Zur gestrigen Besetzung des Baggers auf der untersten Sohle des Tagebaus Garzweiler II

Abstract: 
Wir, eine autonome Gruppe von Umweltaktivist*innen, haben am Montag dem 12.11.2018 einen Bagger im Tagebau Garzweiler bei Keyenberg besetzt. [Pressemitteilung und Nachtrag]

Der Tagebau schreitet unermüdlich voran und zerstört Lebensraum zugunsten der Produktion von Strom, welcher in der Industrie zu großen Teilen wiederum die Zerstörung von Lebensraum hier und andernorts antreibt. Diese Zerstörung findet sowohl direkt durch die Baggerschaufeln statt, als auch indirekt durch die Emission von Treibhausgasen und den dadurch entstehenden Klimawandel. Wir solidarisieren uns mit den Bewohner*innen der bedrohten Dörfer Keyenberg, Kuckum, Berverath, Unterwestrich und Oberwestrich, Morschenich und Manheim, Pödelwitz, sowie den Menschen in vom Klimawandel viel stärker betroffenen globalen Süden, deren Heimat dem Profit anderer weichen muss.

Des weiteren senden wir solidarische Grüße an die Besetzung im Treburer Wald, welche am Dienstag geräumt wurde um den verantwortungslosen Ausbau des Frankfurter Flughafens weiter voranzutreiben und an das besetze Haus im Manheim, das am Donnerstag geräumt wurde.

Um schlimmeres zu verhindern gibt es hier und jetzt nur eine Möglichkeit:
Kohle bleibt im Boden, Aktivistis bleiben Oben.

 


 

 

 

13.11.18

Nachtrag zur gestrigen Besetzung des Baggers auf der untersten Sohle des Tagebaus Garzweiler II

Von einigen Beteiligten.

 

Erstmal: Ja, der Bagger stand still als wir ihn besetzt haben, eine halbe Stunde vorher lief er aber noch und wir rechneten damit, dass es nur ein kurzzeitiger Stillstand zum Schichtwechsel war. Solange RWE ihre Wartungspläne nicht veröffentlicht, ist sowas leider unvermeidbar, also her mit den Wartungsplänen!

Der Betrieb wurde trotzdem gestört, weil die Arbeiten ausgefallen sind und nachgeholt werden müssen, außerdem wurden die Baggerteile, an die wir uns gelockt haben, abgeflext, was zusätzliche Wartungsarbeiten bedeutet ;)

 

Noch einige Worte zur Räumung:

Wir sind sehr überrascht über die Brutalität mit der uns ein Großteil der RWE-Mitarbeiti begegnet sind, bevor die Polizei angekommen ist. Während ein Mitarbeiti weiter unten im Gespräch mit einem Aktivisti die Notwendigkeit von Gewaltfreiheit propagierte, haben auf der anderen Seite des Baggers mehrere Mitarbeitis in dem Versuch ein Aktivisti vom Bagger zu holen auf die Person eingetreten, es wurde auf den Waden rumgesprungen und es haben sich mehrere Mitarbeitis auf den Brustkorb der Person gestellt. Anstatt auf die Polizei zu warten, wurde der Mensch Treppen heruntergeschleift, wobei der Kopf nicht nur einmal auf die Stahlstufen aufschlug. Obwohl sich ein Fuß im Geländer verhakte, wurde mit aller Gewalt weiter gezerrt… Eine Fluchtgefahr bestand zu keinem Zeitpunkt, denn natürlich haben die Aktivistis ein Interesse daran, möglichst lange auf dem Bagger zu bleiben. Ein anderes Aktivisti wurde ebenfalls mitsamt 20kg Lock-on über den Laufrost gezerrt und dann eine Treppe runtergeschleift.

Eine kletternde und dabei zu jeder Zeit gesicherte Person wurde angeschrien, sie solle sich nicht in Lebensgefahr bringen, um dann an ihr zu zerren, ohne überhaupt zu wissen ob sie gesichert war. In einer Situation rastete eins der Mitarbeitis aus, schrie die Person an, sie solle sofort runterkommen, packte sie dann mit mehreren anderen Mitarbeiteris und sagte, er*sie würde sich sonst darum kümmern. Als er*sie daraufhin am Gurt rumfummelte, lenkten die anderen Mitarbeitis zum Glück ein und hielten ihn*sie davon ab. Es ist absurd eine Person mit dem Vorwand sie bringe sich in Lebensgefahr zu bedrängen, jedoch selbst das einzig gefährdende Element zu sein.

 

Von uns ging während der gesamten Aktion keine offensive Handlung aus.

 

An die Mitarbeitis von RWE: Unser Widerstand richtet sich nicht gegen euch, sondern gegen untragbare Klimapolitik! Tretet nicht uns, sondern eure sogenannten Arbeitgeber*innen die sich an eurer Arbeit bereichern, so lange es noch geht, um euch dann links liegen zu lassen!

 

Die Polizei hat dann übrigens relativ besonnen agiert. Nachdem sie später in Polizeigewahrsam in Neuss, bei einer nicht kooperierenden Person vergeblich versucht haben Fingerabdrücke zu nehmen, haben sie es bei uns allen ganz gelassen. Als wir dann rausgekommen sind, haben sie von uns jeweils nur ein Foto mit verzerrtem Gesicht und ein paar geschätzte Daten zu Körpergröße etc. behalten.

→ Widerstand lohnt sich!

 

RWE gefährdet Aktivistis nah und fern,

doch wir kommen trotzdem gern!

 

 

 

Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen