich halt woanders hingehen soll wenn ich ein Problem damit hab angegrabscht zu werden. Gehts noch? Die Person behauptete in der Köpi zu wohnen.
Zudem wurde ich von verschiedenen Menschen aufs Plenum verwiesen. Auch ein toller Ansatz, wir gehen jetzt mal nicht mit dem Problem um sondern ignorieren es und besprechen dann bei Kaffee und Bier? Wieder ein klares Statement, das es scheinbar kein Anliegen für einen safen Raum gibt. Grundsätzlich war es für niemanden von uns erkennbar, wer überhaupt Ansprechbar ist, der Infopunkt war zeitweilig nicht mal besetzt. Großartig war auch das Kommentar einer Person, die sich auch als Orga-Mensch ausgab. Wir sind selbst Schuld, wir hätten das sofort melden müssen. Spannend, genau das haben wir ja gemacht, sind aber kläglich gescheitert, was nicht zuletzt an der Transparenzlosigkeit und der Unfähigkeit von, teilweise Betrunkenen Menschen in der Orgacrew lag.
Welches Fazit lässt sich daraus ziehen? Ich kann mich nicht in der Köpi bewegen, da ich dort sexueller Bedrängung und Diebstahlsituationen ausgeliefert bin, die weder vom Publikum noch von der Orga-Crew Registriert werden noch irgendwelche Hilfe geleistet wird. Alternativ kann ich mir natürlich meinen eigenen Schutz mit zur Party bringen, großartig!
Ich bin einmal mehr verblüfft über die Wandlungen der Köpi. Im Jahr 2007 habe ich mich gerne den Erhalt der Köpi eingesetzt, Heute frage ich mich was aus diesem Ort geworden ist. Ich besuche die Köpi seit mittlerweile 13 Jahren, Heute muss ich diesen Raum verlassen, weil mir deutlich aufgezeigt wurde das es kein Interesse daran gibt das ich mich dort bewegen kann. Ich habe niemanden verletzt oder sonst irgendwelchen Schaden verursacht. Ich habe getanzt wurde angegrabscht, beklaut und mit all dem, von der Köpi, allein gelassen. Ich bin ziemlich wütend und es macht mich echt traurig, das sich die Perspektive und das Selbstverständnis der Köpi dahingehend verschoben hat.
Fairnesshalber sollten die Menschen, die Eintritt zahlen um 25Jahre Köpi zu feiern, vorab darüber informiert werden das Sie diesen Ort auf eigene Gefahr hin besuchen, und keine Hilfe, von Seite der Veranstaltenden, erwarten können.
Grüße
Dani
Ergänzungen
s.o.
Ein Glück, ich bin nicht betroffen! Weder wurde ich belästigt noch bestohlen. Weder habe ich Täterschutz betrieben, noch eine Verantwortung übernommen die mir zu viel war. Und schon garnicht habe ich nen Kommentar gepostet der die Welt in drei Sätzen schnell mal mit einem entweder-oder Schema erklärt...
De facto ist es eine sehr grosse Herausforderung in einem Raum ohne klare Strukturen die Sicherheit und Annehmlichkeit für alle zu garantieren. Und wer Versäumnisse bei diesem Versuch dokumentiert, wie die Autorin des Artikels der tut uns einen Gefallen im Sinne der Erörterung eines realen Problems das die restautonome Szene nunmal hat und immer hatte. Wir werden das nicht mal eben aus der Hüfte lösen. Genausowenig wie die Notwendigkeit der Aneignungsbewegungen abnimmt. Es bleibt zu wünschen das wir dranbleiben. Und jenen, die mit platten Losungen daherkommen nur soviel Gehör schenken wie sie verdienen.
Kathrin Hahn
Keine Ahnung, ob die beschriebenen Geschehnisse je vorgefallen sind - auf der "Party vom 21.2.2015" jedoch ganz sicher nicht. Der Post stammt vom "21.02.2015 - 20:19", wurde also vor der Party veröffentlicht.
Einige der Kommentare wurden
Einige der Kommentare wurden bereits von der Moderation gelöscht, so dass ich darauf leider nicht eingehen kann. Grundsätzlich entstand bei mir der Eindruck, das einige Kommentator_innen den Text nicht richtig gelesen haben.
Zu dem Kommentar von Kathrin Hahn, stimmt ich hab mich tatsächlich im Datum vertan, es geht um den Freitag also den 20.2.2015.
Zitat Zezti: „Wenn es da voll war, passieren Berührungen eben. Und wenn es angeblich zehn Mal passiert, werden sich noch andere beschweren und es mitkriegen und abstellen, wenn nicht solltest du darauf klarkommen, dass du in einem knallvollen Raum kein REcht auf ein Meter Space um dich hast, bzw mal realisieren, dass die Leute heute keinen Bock mehr auf den Defma-Jihad von früher haben.“
Einen 1-meter-Space habe ich nicht eingefordert, ebenso wenig habe ich Berührungen kritisiert. Für mich persönlich gibt es jedoch einen Unterschied zwischen Berührungen und Angegrabsche. Zu dem Ausspruch „...bzw mal realisieren, dass die Leute heute keinen Bock mehr auf den Defma-Jihad von früher haben.“ , würde mich im speziellen Interessieren wer „die Leute sind“ und wie der „Defma-Jihad von früher“ genau definiert wird. Nochmals zu dem Beschwerdepunkt, wenn es an Ansprechpartner_innen fehlt kann sich auch nicht Beschwert werden, genau das kritisierte ich ja. Die Köpi ist mit Sicherheit nicht der einzige Ort an dem solche Vorfälle passieren, es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten darauf zu reagieren, damit Umzugehen und Strategien zu entwickeln.
Grundsätzlich, glaube ich das eine offene und tranparente Auseinandersetzung zu einer konstruktiven Diskussion führen kann und bin etwas schockiert, über einige der Kommentare, nehme jedoch dieses Feedback zu Kenntniss und fühle mich nochmals darin bestätigt das es richtig und wichtig ist mit solchen Themen offen umzugehen und das es scheinbar noch viel Gesprächsbedarf über die Definitionsmacht und den Umgang mit Sexismus gibt.
Die Menschen in der Köpi entscheiden selbst was für einen Raum sie gestalten möchten, und es steht ja jedem Ort frei eigene Prioritäten zu setzen und diese müssen natürlich nicht mit meinen übereinstimmen. Mein Feedback, ist ein subjektives, also meine Sicht auf die Dinge und mein Empfinden. Was daraus gemacht wird und ob es ein Anliegen gibt sich mit der Theamtik zu beschäftigen ist Sache der Menschen die diesen Ort gestalten.
Möglichkeiten, Strategien und Ansätze gibt es verschiedene, sicherlich bedarf es einem Prozess, muss Ausprobiert werden etc. pp., schließlich hat jeder Ort und die Menschen die sich dort bewegen eigene Bedürfnisse, Anliegen, Ansprüche usw. und muss einen eigenen Umgang finden.
Das Tristeza, das Tante Horst und v. a nutzen Bspw. die antisexistischen Bierdeckel, damit machen Sie zum einen auf das Thema aufmerksam, setzten gleichzeitig ein Statement und Fordern auf einzugreifen... https://antisexistischebierdeckel.wordpress.com/
In verschiedenen Locations, ist es üblich über Schilder darauf hinzuweisen, an wen sich gewendet werden kann falls es zu Bedrängungen etc. kommt.
Es gibt das awarness-konzept. Für Betroffene die Möglichkeit Situationen direkt anzusprechen. https://ladyfesthd.files.wordpress.com/2013/10/ladyfest_zine2014.pdf