Großbritannien weitet Pornozensur aufs Internet aus

Freitag vergangener Woche vor dem britischen Parlament: Zahlreiche Frauen setzen sich (bekleidet) auf die Gesichter von PartnerInnen – umringt von der Presse. Ein Massen-Facesitting als Protest gegen die Anfang des Monats erfolgte Ausweitung der Pornozensur auf in Großbritannien produzierte Onlineinhalte. Betroffen sind von jener Zensur neben dem Facesitting auch zahlreiche weitere Praktiken und Fetische.

Für die im Vereinigten Königreich verkauften DVDs gelten bei den ausgefalleneren sexuellen Spielarten bereits seit langem weitreichende Verbote, denen der „Obscene Publications Act“ von 1959 zugrunde liegt. Die mit der Freigabe „Restricted 18“ (R18) erhältliche Pornografie darf nichts beinhalten, was vom „British Board of Film Classification“ (BBFC) als missbrauchend, verletzend, gefährlich oder inhuman angesehen wird. Dazu gehören unter anderem härtere Hiebe mit Peitsche oder Rohrstock, das Ziehen an den Haaren, starke verbale Erniedrigungen sowie Spiele mit weiblichem Ejakulat (nicht jedoch solche mit männlichem Ejakulat). Betroffen ist also ein großer Teil der im BDSM-Bereich verbreiteten Handlungen.

Die darauf spezialisierte Pornoindustrie war in Großbritannien darum bisher auf die Produktion von Onlineinhalten ausgewichen – welche meist Inszenierungen von weiblicher Dominanz darstellen. Dass dies nun nicht länger möglich ist, trifft besonders unabhängige ProduzentInnen von BDSM- und LGBT-Pornos. Die Internetnutzenden können online weiterhin solche Pornografie aus anderen Ländern konsumieren. Allerdings muss man im Inselstaat seit Anfang diesen Jahres ‚natürlich‛ erst den Pornofilter des Providers deaktivieren lassen, der per Gesetz standardmäßig aktiviert ist. Und möglicherweise wird kriminalisierte Pornografie zukünftig ja auch generell gesperrt.

Sicher sollten die Gesetze für online und offline verbreitete Pornos gleich sein. Jedoch nicht gleich bevormundend, sondern ohne erwachsene Menschen in ihrer sexuellen und künstlerischen Freiheit einzuschränken. KämpferInnen für eben jene Freiheit – wie die Sexarbeiterin und politische Aktivistin Charlotte Rose, die den Facesitting-Protest organisiert hatte – hoffen auf ein möglichst baldiges Ende der umstrittenen Pornozensur in Großbritannien.

 

 

 

 

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