Bericht einer Festnahme
Triggerwarung: Polizeigewalt
Dieser Artikel schildert abwechseldn aus Sicht der Polizei und aus Sicht einer festgehaltenen Person startend vom Versuch weg zu kommen bis hin zur Überstellung in das Polizeianhaltezentrum (PAZ).
Einige der Textstellen sind aus einem Polizeibericht entnommen, andere schildern die persönliche Wahrnehmung. Leider ist es optisch nicht wirklich möglich es unterscheidbar darzustellen aber ich glaube es ist dennoch verständlich was was ist.
Um eine erneute Flucht der angehaltenen Person entgegenzuwirken, wurde die Person zu boden gebracht, dort fixiert sowie ihr Handfesseln angelegt und arretiert. Zwischenzeitlich wurde das Top Team kontaktiert. Diese gaben an, dass das Top Team keinerlei Spuren sichern wird.
Und plötzlich überall Blaulicht um mich herum. Ich sprinnte los aber kurz darauf liege ich auch schon mit Schmerzgriffe und viel zu eng eingestellten Handschellen am Boden fixiert. Sobald ich wieder atmen kann – aka das Knie eines Kiwaras (österreichisch für Bulle) mir nicht mehr die Luft abschnürt, knirsche ich, dass sie doch locker lassen sollen, ich wehre mich ja eh nicht. Diesen Satz wetde ich in den nächsten Stunden immer wieder (vergebens) wiederholen.
Um 1.50Uhr, an der Polizeiinspektion angekommen, wurden die Handfesseln abgenommen, dabei konnten Rötungen und Abschürfungen an den Handgelenken wahrgenommen werden. Die unbekannte Person wurde zur Search Only Anfrage gebracht. Da kein Ausweisdokument auffindig gemacht werden konnte, und die Person keinerlei Angaben machte, war dies die einzige Möglichkeit um die Identität festzustellen. (Bei diesem Verfahren werden mittels Fingerabdruck Personendatensätze aus dem System gesucht).
Ich werde gegen die Wand gestellt und während die Beleidigungen von Seiten der Bullen auf mich einprasseln, werde ich relativ grob abgetastet. Dies dauert nicht so lange aber die Beleidigungen hören nicht auf; die Schmerzgriffe werden, in der Bullenstation fortgeführt & intensiviert. Vorwurf wird erst mal kein wirklicher genannt. Auch nicht, als sie vergeblich versuchen Fingerabdrücke zu nehmen. Was sie aber sagen sind Sachen wie: “da schau so lieb sind deine Freunde zu dir, in Stich ham s di glassen, das würden wir ba unseren Kollegen nie machen.!” in meinem Kopf wandelt sich der Satz zu: “Yea voll gut, sie haben niemenschen anders erwischt. Alle andern sind weg kommen. Und ja, ihr seid auch deppat!”
Die Beschuldigte Person leistet den Anweisungen nicht Folge. Statdessen verschränkte die Person schnell die Arme, zog sich den Pullover über die Finger und ballte die Finger zur Faust. Da sich die Person weigerte wurde der linke Arm ergriffen und versucht die Faust zu öffnen. Dies verhinderte sie indem sie die Hand wegzog und sich mittels drehen und wenden versuchte zu befreien. Auch nachdem wir den linken und den rechten Arm fixiert hatten war es uns nicht möglich die Search Only Anfrage mit dem Scanner durchzuführen.
Es folgt die EDE-Behandlung bzw der Versuch. Um keine Fingerabdrücke hergeben zu müssen, schließe ich meine Hand zur Faust. Die Kiwara kriegen sie nicht auf. Daraufhin werde ich unter anhaltenden Schmerzgriffen und den rufen: “Ich brech dir die Hand, ich brech dir alle Finger wenn sie nicht aufmachst!”, an der Wand fixiert. Elektronisch Fingerabdrücke nehmen scheint nicht möglich, also holen sie Tinte wärend ich unter Schmerzgriffen zu Boden gebracht werde.
Alternativ wurde versucht über die analoge EDE-Station Fingerabdrücke abzunehmen. Da dies aufgrund der Gegenwehr nicht möglich war, wurde die Person mittels Gleichgewichtbruchs zu Boden gebracht und in Bauchlage fixiert. Der linke Arm wurde ausgestreckt fixiert. Der rechte Arm wurde ausgestreckt und damit eine fixierung aufgebaut.
“Ich mach deinen Arm kaputt, das hab ich bei nem Schwarzen auch schon mal gemacht!” brüllt mir der Bulle direkt ins Ohr während er und noch weitere Cops mich immer noch in Schmerzgriffen am boden fixieren.
Anschließend wurde versucht die Faust zu öffnen. Dies gelang bedingt, jedoch drehte und wendete sich die angehaltenen Person stetig, wodurch eine Abnahme der Fingerabdrücke nicht möglich war.
Ich kann mich kaum bewegen. Nur kurz und auch nur wenige Millimeter kann ich einen meiner Arme drehen und so minimalst einen der vielen Schmerzgriffe lockern. “Widerstand! Widerstand geb ma dir! Da kannst du nichts! Wir sind 5 Polizisten, wir haben eine Kamera und du bist allein, das brauchst gar net erst probieren, das kriegst gar net anders durch.”, brüllt er mich an und seine Einschüchterungsversuche gehen pausenlos weiter: “in U-Haft kommst. Da kommst dann nimmer raus! Ist ja dein Leben, was du versaust, nicht unseres.” “Jaaa”, denke ich mir, “ihr habts ja nicht mal einen Vorwurf, da geht sich U-Haft nicht aus. Hoffentlich.” Ein Bissl anscheißen tu ich mich inzwischen schon, denn es wär ja nicht das erste Mal, dass wer ohne wirklichen Vorwurf in U-Haft geht. Ich schaffe es trotzdem irgendwie ruhig zu bleiben. Doch sie werden nicht müde davon mir dumme Sprüche an den Kopf zu werfen während ich immer noch unter Schmerzen am Boden liege und sie vergebens versuchen meine Faust zu öffnen. “Ist ja dein Leben, das du versaust, nicht unseres!” Auch dieser Satz hört sich in meinem Kopf ganz anders an: ”Wir haben unser Leben versaut weil wir Kiwara gworden sind.”
Es wurde sich dazu entschieden die Abnahme der Fingerabdrücke abzubrechen da sonst eine Verletzung der angehaltenen Person (gebrochene Finger ect.) nicht auszuschließen war. Die Person wurde in eine aufrecht stehende Position verbracht und ihr die Handfesseln im Anschluss erneut am Rücken angebracht und arretiert.
Irgendwann geben sie dann doch auf Fingerabdrücke von mir nehmen zu wollen, nochmal abtasten steht jetzt auf dem Programm. Dazu legen sie mir wieder Handschellen an, jetzt noch enger als zuvor, diesmal fressen sie sich richtig in meine Handgelenke. Ohne, dass ich was dagegen machen kann, wird mir meine Hose bis zu den Knie runtergelassen und dort wo meine Unterhose die Haut verdeckt, werde ich abgetastet. Es wird auch versucht Fotos von mir zu machen. Doch auch das gelingt ihnen nicht. Beleidigungen haben immer noch nicht aufgehört und tun es auch nicht, bis ich ins PAZ (Polizeianhaltezentrum - vergleichbar mit GeSa in De) komm.
Es folgte die Abgabe in den Arrest. Weiters wurde eine zwangsweise DNA-abnahme beantragt. Auch wurde eine EDE-Behandlung verfügt, sollte die Person an dieser Mitwirken. Die Festgenommene Person wurde in das PAZ überstellt. Die Handfesseln wurden um 3.20 Uhr abgenommen.
Dort werden dann nach einer gefühlten Ewigkeit auch meine Hände wieder von den Handschellen befreit. Schmerzen am ganzen Körper. Wut über die Gewalt der Bullen. Kraftlosigkeit durch diese Gewalt der Oaschlöcher. Doch ist es hier nicht vorbei. Ich werde wieder zur Identitätsfeststellung gebracht. Innerlich hoffe ich, dass es diesmal ohne Gewalt geht aber viel Hoffnung habe ich nicht. Nach außen versuche ich mich entschlossen zu zeigen. Mit wenig Kraft balle ich meine Hand erneut zur Faust wie sie meine Fingerabdrücke nehmen wollen. Überraschenderweiße sind die Cops sichtlich sehr überfordert mit dem “unkooperativen Handeln” und fragen einander was sie jetzt tun sollen wenn ich nicht mitwirke. Es resultiert darin, dass sie mich recht lange verbal, aber nicht beleidigend dazu überreden versuchen doch bitte meine Identität, Fingerabdrücke, DNA… herzugeben.