Resümee, oder: Wiederholt unsere fehler nicht!
Zu allererst: JA, ES IST MÖGLICH. Mit genug planung und bemüht-rückstandsloser arbeitsweise ist es möglich unerkannt einen laufenden betrieb zu sabotieren, es ist möglich hohen sachschaden zu verursachen und es ist, mit genug planung (und genug menschen), auch möglich einen betrieb zu bremsen und zu blockieren.
Wir schreiben BEMÜHT-rückstandslos, weil ein vollständiges vermeiden von spuren kaum möglich und es gefährlich ist sich auf die vermeintliche hoffnung beweisspurenloser arbeit zu verlassen.
Außerdem: WIR SIND NOCH DA. Wir haben mehrere male den scheißkonzern rwe attackiert- und wir sind immernoch da. Und obendrein- sind wir nicht allein!
Der vorteil, unser vorteil als klandestin arbeitende struktur, dass der gegner nie weiß wo und wann wir zuschlagen, ist immens. Wir können überall, in jedem schatten, in jedem busch, hinter jeder ecke sein. Zu jeder zeit. Es kann mehr und mehr “sicherheitspersonal” angeheuert werden, es wird diesen vorteil und die betriebsblindheit derjenigen, die uns schnappen wollen, kaum aufwiegen
Das gilt besonders für die fälle, in denen mit zeitverzögerung gearbeitet wird, in denen die aktionsgruppe also längst über alle berge, täler und kohlegruben ist, ehe der angriff auffällt. Die bedeutung von zeitverzögerungen wollen wir herausstellen: Jede minute, in welcher distanz zurückgelegt werden kann, kann die eine minute sein, die freiheit sichert und über die fortführung oder das ende des in freiheit gelebten politischen kampfes entscheidet.
Deswegen: Arbeitet sorgfältig. LASST EUCH NICHT ERWISCHEN.
Einmalige große aktionen sind gut und schön und noch besser, wenn sie nicht nur symbolisch sind, aber seid euch der größe der maschine bewusst, die ihr zerstören wollt: Ein einzelner brandsatz vernichtet den kapitalismus nicht. Passt auf euch auf und seid vorsichtig, bringt euch neue skills bei und gebt sie weiter, damit immer mehr und immer größere feuer entflammen, anstatt euch einmalig zu übernehmen und weggesperrt zu werden.
Seit wir die "grenzen des ertragbaren" veröffentlicht haben, hat sich die klimabewegung verändert. Wir als gruppe, die sich (mehr oder weniger öffentlich) als militant-autonom, klandestin und langfristig arbeitend beschreibt, sind nicht mehr allein. Es ist nur eine frage der zeit, bis wieder hier und da eine flamme des widerstandes mitten im herz der mörderischen kapitalmaschinerie lodert.
Als bewegung müssen wir weg vom kurzfristigen denken, vom märtyrergedanken und dem glauben, dass wir nichts ausrichten können. Wir können was ausrichten. Ziemlich viel sogar. Wir können das investitionsrisiko sein, das wir so oft zitieren, nicht nur mit riesigen besetzungen, wie lützi eine war, und auch ohne riesige massenaktionen: Wir sollten uns der macht bewusst werden, die wir besitzen, da die infrastruktur des zerstörungssystems offen vor uns liegt und es unmöglich ist die gesamtheit der fossilen struktur zu schützen.
Unserer wahrnehmung nach ist der widerstand noch ein flämmchen, das gehütet werden muss, damit die repressionsbehörden es nicht zerschlagen, ehe es heiß genug wird, um sie zu verbrennen. Wir brauchen KOLLEKTIVE LÖSUNGEN für gruppenübergreifende sicherheitsrisiken. Klandestinität, langfristige sichere netzwerke und nachhaltigkeit im aktivismus sind nur einige punkte einer liste, die die bewegung noch lernen und verbessern muss.
Weil die von uns attackierten strukturen (leider tatsächlich) verflucht resilient und robust gebaut sind, ist es (oft) ratsam leichter zugängliche aktionsziele zu wählen, die umso häufiger angegangen werden können und deren abläufe übertragbar sind. Was bringt euch der eine große wurf, der extrem risikoreich ist und vielleicht doch nicht funktioniert? Bringen nicht dutzende und dutzende aktionen und gruppen mehr, die überall jederzeit angreifen können und dabei viel schwieriger zu überwachen sind, als die eine gruppe, die diese eine große aktion durchzieht? Ist nicht ein antikapitalistisch-intersektionaler flächenbrand viel effektiver, als ein einzelnes kurzweiliges feuerwerk?
Dennoch finden wir: WENN SCHON, DENN SCHON- und dann so richtig. Benzin alleine reicht nur in rauen Mengen, mussten wir feststellen. So richtig lohnt es sich in kombination mit brennpaste, napalm und allem, das euch an brennbarem einfällt und erreichbar ist. Kohleförderbänder bestehen aus zentimeterdickem hartem gummi und sind im innern mit metallsträngen verstärkt, brennen daher sehr schlecht. Kabelstränge und co. brennen auch nicht gut, solange die isolierung intakt ist und es dauert, bis die durchgeschmort ist. Daher lohnt es sich auf wunde punkte im betriebsablauf der maschinen zu zielen (also: was braucht die maschine, um zu funktionieren?). Die securitys sind, soweit wir es abschätzen können, immer wachsamer und zahlreicher geworden und sind zunehmend schnell an den aktionsorten. Ob sie mittlerweile feuerlöscher im auto haben? Das wissen wir nicht. Aber nehmt brennstoff mit, als ob dem so sei.
Learnings und beobachtungen querbeet:
Die “sicherheitsmaßnahmen” von rwe sind insbesondere, aber nicht mehr nur zu spezifischen terminen erhöht. Auch die aufmerksamkeit für sabotageaktionen ist (zumindest ein wenig, zumindest szeneintern) gestiegen. Auch deshalb ist es umso wichtiger, dass die sicherheitsstandards beim scouten nicht geringer sind, als in aktionen. Auch das vorherige absprechen von abbruchkriterien und kommunikationsmethoden ist essenziell für das gelingen von aktionen. Lieber brecht ihr einmal ab und seid weiterhin aktionsfähig, als dass ihr eine aktion übers knie brecht und im knast landet, traumata oder weiteres davontragt.
Wenn ihr nicht super-duper-reichweitenstarke funken habt, vereinbart vor der aktion morsecodeartige funkklicks oder was-auch-immer, um auch bei schlechtem funkkontakt (wenn worte nicht mehr verständlich sind) informationen austauschen zu können. Nehmt so viele hände, ohren und köpfe mit in aktion, dass währenddessen noch hände, ohren und köpfe frei sind. "Gerade genug" hände, ohren und köpfe können schnell überfordert sein, wenn situationen sich doch anders darstellen, als erwartet. Sich nicht zu übernehmen ist nicht leicht und wird nicht leichter, wenn routine dazukommt: Routine ist gut, aber auch gefährlich. Die beste routine ist dazu in der lage die einfachsten dinge zu übersehen: Seien es treffpunkte, todos oder anderes, das schnell selbstverständlich wird.
Und seid euch auch bewusst, dass ihr als aktionsgruppe nicht (nur (; ) dazu da seid euch ins aktivistsche burnout zu treiben, sondern dass zu nachhaltigem aktivismus auch pausen und reflektionszeit gehören.
Aus unserer sicht gibt es in vielen gruppen gegensätzlich verlaufende probleme: Manche scheuen sich vor arbeitsteilung und andere lassen die zahl an ags überhandnehmen. Dazu wollen wir gesagt haben: Nicht alle müssen an jeder vorbereitung teilhaben (need-to-know!), demnach sind auf gewisse teilbereiche spezialisierte arbeitsgemeinschaften sinnvoll. Aber nicht alles braucht eine ag. Ein "zu viel" an struktur kann prozesse lähmen.
Zum spannenden Teil: Learnings betreffend den Nobelkarossentod 2.0.
Leider müssen wir euch mitteilen, dass ein großteil der onlineressourcen veraltet oder aus anderen gründen nicht auf die realität eines westdeutschen industriestandortes der 2020er übertragbar ist. Vieles muss neu gedacht werden. Die zeitzündung, auf die wir uns beziehen, findet ihr in der prisma, bilder der relevantesten seiten haben wir hier angefügt.
Anders, als in den uns bekannten beschreibungen dargestellt, braucht es:
-Nicht unbedingt einen doppelten boden (der schützt vor bodennässe und druck, die anbringung bedeutet aber eine hohe geruchsbelastung, mehr spuren, mehr material,...)
-Der benzinbeutel muss nicht im vorhinein festgezurrt werden: Es kann schneller gehen, wenn er das schon ist, er erschwert die handhabung aber je nach terrain (der karton mit beutel kann unhandlich sein). Hat der beutel ein leck, kann das sehr unangenehme folgen haben- für den beutel, das beuteltragende mensch und die aktion... Kommentar dazu: Genug dunkle mülltüten dabei zu haben ist wichtig.
-Der fertigstellungsort muss ruhig und trocken sein. Ansonsten ist er aber sehr flexibel. Die kohlestäbchen brechen sehr leicht. Insbesondere der transport ist kritisch: Es ist sinnvoll sie möglichst spät festzuzurren und mit ihnen danach möglichst wenig weg zurückzulegen.
Zu den stäbchen: Mit der zeit nimmt ihre qualität rapide ab. Neue lieferungen treffen im spätsommer/frühherbst in den läden ein. Danach liegen sie herum, werden brüchig und büßen ihre brauchbarkeit ein. Aktionen werden umso riskanter, desto älter die stäbchen sind und desto schlechter sie gelagert wurden (viel transport= schlecht, feuchtigkeit=sehr schlecht, transport im feuchten zustand= sehr, sehr schlecht). Wenn ihr seht, dass 3 von 4 stäbchen einer packung brüchig sind, ist das der zeitpunkt an dem ihr eine neue lieferung abwarten solltet oder euch neue möglichkeiten überlegt, zeitverzögerung zu realisieren.
Die brenndauer der stäbchen kann witterungs- und stäbchenabhängig um 10 minuten schwanken. Nebel, nässe und ungewollter flüssigkeitsaustritt aus dem benzinbeutel sind unbedingte abbruchkriterien für eine aktion mit diesem mechanismus.
Was bleibt zum schluss noch zu sagen? Seid euch bewusst, dass die repressionsbehörden das hier auch lesen und seid (auch) bei der beschaffung der materialien dementsprechend vorsichtig. Falls die hier hochgeladenen dateien auf irgendeine weise unbrauchbar sind, werden sie bald separat hochgeladen. Wir machen selbstverständlich weiter und hoffen, dass unsere erfahrungen anderen helfen. Seit oktober ist die waldzerstörungsaison wieder eröffnet, die regierungsampel steht auf halbzeit und faschist*innen, schwurbler*innen und konsort*innen schwelgen im umfragehoch. Es gibt wie immer viel zu viel zu tun.
In diesem sinne und vollständig ohne pathos:
Wir waren,
Wir sind,
Wir werden sein,
wo wir nicht erwartet werden.
-GAFFA