[KA] Klimakiller EnBW besucht
Im Anschluss an den Klimastreik in Karlsruhe haben am Abend des 15.09. über 30 Aktivist*innen der EnBW Zentrale selbstbestimmt einen Besuch abgestattet und ihre glänzende Selbstinszenierung angegriffen.
Auf Plakaten, welche an der Fassade angebracht wurden, und mit einer Durchsage haben wir das Image, welches sich die EnBW selbst gibt, angegriffen. Zusätzlich sprühten Aktivist*innen mit Kreide einige Parolen auf den Boden. Anschließend verließen wir mit einer kämpferischen Sponti selbstbestimmt den Ort des Geschehens. Auch hier konnten eigene Positionen in der Oststadt verbreitet und mit Rauch untermalt werden.
Die EnBW gibt sich nach außen gerne ein grünes und modernes Image. Mit dem Steinkohlekraftwerk im Rheinhafen ist sie allerdings weiter einer der größten karlsruher Klimakiller.
Das sich daran vermutlich auch so schnell nichts ändert konnten wir schon letztes Jahr sehen, als das Regierungspräsidium in Karlsruhe die wasserrechtliche Genehmigung für das extrem umweltschädliche RDK 7 um 16 Jahre verlängert hat, obwohl der Kraftwerksblock dieses Jahr abgeschaltet werden sollte. Der BUND deckte in seinem Redebeitrag während des Klimastreiks auf, dass das Kraftwerk jetzt noch bis mindestens 2028 die Umwelt mit weiteren Millionen Tonnen Co2 und tausenden Tonnen giftigem Feinstaub zerstören wird. Die Kohle hierfür bezieht die EnBW seit dem Ukraine-Krieg wieder aus Kolumbien, wo regelmäßig Umweltaktivist*innen, Indigene und linke Gewerkschafter*innen ermordet werden. Aber egal ob aus Russland oder Kolumbien, der Abbau von Steinkohle geht immer mit massiven Umweltzerstörungen, Menschenrechtsverletzungen und Vertreibung einher.
Die EnBW behauptet, bis 2030 ihre CO2-Emissionen zu halbieren und bis 2035 klimaneutral zu sein. Gleichzeitig schlossen sie vor wenigen Monaten Verträge für Flüssiggas aus den USA ab - bis 2046. Große Mengen des Gases werden mit der zerstörerischen Fracking-Methode gewonnen, die in Deutschland weitgehend verboten ist.
Könnte das Land Baden-Württemberg, mit seinem grünen Ministerpräsidenten, und als 50-Prozentiger Anteilseigner, hier nicht Druck machen schneller aus den fossilen Energien auszusteigen? Prinzipiell schon, aber wie auch auf der Bundesebene mit der „grünsten Regierung aller Zeiten“ werden Energiewende und Klimaschutz meist ausgebremst und verhindert.
Wir sehen also, es ist weder auf den Staat und schon gar nicht auf Konzerne verlass.
Echten Klimaschutz müssen wir selbst in die Hand nehmen und von unten, auf der Straße und in den Betrieben, erkämpfen.
Warum sind wir mit unserer Aktion einen Schritt weiter gegangen als es auf dem Klimastreik möglich wäre?
Zuerst einmal: Der Klimastreik ist immens wichtig. Es gibt uns Kraft zu sehen, dass Klimaschutz und die Forderung nach Klimagerechtigkeit weiterhin, auch in Karlsruhe, tausende Menschen auf die Straßen bringt. Zudem wurden in vielen Reden die wahren Schuldigen der Klimakrise identifiziert. Nämlich die Großkonzerne, und die Politiker*innen die als ihre Erfüllungsgehilfen auftreten.
Auch die Anschlussfähigkeit und Vielfalt des Klimastreiks darf definitiv nicht vernachlässigt werden. So bringt die Veranstaltung immer wieder diverse Akteur*innen über Spektrengrenzen hinweg zusammen.
Trotzdem handelt es sich beim globalen Klimastreik mittlerweile leider doch um eine recht ritualisierte Veranstaltung, welche in geordneten Bahnen verläuft.
Die Wirkung, die die Streiks Anfangs hatten, können wir bei den Klimastreiks aktuell leider nicht mehr beobachten. Der Großteil der Menschen weiß jetzt das vieles falsch läuft und braucht Möglichkeiten, wie sie ihrer Klimaangst und der Ignoranz von Politik und Konzernen etwas entgegenstellen können.
Wenn wir echte Veränderung und echte Klimagerechtigkeit erreichen wollen, reicht es deshalb nicht ein mal jedes halbe Jahr auf die Straße zu gehen.
Wir müssen Konzerne, die weltweit für eine immense Klimazerstörung verantwortlich sind, hier bei uns angehen und ihre Machenschaften aufzeigen, auch wenn sie sich wie die EnBW besonders umweltfreundlich geben.
Wir müssen klarstellen, dass echte Klimagerechtigkeit letztendlich nur außerhalb des Kapitalismus erreicht werden sein kann. Auch innerhalb dieses Systems werden, ohne massiven Druck von unten, andere Belange wie Klimaschutz oder Menschenrechte zwangsläufig immer hinter die Profitmaxmimierung gestellt.
Unsere Aktion war ein voller Erfolg, doch ist uns auch bewusst, dass diese Aktion letztendlich hauptsächlich eine symbolische ist. Trotzdem geben solche Momente Kraft und machen uns unserer Spielräume bewusst. Sie zeigen uns und anderen, dass es nicht nötig ist immer nach der Pfeife des Ordnungsamtes oder der Cops zu tanzen.
Nein es ist sogar wichtig sich Handlungsspielräume selbstbestimmt zu nehmen und sich nicht ihren Spielregeln unterzuordnen. Denn diese haben nur das Ziel unsere Proteste zahnlos und systemerhaltend zu gestalten.
Wenn wir uns organisieren, wenn wir stärker werden, wenn wir aufhören zu warten, dass die herrschenden unsere Probleme lösen...Dann muss es in Zukunft nicht bei symbolischen Aktionen bleiben. Dann können wir wirklich Druck auf Konzerne und Politik ausüben und die Verhältnisse ins wanken bringen.
Gehen wir es gemeinsam an.
Ein Video der Aktion findet ihr hier: https://peertube.it/w/eL8b5P1dNQNfDTCjnmWeSz