Heraus zum IX. subversiven Ihrefelder Jeisterzoch!

Bericht vom MDIXFVCKOFFIII. Kongreß der "Ärch afjebützte Blattlüüs".

"Heraus zum IX. subversiven Ihrefelder Jeisterzoch!"

Bericht vom MDIXFVCKOFFIII. Kongreß der "Ärch afjebützte Blattlüüs".

"Heraus zum IX. subversiven Ihrefelder Jeisterzoch!"

Der MDIXFVCKOFFIII. Kongreß der "Ärch afjebützte Blattlüüs" fand Ende Januar 2015 unter clandestinen Bedingungen im eigens dafür errichteten Roland-Lorent-Congress-Centrum statt. Tausende Delegierte aus allen Teilen Ehrenfelds und hunderte Gäste aus anderen Teilen Kölns nahmen am Kongreß teil. Um Belästigungen durch die Repressionskräfte der herrschenden Klasse zu verhindern, erhielten diese gefälschte Einladungen zu einem angeblichen Kögida Kameradschaftsabend. Infolge dessen irrten Uniformierte den ganzen Tag auf der vergeblichen Suche nach der Gaststätte "Zum braunen Adolf" durch Köln-Porz-Lind.

Zu Beginn des Kongresses referierte der Ehrengast Hennes VIII. die Situation unseres 1.FC Köln. Nach dem grandiosen Aufstieg im Sommer definierte der Club den Klassenerhalt, d.h. den 15.Platz als Saisonziel. Nach Ende der Hinrunde stand der FC auf Platz 11 und nach dem Sieg gegen den HSV sogar auf Platz 10. Es bewegt sich also alles im Soll und am Klassenerhalt gibt es keine Zweifel. Noch besser präsentiert sich die Frauenmannschaft des 1.FC Köln: Nachdem in der Hinrunde alle Spiele gewonnen wurden, stehen unsere Frauen mit großem Vorsprung auf dem 1.Platz in der 2.Liga Süd und lassen für den Sommer auf den Aufstieg in die 1.Bundesliga hoffen. Sehr gut zeigte sich auch der zweite Club unserer Stadt: Nachdem die Fortuna Köln im Sommer in die 3.Bundesliga aufgestiegen war, konnte sie sich dort nach einer anfänglichen Schwächephase im Mittelfeld der Liga etablieren und ist ebenfalls nicht von akuter Abstiegsgefahr bedroht. Was den Fußball anbelangt, ist in unserer Stadt also alles bestens. Die Delegierten dankten Hennes VIII. für seinen Bericht und verabschiedeten ihn mit einem dreifachen "Kölle Alaaf".

In anderen Bereichen sieht es leider nicht so gut aus. Die Repressionskräfte der herrschenden Klasse scheinen gewillt zu sein, Köln zu einer Wohlfühloase für Nazis, Hooligans und anderes rechtes Gesocks zu machen. Schon im Herbst durften Hooligans aus ganz Deutschland in unserer Stadt unbehelligt randalieren. Den ersten Versuch, regelmäßige Demonstrationen im Stile von Pegida auch in Köln zu etablieren, vereitelten Zehntausende Bewohnerinnen und Bewohner unserer Stadt, in dem sie sich dem Pack in den Weg stellten. Auch der zweite Versuch führte nicht weit. Doch danach setzten die Repressionskräfte der herrschenden Klasse Märsche der Drecksäcke durch Teile unserer Stadt durch. Dabei gingen sie gegen die GegendemonstrantInnen mit roher Gewalt vor, während Neonazis unbehelligt vermummt durch die Straßen liefen, den Hitlergruß zeigten und immer wieder versuchten, andere Menschen anzugreifen. Viel Spaß dürften sie dabei nicht gehabt haben, denn immer waren ihre Märsche flankiert durch Tausende ihrer Gegner, die ihnen lautstark klar machten, daß wir hier keine Nazis wollen: "Bruche mer nit, wulle mer nit, fott domit". Selbst als bewaffnete Nazis eine Mahnwache anläßlich des Jahrestags des NSU Bombenanschlags in der Probsteigasse angreifen wollten, sahen sich die Repressionskräfte nicht veranlaßt, härtere Maßnahmen als einen Platzverweis einzusetzen. Die "Ärch afjebützte Blattlüüs" schlossen sich einstimmig der Analyse Jake Blues' ("Ich hasse dieses Nazi Gesocks.") an und erklärten, daß sie einer Ausbreitung des Nazipacks in unserer Stadt entschiedenen Widerstand entgegensetzen werden.

In vielen Städten, ausgehend von Dresden, bildeten sich in den letzten Monaten rassistische Gruppen gegen die "Islamisierung des Abendlandes". Sie haben offensichtlich nicht mitbekommen, daß es sowas nicht gab, nicht gibt und nie geben wird und noch nicht einmal die geringste Gefahr dessen besteht. Während Politiker, vorwiegend aus dem konservativen Spektrum, davon schwafeln, man müsse die Sorgen dieser verkommenen Gestalten ernst nehmen, stellten die "Ärch afjebützte Blattlüüs" fest: Zwangsvorstellungen kann man behandeln, vielleicht sogar heilen, aber auf keinen Fall ernst nehmen!

In Ehrenfeld leben seit Jahrhunderten Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt harmonisch zusammen. Die Nachkommen der frühesten Immigranten, der Ubier (38 v.u.Z.) leben mit den Nachkommen der Römer, Juden, Franken, Sachsen, Karolinger, Wikinger, Salier, Hunnen, Staufer, Franzosen usw. seit langem zusammen. Im vergangenen Jahrhundert kamen Menschen aus Italien, Portugal, Griechenland, der Türkei und vielen anderen Ländern dazu. In jüngster Zeit kommen viele Roma und Afrikaner zu uns. Mit all diesen Menschen leben wir hier in Eintracht. Sie machen unseren Stadtteil erst zu dem, was er ist. Die einzigartige Toleranz und Integrationsbereitschaft in Ehrenfeld zeigt sich daran, daß selbst Menschen mit sehr fremder Kultur hier integriert werden: man mag es kaum glauben, aber sogar Düsseldorfer leben zufrieden in Ehrenfeld. Pegida Anhänger aus Dresden würden vermutlich einen sofortigen Herzstillstand erleiden, wenn sie Ehrenfeld beträten.

In letzter Zeit machten leider auch andere Fanatiker von sich Reden: Islamisten des sog. "Islamischen Staates" verbreiteten vor allem in Syrien und dem Irak Furcht und Schrecken. Aber auch ihnen traten entschlossene Mäner und Frauen entgegen: Im Irak retteten kurdische Käpferinnen und Kämpfer der PYD aus Syrien und der PKK aus der Türkei zehntausende jesidischer Zivilisten vor den Terroristen und im syrischen Kobane gelang ihnen nach Monaten der Belagerung durch die religiösen Fanatiker der Sieg in der Schlacht um ihre Stadt. Die "Ärch afjebützte Blattlüüs" drückten ihre Solidarität mit den Kurden aus, schüttelten angesichts der Tatsache, daß die PKK immer noch als terroristische Organisation in diesem Land verboten ist, ungläubig die Köpfe und erteilten jeder Form von religiösem Fanatismus eine Absage.

Daher begrüßten die "Ärch afjebützte Blattlüüs" die Ablösung des alten Kardinals durch Rainer Maria Woelki. Der neue Kardinal und bekennende FC Fan wurde beim Bundesligaspiel des 1.FC Köln gegen Hertha BSC Berlin offiziell im Müngersdorfer Stadion begrüßt. Leider scheinen Woelkis Verbindungen zu seinem obersten Chef noch ausbaufähig zu sein, denn das Spiel wurde 1:2 verloren. Gerüchten zufolge plant Woelki die Abänderung des bisher im Kirchenbusiness beliebten "Halleluja" in "HallelUjah".

Tief geschockt wurden wir alle durch die Anschläge islamistischer Fanatiker auf die Zeitschrift "Charlie Hebdo" und einen koscheren Supermarkt in Paris. Als Zeichen der Solidarität mit den Opfern und des unerschrockenen Widerstands gegen solche Terroristen verbreiteten sich in der Folgezeit die Schriftzüge "Je suis Charlie" und "Je suis juif" "Je suis musulman". Solch eine klare Position traut sich der Kölner Rosenmontagszug nicht zu: Ein Wagen, der einen Zeichner zeigt, der mit seinem Stift die Waffe eines Terroisten zustopft, wird aus Angst vor den Reaktionen islamistischer Fanatiker nicht am Zug teilnehmen. Die "Ärch afjebützte Blattlüüs" verliehen deshalb dem Festkomitee den Titel "Botzendrisser der Session", der mit zwanzig Arschtritten dotiert ist. Pläne des Festkommitees den Kölner Karnevalsruf "Kölle Alaaf" in "Kölle Halal" zu ändern, konnten sich nicht durchsetzen.

Nach dieser Rückschau auf vergangene Ereignisse befaßten sich der Kongreß der "Ärch afjebützte Blattlüüs" mit der nahen Zukunft: dem IX. subversiven Ihrefelder Jeisterzoch! Die Delegierten einigten sich schnell darauf, daß der Zoch am Samstag, den 14.Februar, um 19:00 Uhr am Neptunsplatz beginnen wird. Außerdem wurde festgelegt, daß, solange der Rhein von Süden nach Norden fließt, (also Düsseldorf unsere Scheiße abbekommt) der subversive Ihrefelder Jeisterzoch immer am Karnevalssammstag um 19:00 am Neptunplatz beginnen wird. Wie immer wird, um Komplikationen aus dem Weg zu gehen, auf eine Anmeldung bei den Repressionskräften der herrschenden Klasse verzichtet. Das Motto des diesjährigen Subversien Ihrefelder Jeisterzoch in Anlehnung an das offizielle Motto unter Berücksichtigung unserer alltäglichen Realität laut: "Asozial jeck - dreckig und zerfetzt". Die "Ärch afjebützte Blattlüüs" rufen das närrische Proletariat Ehrenfelds, ganz Kölns, Europas und der Welt auf: "Feiert mit uns den subversiven Karneval. Seid kreativ, furchtlos, ausgelassen und hemmungslos. Genießt Spaß, Freude und Kölsch. (Über andere Drogen reden wir an dieser Stelle nicht.) Heraus zum IX. subversiven Ihrefelder Jeisterzoch!"

Danach ging man zum gemütlichen Teil des Abends über und schon bald hatten alle die nötige Bettschwere erreicht und begaben sich in selbiges.

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