Hintergrundinformationen zum Sozialpädagogischen Insitut (SPI) Berlin

Am 8.10.2018 versuchte das SPI, zusammen mit dem Bezirksamt Berlin Friedrichshain-Kreuzberg eine vermeintliche Kiezversammlung im "Jugendwiderstandsmuseum" (einer ehemaligen Kirche) in der Rigaer Stra0e durchzuführen. Das Thema sollte die Mietentwicklung und Strukturveränderung im Stadtteil sein.
Zu dieser war nicht öffentlich eingeladen worden, sondern nur über interne Mailverteiler, wo Institutionen und Gruppen aus der Zivilgesellschaft gelistet sind. Auch wurden Menschen, die in umstrittenen Neubauprojekten mit hohen Mieten wohnen, gezielt informiert.
Aufgrund der selektiven Einladungspraxis und des Alibicharakters der Veranstaltung wurde diese von AktivistInnen und durch Gentrifizierung betroffene AnwohnerInnen gesprengt.

Am 8.10.2018 versuchte das SPI, zusammen mit dem Bezirksamt Berlin Friedrichshain-Kreuzberg eine vermeintliche Kiezversammlung im "Jugendwiderstandsmuseum" (einer ehemaligen Kirche) in der Rigaer Stra0e durchzuführen. Das Thema sollte die Mietentwicklung und Strukturveränderung im Stadtteil sein.

Zu dieser war nicht öffentlich eingeladen worden, sondern nur über interne Mailverteiler, wo Institutionen und Gruppen aus der Zivilgesellschaft gelistet sind. Auch wurden Menschen, die in umstrittenen Neubauprojekten mit hohen Mieten wohnen, gezielt informiert.

Aufgrund der selektiven Einladungspraxis und des Alibicharakters der Veranstaltung wurde diese von AktivistInnen und durch Gentrifizierung betroffene AnwohnerInnen gesprengt.

Dieses Ereignis warf Fragen auf, was sich hinter dem mit veranstaltenden Sozialpädagogischen Institut SPI verbirgt.

SOZIALPÄDAGOGIK

Das an Fachhochschulen gelehrte Fach Sozialpädagogik entstand 1971 aus dem bislang fast ausschließlich von Frauen ausgeübten Beruf der Jugendleiterin unter Übernahme von einigen Funktionen der stattlichen Kinder- und Jugendfürsorge. Es werden Ziele formuliert wie Befähigung der KlientInnen zur“aktiven Teilnehme an der Lösung gesellschaftlicher Probleme“ oder der „Übernahme von Verantwortung für sich und das Gemeinwesen“. Verglichen mit den oft durch systematische Gewalt geprägten Einrichtungen in der Fürsorge der 50er und 60er Jahre war das ein historischer Fortschritt.

Die Befähigung der Individuen zur Teilhabe wird jedoch immer innerhalb der vorgegebenen Strukturen von Staatlichkeit, patriarchalen Familien und kapitalistischen Eigentumsverhältnissen gedacht. Es geht um das Klarkommen in dem was ist, nicht um das Überwinden von grundlegenden gesellschaftlichen Missständen oder gar die Infragestellung der Verhältnisse selbst.

auf Kinder- und Jugendarbeit beschränkt, arbeiten SozialpädagogInnen heute mit Menschen jeden Lebensalters; nach denselben Methoden, die dem Umgang mit „Minderjährigen“ entstammen. Ein häufiges Einsatzfeld von SozialpädagogInnen ist das Quartiersmanagement in städtischen Gebieten mit sozialen Konflikten. Die Zusammenarbeit mit Behörden, auch mit der Polizei, ist dabei normal.

Inzwischen ist die Ausbildung zum Sozialpädagogen/in in dem Studiengang Soziale Arbeit aufgegangen.

Das SPI

Das „Sozialpädagogische Institut Walter May“ (SPI) ist eine gemeinnützige Stiftung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und seit den 70er Jahren in Westberlin aktiv. Nach dem Anschluss der DDR an die BRD kamen zahlreiche Projekte im Ostteil der Stadt und in Brandenburg hinzu. Durch die zunehmende Privatisierung von Aufgaben der Daseinsvorsorge ist das Tätigkeitsfeld des SPI in den letzten Jahren weiter angewachsen, z.B. im Bereich der Altenpflege.

Der Vorstand wird gebildet von der Vorsitzenden Dr. Birgit Hoppe , als StellvertreterInnen Monika Helbig (SPD)und Thomas Härtel (SPD, ehem. Innenstaatssekretär) sowie sechs weiteren Vorständen.

Das Kuratorium besteht aus Bundesvorständen der AWO sowie „Persönlichkeiten aus dem Bereich Gesundheits- und Sozialwesen bzw. der Kinder- und Jugendhilfe“. Vorsitzender: Ralf Thies (AWO), Stellvertreter: Detlev Preuß sowie 13 weitere.

Der Sitz befindet sich in der Müllerstraße 74 in 13349 Berlin-Wedding

Projekt „MITEINANDER LEBEN IM SAMARITERKIEZ“

Das Projekt wurde 2017 vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg in Auftrag gegeben. . Als Zielstellung wurde die „Organisation, Moderation und Dokumentation eines dialogischen Aushandlungsprozesses im Samariterkiez“ benannt. In der Projektdarstellung auf der SPI- Seite https://www.stiftung-spi.de/projekte/samariterkiez/ werden unterschiedliche NutzerInnen des Kiezes von Neuzugezogenen über Alteingessessene und Reisende bis hin zu BesetzerInnen nebeneinander gestellt. Ihnen allen wird ein Interesse an Diversität, Toleranz und Respekt zugeschrieben. Jedoch wird festgestellt , dass es an der Frage;“Wie wollen wir künftig zusammenleben“ zu Auseinandersetzungen kommt. InvestorInnen kommen in der Projektbeschreibung nicht vor. Ihr Vorhandensein gehört gewissermaßen zu den gegebenen äußeren Umständen. Die Frage, ob all die verschiedenen Gruppen überhaupt auf Dauer zusammenleben können und wo es vielleicht sich notwendig gegenseitig ausschließende Interessenlagen gibt (z.B. günstige Miete oder fette Rendite), oder ungleiche Machtverhältnisse, wird hier nicht gestellt. Angeblich sind ja alle „auf Augenhöhe“… Kollektive Selbstvertretungen von Betroffenen, z.B. MieterInneninitiativen oder Hauskollektive, sind als Akteure nicht vorgesehen.

Ansprechpartnerin für das Projekt ist Konstanze Fritsch, Tel. 03049301110, e-mail samakiez@stiftungspi.de; Postadresse via Bezirksamt.

Konkret wurden bis Februar 2018 einige Workshops durchgeführt, wo AnwohnerInnen eigene Vorstellungen einbringen konnten - ohne Entscheidungskompetenzen. Es ist unklar, wer auf welchem Wege von der Existenz dieser Workshops überhaupt erfuhr.

Weiterhin wurde ein leerer Laden im Gebäude des Bezirksamts angemeldet, wo Menschen die wichtigsten Probleme im Samariterkiez auf Stelltafeln schreiben konnten. Die drei wichtigsten, die dort und in den Workshops genannt wurden, flossen in die Arbeit des Projekts ein und wurden dem Bezirksamt mitgeteilt. Als die drei Hauptprobleme wurden 1. hohe Mieten, 2. Verdrängung als dem Kiez und 3. hohe Polizeipräsenz benannt.

Am 21.1.2018 fand ein Treffen mit dem Direktionsleiter der Polizeidirektion 5 und dem Leiter des Abschnitts 51 statt, die für den Friedrichshain formal zuständig sind. Das Protokoll des Treffens wurde im Internet veröffentlicht. Dort teilten die Beamten mit, dass sie eine Denunziazionshotline in Bezug auf die Rigaer Straße geschaltet haben; im Gegenzug können Übergriffe durch PolizistInnen an das SPI gemeldet werden - angeblich bleiben sie anonym. Anstelle von Wannen mit Hundertschaften aus den ganzen Stadtgebiet sollen wieder Fußstreifen und KontaktbereichsbeamtInnen patrouillieren. Die Cops werden angehalten, auf öffentlichen Toiletten oder am besten in der Dienststelle zu pinkeln - nicht in Hausflure oder auf den Mitarbeitertoiletten z.B. von Bäckereien, wie geschehen. Überhaupt sei ein respektvoller Umgang mit dem „polizeilichen Gegenüber“ auch dann „selbstverständlich“, wenn selbiges die Freundlichkeiten nicht erwidert.

Wer die willkürlichen und oft brutal ausgeführten Polizeieinsätze in der Rigaer Straße kennt, kann bei solch Beteuerungen nur höhnisch lachen. Die MitarbeiterInnen des SPI ficht das nicht an... entweder, weil sie nicht selbst betroffen sind, da in anderen, bürgerlichen Stadtteilen wohnend, oder, weil es ihnen egal ist, wie die Realität aussieht: Hauptsache , sie können einen schönen Bericht schreiben.

Als nächstes plant das SPI in Friedrichshain eine Projekt mit „vertikalen Gärten“. Langzeiterwerbslose sollen Fassadenbegrünungen machen - an Häusern, wo sie sich die Mieten definitiv nicht leisten können.

KRITIK

Die BewohnerInnen des Stadtteils werden vom SPI als einzelne angesprochen. Sie stehen jedoch den organisierten Interessen der Immobilienbranche und des Staates gegenüber. Das ist so, als wenn bei Tarifverhandlungen einzelne ArbeiterInnen sich mit Kapitalverbänden vergleichen sollen. Streiks gehen aber nur mit kämpferischen Gewerkschaften für die Beschäftigten gut aus. Auch im Kiez bedarf es einer organisierten Gegenmacht von unten statt sozialpädagogischer „Betreuung“ !
Die vom SPI gestalteten Prozesse haben keine formalen Mitbestimmungsrechte, können nur Handreichung an herrschende Politik und Verwaltung sein. BürgerInnen, die sich beteiligen, geraten in eine „Mitmachfalle“, die Zeit beansprucht und sie zu KlientInnen, d.h. BittstellerInnen, degradiert. Wer unter prekären Verhältnissen lebt, muss sich um anderes kümmern.
Somit findet im Denken von Menschen eine Verlagerung von Autonomie oder Selbstermächtigung hin zu einer Haltung „der Staat soll es lösen“statt, sobald mensch sich auf diese Strukturen einlässt. Innerhalb dieser haben Teilinteressen Wohlhabender, z.B. nach einzelnen Fußgängerüberwegen oder Tempo-10-Zonen vor ihrer Haustür tatsächlich am ehesten Erfolgschancen, da die KlientInnen und die PolitikerInnen im Bezirk aus einer ähnlichen Klassenlage heraus handeln
Das SPI hat keine Kompetenzen und keinen Auftrag vom Bezirk z.B. Baustopps vorzuschlagen oder unwillige VermieterInnen an den Verhandlungstisch zu bekommen. Im Gegensatz zu den Selbsthilfeprojekten der 80er und 90er Jahre stehen sie mit leeren Händen da und versuchen, liberale Ideologie zu verkaufen und damit die NachbarInnenschaft zu spalten.
Durch die Selbstverständlichkeit der Zusammenarbeit mit der Polizei besteht die Gefahr, dass das SPI zur Ausforschung widerständiger Strukturen beiträgt. Es ist kein neutraler Akteur, sondern von der Politik beauftragt, Kapitalinteressen, (z.B. Bauprojekte), die als unausweichlich gelten, der Bevölkerung schmackhaft zu machen. Somit erfüllen sie die Rolle einer geführten Zivilgesellschaft, die die Peitsche der Repression lediglich ergänzt.

Das SPI selbst hat dabei keine hoheitlichen Rechte, sie sind keine Behörde, niemand muss mit ihren reden, der oder die es nicht will !

Auch aus ArbeitnehmerInnensicht ist das SPI eine schlechte Adresse. Im Bewertungsforum KUNUNU werden sie als Arbeitgeber mit nur 3,05 von 5 möglichen Punkten bewertet. Am schlechtesten schlechtesten schneiden sie beim Vorgesetztenverhalten und bei der Kommunikation mit nur 2.2 Punkten ab !

Fazit:

Das SPI ist in Bezug auf das „Miteinander Leben im Samariterkiez“ fehl am Platze. Es versucht, im Auftrage des Bezirksamts, InvestorInneninteressen durchzusetzen und mit Beteiligungsspielchen die NachbarInnenschaft zu spalten.

Es ist inkompetent in Bezug auf die Lösung von sozialen Problemen im Stadtteil.

Wer Probleme in den verschiedenen Lebensbereichen hat, hat bessere Möglichkeiten, als sich ans SPI zu wenden. Bei Problemen mit dem Vermieter ist das z.B. die Berliner Mietergemeinschaft https://www.bmgev.de/ bzw. der Mieterladen in der Kreutziger Straße 23. https://www.ubi-mieterladen.de/ Informiert Eure NachbarInnen, trefft Euch, wenn eine Mieterhöhung ins Haus flattert !

Wer sich über überzogene oder gewalttätige Polizeimaßnahmen beschweren oder dagegen klagen will, sollte sich mit AnwältInnen oder der Roten Hilfe http://www.berlin.rote-hilfe.de/ beraten, nicht mit SozialpädagogInnen, die sich vom Abschnittsleiter beschwichtigen lassen.

Wer Probleme mit konkreten Menschen im Umfeld der einzelnen Projekte hat, wende sich bitte an diese, um die Sache ohne Polizei zu beraten und einer Lösung zuzuführen. Wie sich im Prozess gegen einen Bewohner der Rigaer Straße 94 gezeigt hat, ermutigt die Polizei NachbarInnen erst zu denunziatorischen Falschaussagen , um sie dann wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen, wenn das Gericht den Lügen nicht glaubt.

Ein langjähriger Aktivist

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