MURDERED BY MARXISTS:
Bis zur Aktionswoche gegen Linke Einheit ab dem 25.09.2023 veröffentlicht Breaking the Spell täglich eine kurze Lebensgeschichte eines*einer vom Marxismus ermordeten Anarchist*in - heute: Grigori Gorev
Intro
Es gab eine Welt vor dem Marxismus: Von 1872 bis ca. 1919 waren der Marxismus und seine Vorläufer*innen eine Randnotiz der Geschichte. Der Hauptteil der Sozialist*innen waren entweder anarchistisch oder anti-autoritär – sie lehnten den Staat ab und wollten eine dezentrale, von unten organisierte Gesellschaft. Wie kommt es dann, dass heute die Linke so sehr auf den Staat als Mittel fokussiert ist? Ein wichtige Rolle spielte der marxistische Terror gegen die anarchistische Bewegung. Tausende von Anarchist*innen wurden durch Marxist*innen ermordet, inhaftiert, gefoltert und vergewaltigt. Hier ist eine kurze Lebensgeschichte eines*einer dieser Anarchist*innen. (Anmerkung zur Sprache: Es wird das überlieferte Geschlecht benutzt, es gab mit Sicherheit auch trans*, inter*, nicht-binäre und agender Anarchist*innen damals. Die Lage von Orten wird oft in der Kurzform „in Nationalstaat“/„(Nationalstaat)“ erklärt, in allen Fällen wird deren Gebietsanspruch abgelehnt.
Grigori Gorev
Grigori Gorev wurde 1890 in der Region Ekaterinoslav (Damals Russisches Reich, heute Region Dnipro Ukraine) geboren. Er war Kind einer Arbeiter*innenfamilie. Grigori war als Mechaniker/Dreher tätig.
Ab 1917 war er dort und später in Gulyai Polye (heute: Huliaipole) in einer anarchokommunistischen Gruppe aktiv. Anarchkommunismus ist in diesem Fall die Vorstellung sich vor allem nach dem Ort des Zusammenlebens zu organisieren und dort starke Beziehungen aufzubauen, auch in seinen anderen Bedeutungen ging es nie um die Verbindung von Anarchismus und Marxismus.
Am 16. April 1918 kam es in Gulyai Polye zu einem anti-revolutionären Putsch innerhalb/gegen den lokalen Sowjet (revolutionären Rat) durch ukrainische Nationalist*innen, die später deutsche Truppen in den Ort holten. Grigori wurde verhaftet, jedoch unter der Bedingung die Stadt zu verlassen, freigelassen. Zusammen mit dem Anarchisten Boris Veretelnikov organisierte Grigori am nächsten Tag Treffen mit den Bäuer*innen einer jeden Nachbar*innenschaft auf denen diese für die Forderung der Freilassung aller durch den Putsch Gefangengenommenen stimmten. Alle Gefangenen wurden auf Grund dieses Druckes freigelassen.
Im Herbst 1918 schloss sich Grigori der anarchistischen Revolutionären Aufständischen Armee der Ukraine (RAAU) an und war in ihrem Hauptquartier tätig. Ende Dezember war Grigori an der Aushandlung eines Bündnisses mit dem Bolschewiki beteiligt, dem es kurzzeitig gelang Ekaterinoslav (heute Dnipro) von den republikanischen, ukrainischen Nationalist*innen um Symon Petliura zu befreien.
Am 24. April 1919 wurde Grigori gemeinsam mit anderen Mitgliedern der RAAU in Ekaterinoslav von der Tscheka (bolschewistischen Geheimpolizei) verhaftet, kam nach einigen Tagen wieder frei und bliebe für da Hautquartier der RAAU aktiv. Im Sommer 1919 wurde er von der Roten Armee ermordet.
Weiterführendes:
Gorev, Grigori (1890-1919) Nick Heath:
https://libcom.org/article/gorev-grigori-1890-1919
Nestor Makhno: Anarchy’s Cossack – Alexandre Skirda:
https://theanarchistlibrary.org/library/alexandre-skirda-nestor-makhno-anarchy-s-cossack
Outro
Es wird eine Welt nach dem Marxismus geben: Er und der andere Ableger der staatlichen Linken der Liberalismus bestimmen heute die Linke Szene, dadurch kontrollieren sie die anarchistische Bewegung. Uns daran zu erinnern, dass den Staat abzulehnen nicht utopisch, sondern normal ist, bedeutet uns zu befreien - weiter bewegen zu können. Das ist nicht nur eine Frage des Selbstbewusstseins als Anarchist*innen. Praktisch führt die Linke Liebe zum Staat beispielsweise dazu, dass beim Widerstand gegen die von Kapitalismus, Staat und Kolonialismus verursachte Klimakatastrophe der Staat statt als Gegner „als Mittel zu ihrer Lösung" gesehen wird. Brechen wir mit der Linken und der Linken Szene! Keinen Frieden mit Marxismus und Liberalismus! Weitere Texte und Links über das Leben dieses*dieser und anderer Anarchist*innen, die vom Marxismus ermordet wurden gibt's unter: breakingthespell.blackblogs.org/murdered-by-marxists