Erklärung zu Angriffen auf Airbnb, Hotels und Kameras in Exarchia/Athen
In einem naturbelassenen Wald, einem wilden Berg, einem ruhigen, sauberen Meer, einer schönen Gegend sieht der Kapitalist ein "Filet", ein neues Feld für Investitionen und Rentabilität. Es gibt nichts in der Welt, in der wir leben, in der Welt der Staatsmacht und der kapitalistischen Organisation der Wirtschaft, das nicht einen bestimmten Tauschwert hat, das nicht in Geld bewertet wird. Es liegt in der Natur des Kapitals, dass es als Bedingung für sein Überleben und seine Reproduktion zu ständiger Expansion getrieben wird. Alles in der Natur und in der Gesellschaft ist ein Ziel und ein Feld für die Ausbeutung. In einer Miniaturversion dieses Prozesses war die Nachbarschaft von Exarchia in jüngster Zeit einem der stärksten Angriffe von Staat und Kapital in den letzten Jahrzehnten ausgesetzt. Wie viele andere Stadtteile im Zentrum von Athen ist Exarchia noch immer ein "unerschlossenes" Feld für verschiedene Arten von Großinvestoren. Ein Viertel im Zentrum der Stadt, inmitten ihrer Fassade, das in Bezug auf die Infrastruktur, große Investitionen und die Versorgung der kapitalistischen Maschinerie mit Profit "zurückgelassen" wurde.
Aber es ist auch eine besondere Nachbarschaft. Sie unterscheidet sich von den anderen - mehreren anderen - Stadtvierteln, die "unterentwickelt" und unbebaut bleiben und für die dieselbe Zukunft der "Entwicklung" vorgesehen ist. Es ist das Viertel der Bewegungen, der Kämpfe, der politisierten Jugend, des Radikalismus, der Anarchist*innen. Der Staat hat allen Grund, viele seiner Kräfte und Ressourcen darauf zu verwenden, Exarchia zu unterwerfen, zu veredeln, zu säubern, zu normalisieren und es unter seiner Schirmherrschaft als Pfand für Investoren anzubieten. Der Staat weiß, dass Exarchia traditionell der Bezugspunkt für radikale Bewegungen ist, das "Hauptquartier" des inneren Feindes. In den letzten Jahren und mit besonderer Intensität während der Regierung der Nea Dimokratia hat der Staat versucht, das zu bekämpfen, was er als die letzte Schlacht um das Viertel ansieht.
Dies ist natürlich keine vom Gesamtbild der staatlichen Politik losgelöste Entscheidung. In den letzten Jahren scheint der Staat den historisch und sozial angemessenen Zeitpunkt für die Beendigung der tief verwurzelten einheimischen revolutionären Tradition, des politischen Radikalismus, der Anarchist*innen, der Bewegungen und dessen, was seine rechten Manager als "ideologische Hegemonie der Linken" bezeichnen, für gekommen zu halten - und darüber hinaus zu verkünden. Im Zeitalter der Wirtschaftskrise, der hohen Inflation und der kommenden Rezession, des Krieges und der geopolitischen Umwälzungen wird der griechische Staat vor einer unsicheren Zukunft geschützt.
Es war leicht vorauszusehen, und es dauerte nicht lange, bis wachsenden Teilen der Gesellschaft klar wurde, dass Gentrifizierung und Aufwertung die Verdrängung der ärmeren Bevölkerungsschichten durch explodierende Mieten oder die Nichtverlängerung von Verträgen bedeuteten, wenn Häuser in Airbnb umgewandelt wurden. Hinzu kommen die bereits laufenden, sogar elektronischen Versteigerungen der ersten Wohnung und der freie Weg für den Marsch des Immobilienkapitals auf Kosten der Ausgebeuteten. Wir sehen, wie sich das Viertel verändert: Die Bewohner*innen sind gezwungen, ihre Häuser zu verlassen, und an ihre Stelle treten Touristen - Kunden von Hotels und Airbnb, die überall wie Pilze aus dem Boden schießen und oft im Besitz von multinationalen Investmentfonds und Unternehmen sind. Mit ihnen kommen Geschäfte für die Reichen (Touristen und Nichttouristen) mit unerschwinglichen Preisen und einem alternativen Stil, denn das ist es, was sich jetzt in Exarchia "verkauft".
Die Kehrseite von Entwicklung und Gentrifizierung sind wie immer Verdrängung und Überwachung. Uniformierter Abfall ziert die Bleche der Metro-Baustelle auf dem Platz und schließt die Anwohner von der Nutzung des Strefi-Hügels aus, der langsam zerstört wird, Bewegungsräume und besetzte Häuser werden unterdrückt und geschlossen, während Hipster-Läden aus dem Boden schießen, Kameras werden an immer mehr Stellen rund um die neuen Geschäfte angebracht. Diese Kameras werden auch vom Staat eingesetzt, um die Kämpfe und konfrontativen Entscheidungen der im Viertel aktiven Menschen zu unterdrücken. Ein aktuelles und typisches Beispiel sind die Kameras in den Straßen rund um das Denkmal des Anarchisten A. Grigoropoulos, die vom Staat bei den letzten Mobilisierungen im Dezember eingesetzt wurden.
Staat und Kapital gehen koordiniert und strategisch gegen die Nachbarschaft vor und versuchen, ihren politischen Charakter zu verändern, selbstorganisierte Projekte zu unterdrücken und die Geschichte des Kampfes von Exarchia aus dem Gedächtnis und aus dem Raum zu löschen, um es in einen sterilen Vergnügungs- und Erholungsort zu verwandeln.
Als Teil der Menschen, die die Nachbarschaft von Exarchia für die Perspektive des Kampfes als wichtig erachten, die wollen, dass Exarchia ein Feld der Gärung, der Politisierung und des Widerstands bleibt, entscheiden wir uns dafür, auf die vielgestaltige Gewalt zu antworten, die die Macht auf koordinierte Weise gegen uns und unsere Strukturen und Nachbarschaften entfesselt. Wir rufen die Welt der Nachbarschaft, die Welt des selbstorganisierten radikalen Kampfes auf, sich dafür zu entscheiden, dem Staat und dem Kapital entgegenzutreten, wie auch immer sie erscheinen, indem sie in Exarchia und darüber hinaus eindringen. In der Praxis und mit allen verfügbaren Mitteln die Investitionen/die Ausplünderung anzugreifen, die versuchen, uns auszulöschen. Vielleicht kann ein lang andauernder Angriff, ein "Zermürbungskrieg" unsererseits, auch in materieller Hinsicht, neben all den anderen Kämpfen, die sich auf Exarchia konzentrieren und die im Laufe der Zeit geführt wurden und werden, eine echte Barriere gegen die Pläne der Herrschaft darstellen.
In diesem Zusammenhang übernehmen wir die Verantwortung für die Beschädigung der Kameras in der Koletti Str. 20, der Methoni Str. 75 und in der Patousa Str. 4 sowie für die Farbe, die Parolen und die geringfügige Beschädigung der Klingeln der Airbnb-Wohnungen in der Tsamadou Str. 32, der Solomou Str. 23, der Methoni Str. 72, der Arachovis Str. 28 und der Charilaou Trikoupis Str. 61. Schließlich übernehmen wir die Verantwortung für die folgenden Angriffe durch Einschlagen von Eingängen, Fassaden, Fenstern und Kameras der folgenden Hotels und Airbnb:
Zoia House – The Hill (Kosmas Melodou 30)
Kosmos Melomel – 8 Kleisovis Street
PAME Paradiso – Kleisovis 7
Exarcheia Housing Project – Sp. Trikoupis 28
The Diplomat’s ABR – Char. Trikoupis 95
Asclepius 102
Komninon 8
Solomou 32
– Anarchist*innen
Quelle: https://athens.indymedia.org/post/1624888/
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