GehWeg! Google fuck off!

Am 27. Juli trafen sich einige Leute in Berlin-Mitte zum GehWeg! face2face-Café auf dem Bürgersteig zu einem Spaziergang, um sich gegen Google auszudrücken. Der Google-Campus in Kreuzberg wurde zwar verhindert, Google weitet trotzdem die totale Ausbeutung unserer Leben voran. Folgender Flyer wurde verteilt:

Google fucked off?

Die Expansion geht weiter. Der scheinbare Erfolg eines widerständigen Kiezes, ist nun doch nicht von langer Dauer. Denn wenn es vorerst keinen Google Campus im Umspannwerk in Kreuzberg geben wird, so kauft das Unternehmen gerade fleißig Immobilien in Mitte. Nach der fast schon schüchternen Einweihung ihrer Büroräume in der Tucholskystr. Anfang 2019 wurde nun ein weiteres Gebäude in der Nähe einfach mal so gekauft. Im Johannishof sollen demnächst weiter Büros reinkommen. Keine „bösen“ Start-Ups oder Inkubatoren. Lediglich ihre Belegschaft. An sich harmlos, oder?



So wundert es nicht das bisher kaum davon Rede in der Öffentlichkeit davon war. Für die Aktivist*Innen aus Kreuzberg ist Mitte eh schon verbrannte Erde und die dortigen Anwohner*Innen werden sich wohl kaum in irgendeiner Weise bedroht fühlen. Dafür ist der neue Kiez zu sehr durch gentrifiziert. Google hat einfach mal in Kreuzberg versucht Fuß zu fassen, ist gescheitert, aber hat sich nicht komplett zurückgezogen. In einer Metropole wie Berlin wird es immer geeignete Ecken geben die für eine Ansiedlung passend sind.

Doch Google und seinen Machenschaften hinterherzulaufen soll zu keiner Lebensaufgabe für niemanden werden. Es soll vielmehr verdeutlicht werden wie so oft ein Protest auf den eigenen Kiez begrenzt sein kann und es an gewisser Flexibilität und Weitsicht fehlt. Das bisher geringe Interesse den Protest nach Mitte zu bringen bedingt vielleicht auch das jetzige Stillschweigen der werten Leithammel aus der Politik. Die ja zum Thema Google-Campus sogar mit einigen Aussagen und Forderungen der Aktivisten geliebäugelt haben, nun sich aber lieber nicht über die Expansionspläne
Google´s äußern. Vermutlich fühlen sie sich durch den fehlenden Druck von der Basis nicht genügend betroffen oder es ist ihnen egal was Google macht. Am wahrscheinlichsten ist aber das sie die Investitionen und den erhofften Wirtschaftsschub eines Tech-Riesens nun doch nicht so schlecht finden. Wahrlich soll dies kein Aufruf sein um wiedermal in der Politik einen Hoffnungsschimmer zu erahnen, im Gegenteil!

Das eben genannte Stillschweigen was kapitalistische Expansionspläne betrifft, zeigt wir sehr diese Vorhaben von der Politik und Wirtschaft erwünscht sind. Denn eigentlich soll doch Berlin laut Medien und Politik die Hauptstadt werden für: Smarter City, Blockchain, Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, Internet der Dinge, Start-Ups, etc. Manche nenne sie auch „Stadt der Chancen“. Demnach wäre es idiotisch auf einen der großen Player im Technologiegeschäft zu verzichten.

So kann und wird die Politik nicht viel unternehmen um das Zusammenleben grundlegend zu verändern. Alles wird auf geregelten Bahnen weiterlaufen. Was die Politik hat ist die politische Macht Entscheidungen treffen zu dürfen, was Unternehmen wie Google haben ist das Kapital, wonach sich die Politik sehnt. Denn Kapital ist Macht. Klar ist, dass das gesamte Gefüge was unsere Realität zusammenhält viel komplexer ist. Aber im Grunde läuft es so. Die Frage ist wie davon ausbrechen. Wie das Zusammenleben anders gestalten. Wie den Kapitalismus aus unseren Köpfen boxieren und wie Google & Co., jegliche Macht- und Staatsform entmachten. Wie eine Gesellschaft gestalten die ohne Hierarchien auskommt..Darum geht es eigentlich bei dem Kampf gegen Google.

Fuck Off Google! Fuck Off Capitalism, Politics, and every State!


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ENGLISH

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Google fucked off?

The expansion continues. The apparent success of  neighborhood resistance is now not long lasting. Because if there is no Google Campus in the Umspannwerk in Kreuzberg for the time being, the company is busy buying real estate in Mitte. After the almost shy inauguration of its offices in Tucholskystr. at the beginning of 2019, another building was simply bought. In the Johannishof, more offices are to be added in the near future. No "bad" start-ups or incubators. Only their staff. Harmless in itself, isn't it?

So it is not surprising that so far there has hardly been any public talk about it. For the activists from Kreuzberg, Mitte is already burnt earth anyway.  The local residents will hardly feel threatened in any way, because the new neighborhood is too thoroughly gentrified for that.
Google simply tried to gain a foothold in Kreuzberg, failed, but did not retreat. In a metropolis like Berlin there will always be suitable places to settle.

But to chase Google and its machinations should not become a life task for no one. Rather, it should make clear how so often a protest can be limited to one's own neighbourhood and how there is a lack of flexibility and foresight – we must think beyond our neighbourhoods. The so far small interest to bring the protest to Mitte causes also the present silence of the leading politcal sheep who support the policy of wanting Google in Berlin. The politicians that once even flirted with some statements and demands of the activists, now seems to agree with
the Google´s plans for Mitte. Probably they don't feel sufficiently affected by the lack of pressure from the neighborhood or they don't care what Google does. But most likely they don't find the investments and the hoped for economic boost of a tech giant so bad after all. Truly, this should not be a call to once again give a glimmer of hope in politics, on the contrary!

Exactly this silence concerning capitalistic expansion plans, shows very much these projects are desired by politics and economy. For according to the media and politics, Berlin is actually supposed to be the capital city for: Smarter City, Blockchain, Artificial Intelligence, Industry 4.0, Internet of Things, Start-Ups, etc.. Some also call it the "City of Opportunities".
It would therefore be idiotic to do without one of the big players in the technology business.

So politics cannot and will not do much to fundamentally change the way we live together. Everything will continue on a regulated course. What politics has is the political power to make decisions, what companies like Google have is the capital that politics longs for. Because capital is power. It is clear that the whole structure that holds our reality together is much more complex. But basically, that's how it works. The question is how to break out of it. How to arrange living together differently. How to box capitalism out of our heads and how to disempower any form of power and state like Google & Co. How to shape a society without hierarchies. That's what the fight against Google is all about.

Fuck Off Google! Fuck Off Capitalism, Politics, and every State!

 

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