[S] Internationaler Frauenkampftag in Stuttgart
Die To-Do-Liste zur Befreiung der Frau ist leider noch sehr lang. Somit hoffen wir auf eine rege Teilnahme an den Aktionen am 8. März. Die Kundgebung beginnt um 16.30 Uhr auf dem Schlossplatz mit anschließender Demonstration ab 17.30 Uhr vom Schlossplatz! Die Aktionen sind organisiert vom Frauenbündnis Stuttgart.
Seit 1910 wird der internationale Frauenkampftag begangen, um die Forderung der Frauen nach einem gleichberechtigten Leben auf die Straße zu tragen. Als festes Datum wurde 1921 von der 2. Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen der 8. März festgelegt. Dieser Tag erinnert an eine Frauendemonstration 1917 in Sankt Petersburg, die sich mit der Parole „Brot und Frieden“ für das Ende des Kriegs einsetzte, sich in landesweite Proteste ausweitete und so Mitauslöser der Februarrevolution in Russland war.
Eine der vorrangigen Forderungen der feministischen Kämpferinnen zum Zeitpunkt der Einführung des Frauenkampftages war das Frauenwahlrecht. Knapp 10 Jahre später, im Januar 1919, war es so weit: Frauen durften zum ersten Mal in der Geschichte Deutschlands an die Wahlurnen treten und auch selbst in politische Ämter gewählt werden. Diese Forderung wurde zwar erfüllt, aber selbst 100 Jahre später sind noch viele andere unerfüllt: Frauen verrichten noch immer einen Großteil der Reproduktionsarbeit, werden schlechter als die männlichen Kollegen bezahlt und sind im Alltag mit sexualisierter Gewalt und sexistischer Degradierung konfrontiert.
Schon die Entstehungsgeschichte des 8. März zeigt die Vielfalt der Forderungen, die Frauen an die Gesellschaft stellen: Partizipation an Politik und Gesellschaft, Gleichberechtigung im privaten sowie dem öffentlichen Leben, selbstbestimmtes Leben und die Freiheit von Rollen- und Geschlechterklischees.
Solange Frauen aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden, sei es durch prekäre Beschäftigung, unentgeltliche Arbeit in der Familie oder sexistische Werbung, ist unser Ziel noch lange nicht erreicht. Doch nicht nur die alltägliche Diskriminierung sollte uns zum Handeln bewegen. Allein im Jahr 2017 wurden 113.965 Frauen Opfer von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt, die Dunkelziffern liegen vermutlich sehr viel höher. Seit längerer Zeit lässt sich auch ein gesellschaftlicher Rückwärtstrend feststellen, der vor allem von rechten und konservativen Parteien und Bündnissen vorangetrieben wird. So sollen Frauen wieder in ihre „angestammte“ Rolle gedrängt werden, sich ganz der Familie, deren Fürsorge und dem Haushalt widmen, dem Mann wird die Rolle des starken Ernährers und Versorgers zugeschrieben. Auch bei den anstehenden Kommunal- und Europawahlen in Baden-Württemberg werden diese Parteien mit ihren reaktionären Weltanschauungen auf Stimmenfang im konservativen, patriarchalen Lager gehen. Wir Frauen müssen gemeinsam dagegen kämpfen, dass uns die erkämpften Fortschritte aberkannt werden und wir wieder in die unterwürfige und abhängige Position gedrängt werden, aus der wir uns eigentlich komplett befreien wollen.
Oft wird der Feminismus für tot erklärt, da „es den Frauen (in Deutschland) doch gut gehe“. Aber geht es uns wirklich so gut, dass es nichts mehr gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt? Die Antwort darauf kann nur ein entschiedenes NEIN sein: Wir leben in einer patriarchalen und kapitalistischen Gesellschaft, die Frauen auf vielfältige Art und Weise unterdrückt. Alle bisher erreichten Fortschritte mussten in einer männerdominierten Gesellschaft von feministischen Vorreiterinnen hart erkämpft werden. Veränderungen ereignen sich nicht von selbst, sie erfordern gesellschaftlichen Druck und eine breite Masse, die sie fordern. Es ist nun an uns, diese Kämpfe weiterzuführen und bereits Erreichtes zu verteidigen. Shirts zu tragen, die mit feministischen Parolen bedruckt sind oder auf Twitter feministische Posts abzusetzen und zu liken kann aber nur ein Anfang sein. Was danach folgen muss, ist eine gemeinsame Organisation der Frauen, sei es im Stadtteil, in der Stadt, landesweit oder international. Klar muss sein, dass wir unsere Ziele nur gemeinsam erreichen. Und nur zusammen können wir den Kampf gegen das Patriarchat aufnehmen, führen und ihn letztendlich auch gewinnen.
Der 8. März ist der Tag im Jahr, an dem Frauen weltweit gemeinsam auf die Straße gehen und vereint für ihre Rechte eintreten und einen gesellschaftlichen Umbruch fordern. Daher ist es für uns wichtig, die Tradition dieses wichtigsten feministischen Kampftages aufrecht zu erhalten und uns in eine lange Tradition kämpfender Frauen einzureihen. Dieses Jahr steht der Frauenkampftag in Deutschland unter dem Motto des Frauenstreiks. Wir fordern alle Frauen dazu auf, an diesem Tag die Hausarbeit, Care-Arbeit und alle anderen familiär und gesellschaftlich auferlegten Aufgaben ruhen zu lassen. Der 8. März ist der Tag der Frauen, nehmt euch die Zeit, euch mit feministischen Themen auseinander zu setzen, beteiligt euch an Diskussionsrunden und geht für eure Rechte auf die Straße. Am 8. März wird es nachmittags ein feministisches Programm auf dem Schlossplatz geben, mit anschließender Demonstration. Beteiligt euch an den vielfältigen Aktionen, die an diesem Tag stattfinden werden und kämpft gemeinsam mit uns gegen jegliche Unterdrückung der Frau.
Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben!
Frauenkollektiv Stuttgart
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