Ökologische und soziale Frage zusammendenken! Und wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?
Die Erde steht vor dem Kollaps: Dürren, Waldbrände, Überflutungen bedrohen immer mehr Menschen. Der Klimawandel geht uns deshalb alle an. Aber die Energiekrise kann zu einem klimapolitischen Rollback führen. So wird der Kohleabbau fortgesetzt, wie die Räumung von Lützerath zeigt. Auch setzen Nachbarländer Deutschlands weiterhin auf Atomkraftwerke. Aber auch hierzulande wird offen eine mögliche Renaissance der Atomkraft beschworen. Während viele Arme am meisten vom Klimawandel betroffen sind und global schon klimaneutral leben, richten die Reichen die größten Klimaschäden an. Offensichtlich darf die Ressourcenverschwendung so nicht weitergehen. Und doch herrschen bei vielen Menschen Blockaden und Ängste in Bezug auf einen ökologischen Wandel vor. Es bilden sich politische Lager, zumal ökologische Themen immer mit der sozialen Frage verwoben sind.
In der Podiumsdiskussion diskutieren wir in folgenden Blöcken:
1) „Wie soll ich das bezahlen?“: Schon jetzt ist die Bevölkerung von Preissteigerungen durch die Inflation, die Energiekrise und den Ukraine-Krieg betroffen. Viele wissen nicht mehr, wie sie die steigenden Lebensmittel-, Strom-, Gas- und Heizkosten bezahlen sollen. So befürchten einige, dass durch einen ökologischen Umbau das dringend benötigte Auto als Pendler*in, das Haus oder die Heizung nicht mehr finanzierbar sind. Viele Menschen haben Angst vor den Preissteigerungen und dass sie letztlich die Kosten des Umbaus tragen müssen. Es hilft nicht, diese Ängste als irrational abzutun. Denn in Deutschland beginnt der ökologische Umbau - hin zu einem grünen Kapitalismus? Es fehlt die sozial-politische Flankierung. Wie kann der ökologische Umbau sozial abgefedert werden? Was zeichnet eine notwendige sozial-ökologische Transformation aus – und was unterscheidet sie von einem „grünen Kapitalismus“?
2) „Was ist mit meinem Arbeitsplatz?“: Um einen ökologischen Umbau gestalten zu können, braucht es Mehrheiten, vor allem die lohnabhängigen und prekären Klassen. Beschäftigte haben unterschiedliche ökonomische Positionen und Interessen. Arbeiter*innen in der Autoindustrie oder Bergleute in der Braunkohle stehen einem Umbau wahrscheinlich ablehnend gegenüber, bei Beschäftigten des öffentlichen Nahverkehrs kann das anders sein. Wie können jene, die einem ökologischen Umbau skeptisch gegenüber stehen, überzeugt werden? Ist der sogenannte Fachkräftemangel und die größere Verhandlungsmacht der Beschäftigten nicht eine Chance, um die Arbeitswelt umzubauen? Wie kann die Arbeit anders organisiert werden? Hat das System Lohnarbeit überhaupt noch eine Zukunft? Müssen wir nicht den Arbeitsfetischismus, den Stress in der Arbeitswelt und das „Funktionierenmüssen“ hinterfragen?
Lothar Galow-Bergemann von der Gruppe Krisis ist seit 50 Jahren Gewerkschafter und folgt der arbeitskritischen Tradition der Gruppe Krisis („Manifest gegen die Arbeit“, „Dead men working“). Er verweist darauf, dass die Menschen langfristig der Falle Arbeitsplatz entkommen müssen und das Lohnsystem zu überwinden ist. Gegenwärtig gehören für ihn der Kampf gegen Klimawandel und der Kampf um radikale Arbeitszeitverkürzung zusammen.
Johanna Schellhagen arbeitet für labournet.tv und ist Filmemacherin (u.a. „Der laute Frühling. Gemeinsam aus der Klimakrise“).
Maximilian Wedekind ist Jurist und Literaturwissenschaftler und insbesondere im Bereich der Gewerkschaftsvernetzung der Letzten Generation engagiert. Die Letzte Generation setzt auf Formen des zivilen Widerstands, um auf die Folgen der Klimakrise aufmerksam zu machen, der die Politik aus Sicht der Letzten Generation nur mangelhaft begegnet. Der Protest ist wesentlich auch gegen das aktuelle Wirtschaftsmodell gerichtet, das in seiner Wachstumslogik inhärent krisenbehaftet ist und auf der Ausbeutung von Mensch und Natur zugunsten der Profite Weniger beruht.
Das Aktionsbündnis Sand im Getriebe (https://sand-im-getriebe.mobi/was-wir-wollen/) setzt sich für Klimagerechtigkeit und einen Ausstieg aus der Autogesellschaft ein.
#WirFahrenZusammen ist eine Allianz zwischen FFF, den ÖPNV-Beschäftigten und ver.di. Wir kämpfen gemeinsam für eine sozial und klimagerechte Verkehrswende: gute Arbeitsbedingungen und Löhne für die Beschäftigten, endlich eine ausreichende Finanzierung und Investitionen in den Ausbau des ÖPNV. Unsere gemeinsamen ÖPNV- und Klimastreiks im März waren erst der Auftakt. Anfang 2024 stehen bundesweite Tarifkämpfe um die Arbeitsbedingungen im ÖPNV an. Zeit unsere Forderungen nach einer Verkehrswende in den Betrieben und auf der Straße auch endlich durchzusetzen.