Zwischen Militäroperationen und Friedensgesprächen
Zwischen Militäroperationen und Friedensgesprächen - Ein Artikel über die aktuelle Situation in Kolumbien und die Region Chocó
Während die FARC-EP den ranghohen gefangengenommenen General Alzate wie vereinbart am letzten Sonntag einer Kommission übergaben, berichten verschiedene Dörfer aus dem Chocó über weitreichende Militäroperationen und einer Zuspitzung der Repression und Verletzung der Menschenrechte. Die Gefangenenahme des Generals war sowohl eine militärische, als auch politische Lektion für die kolumbianische Regierung und das Militär. Die Quittung dieses schweren Schlages zahlt nun aber die Zivilbevölkerung. Obwohl die Region aufgrund ihrer natürlichen Ressourcen reich sein müsste, lebt ein Großteil der Bevölkerung in bitterer Armut. Hinzu kommt der jahrzehntelange bewaffnete Konflikt und aktuell eine Zuspitzung durch Militäroperationen der Armee.
Die Berichte der Gemeinden, unter anderem aus dem mittleren Flusslauf des Atrato in den beidseitig angrenzenden Provinzen Chocó und Antioquia, handeln von willkürlichen Verhaftungen, Vertreibung der Bevölkerung, Einschüchterungen und Stigmatisierungen. So werden lokale Anführer der Bauern, Indigenen und Afrokolumbianer verhaftet, Teile der Bevölkerung aufgrund anhaltender Militäroperationen zum Verlassen ihrer Häuser und Gehöfte gezwungen und generell die Bevölkerung eingeschüchtert und als Helfer der Guerilla bzw. Feinde der Armee stigmatisiert. Dass die staatlichen Sicherheitsorgane nach solchen Militäroperationen und aufgrund der jahrelangen schlechten Erfahrungen als Besatzungsarmee von der Bevölkerung nicht wohlwollend aufgenommen werden, dürfte klar sein.
Als Teil der kolumbianischen Zivilgesellschaft machen sie wie viele andere Menschen und Organisationen auch erneut darauf aufmerksam, dass nur ein bilateraler Waffenstillstand der richtige Weg zu einem Frieden ist. Die Begründung wird nun wieder deutlich, immerhin ist die Zivilbevölkerung der leidtragende Part im bewaffneten Konflikt. Bisher stellte sich die Regierung eines beidseitigen Waffenstillstandes jedoch quer. Stattdessen intensiviert sie die Militäroperationen und bejubelt jeden getöteten Guerillero. Hinzu kam der Abbruch der Friedensverhandlungen mit der FARC-EP wegen der Gefangenahme des Generals Alzate. Da gelten für beide Akteure im bewaffneten Konflikt wohl unterschiedliche Maßstäbe?
In einem gemeinsamen Kommuniqué von Guerilla und Regierung wird nun aber ein Einlenken deutlich. So sollen die Gespräche zwischen dem 10. Dezember und 17. Dezember fortgesetzt werden, um eine schnellstmögliche Lösung im Konflikt zu finden. Am 15. Dezember wird eine erste Delegation zum Thema Geschlechter und am 16. Dezember gibt es die fünfte und letzte Anhörung der Opfer des Konfliktes. Ab Mitte Januar werden dann die Friedensgespräche nach den Feiertagen wieder aufgenommen. Nochmals bedanken sich beide Verhandlungspartner bei den beiden Ländern Kuba und Norwegen, sowie beim Internationalen Roten Kreuz für die Unterstützung bei der Freilassung.
Kommuniqué zu den Friedensgesprächen