Gentrifidingsbums: Mono für Alle! Konzert in Fhain verboten

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Wildes Plakatieren

Heute bekam ich des mittags eine Mail die mich darüber informierte, dass mein sehnsüchtig erwartetes Konzert am nächsten Wochenende "Mono für Alle! in der Galiläakirche" nicht stattfinden darf, weil... "die Kirchengemeinde Friedrichshain das kurzfristig so beschlossen hat". Als Argumente werden genannt: "Kirche zu klein, Ruhestörung der umliegenden Nachbarhäuser, wildes Plakatieren und angeblich zu erwartende Ausschreitungen mit der Polizei".

Klingt das logisch? Skeptisch erstmal zum Telefon gegriffen, Pfarrer angerufen, nicht zu sprechen, Email geschrieben, keine Antwort, Email an Mono für Alle und das Widerstandsmuseum (Mieter der Kirche) geschrieben und erfahren: Die Polizei hat im Vorfeld schon einige Wochen vor dem Konzert bei der Kirchengemeinde angerufen und dort schlechte Stimmung gemacht, auch sei die Rede von einer Immobilienverwaltung gewesen, die sich wegen dem Konzert an die Kirche gewandt hatte, sowie besorgte Anwohner, woraufhin die Kirche just in einem neuen Mietvertrag dem Museum u.a. das "Aufführungen von elektrisch verstärkter Musik" grundsätzlich untersagte.

Schnell wird klar, wie hier der Hase läuft: Direkt neben der Galiläakirche wird gerade ein großer Luxus-Apartmentpark "Berlins besten Seiten" gebaut [Indymedia Artikel dazu], schräg Gegenüber befinden sich als Noch-Kontrastprogramm einige der letzten aktiven Hausprojekte der Stadt, und rundherum wimmelt es von sanierten Altbauten mit "marktkonformen Mieten", die in den letzten Jahren von zahlungskräftigeren Bürgern aus Westdeutschland bezogen wurden. Das geplante Konzert war also nun der gegebene Anlass, eine ganz besonders üble Melange aus besorgten Anwohnern, konservativen Kirchenmenschen, Bullen und Investoren auf den Plan zu rufen. Die gemeinsame Interessenlage: ein sauberes und befriedetes Friedrichshain, welches weitere Spießbürger anlockt und die Kassen der Investoren klingeln lässt.

Dieses Beispiel zeigt par excellence: Gentrifizierung ist nicht einfach nur ein Prozess, der die sozial Schwachen auf Grund höherer Mieten aus der Innenstadt verdrängt, sondern es geht um viel mehr: die komplette Umgestaltung der Stadt nach bürgerlich-kapitalistischen Mustern, einschließlich der Gestaltung des Kulturangebotes. Nachdem fast alle unkommerziellen Clubs geschlossen, Freiräume gewaltsam aufgelöst oder durch die strukturelle Gewalt der hohen Mieten vernichtet wurden, sind jetzt die allerletzten subkulturellen Fluchtpunkte an der Reihe. Die Galiläakirche ist ein traditionsreicher Ort des Widerstandes in der DDR, später vom Widerstandsmuseum in diesem Kontext genutzt und durch Ausstellungen und zahlreiche Veranstaltungen etabliert. Doch auch das findet nun mit der aktuellen Konzertabsage ein jähes Ende. Der Fahrplan ist sicher: Berlin wird clean, die Stadt wird in wenigen Jahren so aussehen wie München, Frankfurt oder Stuttgart, wo jedes Ding seinen vorgesehenen Platz und den entsprechenden Preis hat, wo zum Beispiel *Wildes Plakatieren* mit hohen Strafen geahndet wird und Plakate nur dort zu sehen sind, wo es das Kapital vorsieht. Genauso so sicher ist auch, dass das keine Stadt sein wird in der wir leben wollen und auch keine Stadt, die jährlich millionen Gäste aus aller Welt anzieht, Studenten, Künstler, Kreative, all diese Leute werden sich neue Plätze suchen. Und bis dahin schließe ich mich diesem Autor an: "Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern, ist das Aufpolieren des Images der Gegend in unserem Sinne."

 

Berlin bleibt Risikokapital!

 

PS: Das Konzert findet jetzt in der Turnhalle der Köpi statt

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Ergänzungen

Hi Mods, wieso habt Ihr denn den Link auf das Lied "Langweiliges Leben" von Mono für Alle gelöscht? Passt doch perfekt zu dieser Spießeraktion.