[MA] Gründungserklärung Revolutionäre Linke Mannheim!
Für eine Zukunft ohne Kapitalismus! In Mannheim und überall!
Der Kapitalismus ist ein barbarisches, menschenverachtendes System, das Tag für Tag unzählige Menschenleben auf dem Gewissen hat. Hunger, Kriege, brutale Ausbeutung, Obdachlosigkeit und viele weitere Schweinereien sind seine alltägliche Realität. Es ist unserer Meinung nach zynisch nicht darüber zu reden, wie viele Menschen unter diesem System täglich leiden und dahingerafft werden. Es ist verächtlich, dies als gegeben hinzunehmen und als nicht änderbar zu akzeptieren. Eine andere Ökonomie, die nicht darauf basiert, dass die Einen auf Kosten der Anderen leben, ist möglich! Eine andere Ordnung des Zusammenlebens, die nicht darauf basiert, dass die Einen für die Anderen schuften müssen, ist möglich! Eine andere Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtigt ihren Platz haben, ist möglich! Und weil es möglich ist, können wir nicht einfach schweigen und nichts tun. Wir müssen etwas tun, es zumindest versuchen, wollen wir nicht selbst ein Teil der Barbarei sein! Dieses mörderische System kann nicht wesentlich reformiert werden, da es von Grund auf menschenverachtend ist. Es ist innerhalb des Kapitalismus zwar möglich ein paar Stellschrauben zu drehen, um das Leben einiger besser zu gestalten, aber niemals das Leben aller. Deshalb muss das Übel an der Wurzel angegangen werden, der Kapitalismus muss beseitigt werden . Deshalb streben wir einen radikalen, revolutionären Bruch mit den bestehenden Verhältnissen an. Unser Ziel ist es durch unser politisches Handeln zur Überwindung dieser und somit zu besseren und menschenwürdigeren Lebensverhältnissen für alle Menschen beizutragen.
Warum dafür ein neuer Zusammenschluss?
In einer Zeit revolutionärer Perspektivlosigkeit haben wir uns gegründet, um in Mannheim Antworten zu suchen und zu entwickeln auf die Frage nach der Perspektive linksradikaler, antikapitalistischer Politik.
Dabei ist es uns wichtig nicht mit allem Alten zu brechen, aber trotzdem einen neuen Anfang zu schaffen. Die antikapitalistische Bewegung in Deutschland befindet sich aktuell in einem Stadium maximaler gesellschaftlicher Isolation. Im Minenfeld zwischen radikalistischen Theoriezirkeln, die ohne praktische Relevanz und Bindung zur Klasse sind, und sozialdemokratischen Steigbügelhalter_innen ist es schwierig eine tatsächlich revolutionäre Linie zu entwickeln und mit dieser auch wahrgenommen zu werden. Oftmals ist mittlerweile kaum noch nachvollziehbar, wer sich auf welcher Seite positioniert und welche Ziele damit verfolgt werden.
Wichtig ist es uns diese Entwicklung auf Grundlage einer entsprechenden Praxis durchzuführen, die es ermöglicht unsere Linie weiterzuentwickeln und zu überprüfen.
Und jetzt?
Die aktuelle historische Epoche ist nicht revolutionär. Das Kapital schaltet und waltet weitgehend ungestört und muss sich nicht vor spürbaren, gesellschaftlichen Alternativen fürchten. Auf den revolutionären Grad unserer Zeit haben wir nur bedingt Einfluss. Deshalb müssen wir unsere Situation begreifen. Unser direktes Ziel kann nicht sein die Machtfrage zu stellen, sondern lediglich die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Die direkte Voraussetzung ist der Aufbau handlungsfähiger, wehrhafter, für die Klasse wahrnehmbarer und vertrauenswürdiger Strukturen.
Unsere gesamte aktuelle Praxis leitet sich von diesem Ziel ab. Durch politische Aktion, Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, gilt es danach zu streben unseren Kampf auf möglichst vielen Schultern zu verteilen. Andererseits ist es unsere Aufgabe dort, wo Menschen gegen die Zumutungen des Kapitalismus schon heute kämpfen, dieses aber noch nicht als Teil eines großen Ganzen sehen, sie zu unterstützen und den Gesamtkontext ihres Kampfes aufzuzeigen.
Ohne Geschichte keine Zukunft!
Die Geschichte ist unsere Lehrmeisterin. Sie warnt uns vor bereits begangenen Fehlern und bietet durch ihre Aufarbeitung die einzig wirklich wissenschaftliche Methode zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung.
Die Aufarbeitung der menschlichen Geschichte ist ein wichtiges Kampffeld, auf dem es oft keine klare Täter-/Opfer bzw.Gewinner-/Verliererseite gibt. Aufgrund der Pluralität unseres Zusammenschlusses haben wir als Struktur nicht zu allen historischen Ereignissen eine einheitiche Analyse.
Generell begreifen wir die Entwicklung kollektiver Standpunkte als Prozess, der niemals abgeschlossen ist und stetig überprüft und gefördert werden muss.
Freund und Feind
Basis unserer Gesellschaftsanalyse ist eine Einteilung der Menschen in Klassen anhand ihres Verhältnisses zu Produktionsmitteln. Tatsächlich ist es klar, dass sich eine (moderne,) klare Klassenanalyse nicht einfach aus dem marxschen Originalwerk abschreiben lässt. Doch an einer Grundsätzlichkeit hat sich nicht viel geändert:
Auf der Welt gibt es Milliarden Menschen, die je nach ihrer wirtschaftlichen Situationen Wohlstand erwirtschaften und nur einen Bruchteil davon selbst verwalten dürfen. Auf der anderen Seite stehen immer weniger Menschen, in deren Händen sich immer mehr Kapital anhäuft.
Dass die Trennlinie nicht mit dem Rasiermesser gezogen werden kann ist ebenso offensichtlich wie bedeutungslos. Die Mehrheitsverhältnisse sind klar und die genauen Konfliktlinien offenbaren sich früher oder später durch die Führung von Konflikten. Denn am Ende des Tages war es schon immer so, dass jeder seine Barrikadenseite selber wählt. Wir stellen uns schon heute auf die Seite der Ausgebeuteten und Unterdrückten und des Fortschritts.
Die historische Rolle der Arbeiterklasse zur Überwindung des Kapitalismus ergibt sich aus ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftichen Bedeutung sowie aus ihrer ausgebeuteten Position. Aufgrund dieser Tatsache kann nur durch ihre Organisierung die Befreiung vom kapitalistischen Elend erreicht werden.
Ein erfolgreicher Kampf um Befreiung kann niemals ein stellvertretender Kampf sein.
Die Personen in unserem Zusammenschluss verstehen sich als Teil der Klasse, für die wir kämpfen. Ihre Probleme sind unsere und unsere Probleme sind ihre! Wir sehen es als unsere Aufgabe unsere Klasse zu organisieren, aus ihr heraus weitere Mitkämpfer_innen zu mobilisieren und durch Bildung dazu beizutragen, dass sie sich ihrer revolutionären Rolle bewusst wird.
Für unser Ziel die Arbeiterklasse zu organisieren müssen wir in ständigem Kontakt und Austausch mit dieser sein. In den Betrieben, in denen sie arbeitet, in den Bildungseinrichtungen, in denen sie lernt, in den Wohnvierteln, in den sie lebt, in den Kneipen, in denen sie ihre Freizeit verbringt usw... Dort, wo sich der Alltag der Klasse abspielt, muss sich auch Politik abspielen. Alles Andere wäre an der Realität der Menschen vorbei. Nur so lässt sich eine Praxis entwickeln, welche die Menschen mitnimmt und politisiert. Dabei ist es uns enorm wichtig vermittelnd auf die Menschen zuzugehen und auf gar keinen Fall abweisend, überheblich oder gar verächtlich gegenüber Menschen aufzutreten, welche die Verhältnisse bisher noch nicht oder unzureichend reflektiert haben.
Unser Anspruch? Revolutionär!
Abgeleitet aus unserem Klassenstandpunkt ergibt sich unser revolutionärer Anspruch.
Die Annahme eines friedlichen, konfliktfreien Ende des Kapitalismus ist reine Narretei.
Genauso widerspricht es jeder Erfahrung der Arbeiter_innenbewegung, dass unsere Gegenspieler_innen sich an die von ihnen selbst ausgerufenen sogenannten "Demokratischen Spielregeln" halten, wenn sie versuchen uns zu bekämpfen.
Dementsprechend geben wir uns keiner Illusionen hin über die Bedeutung der uns zuerkannten "Bürgerrechte". Im Umkehrschluss bedeutet dies aber keinesfalls eine Gleichgültigkeit zu diesen Rechten. Der Kampf um sie ist ein Kampf um politischen Handlungsraum.Ein revolutionärer Anspruch bedeutet auch nicht die strikte Ablehnung jeglicher reformistischer Forderungen. Auch in reformistischen Kämpfen kann revolutionäres Bewusstsein entstehen, wenn diese richtig begleitet werden.
Ein weiterer Aspekt des revolutionären Anspruchs ist die Entwicklung einer eigenen, revolutionären Legimität und danach gerichteter Handlungen. Insbesondere gilt dies auch für die Anwendung von Gewalt in politischer Auseinandersetzung.
Unser Verhältnis zur "Szene"
Unser Bekenntnis zur Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt – also als die Akteurin, die den Bruch mit den bestehenden Verhältnissen vollziehen muss – bedeutet jedoch keinen generellen Bruch mit den bestehenden linksradikalen Strukturen oder dem, was gemeinhin auch "Szene" genannt wird. Stattdessen erkennen wir die politische Bewegung als Kampffeld und Nährboden an, aus dem wir neue Mitstreiter_innen gewinnen, in dem wir uns an Kämpfen und Auseinandersetzungen beteilligen. Dabei haben wir zu anderen Akteur_innen der "Szene" kein einheitliches Verhältnis. Je nach Situation und Standpunkt sind sie Bündnispartner_innen oder eben nicht.
Was wir nicht wollen, ist Teil einer linken Subkultur sein. Wir verorten uns ausschließlich anhand unserer politischen Ziele anstatt irgendwelcher Szenecodes, subkultureller Gepflogenheiten oder dergleichen. Der Kontakt zu und Austausch mit noch nicht politisierten Klassenzugehörigen ist für unsere politischen Ziele entscheidend. Ein Rückzug in subkulturelle, linke Parallelwelten und Wohlfühloasen hingegen bringt uns nicht voran.
Über den Widerspruch
Die kapitalistischen Produktionsverhältnisse beeinflussen sämtliche Bereiche des menschlichen Zusammenlebens. Dabei begünstigen sie Unterdrückungsverhältnisse wie bspw. Patriachat und Rassismus. Dies bedeutet jedoch nicht die Degradierung dieser zu vermeintlichen Nebensächlichkeiten, die sich in einer klassenlosen Gesellschaft einfach in Luft auflösen. Deshalb wollen wir, einhergehend mit unserem antikapitalistischen Kampf, gemeinsame Standpunkte und Strategien entwickeln, um jegliche Unterdrückung zu beseitigen.
Weg mit der kapitalistischen Barbarei!
Her mit dem schönen Leben!