[FFM] Ein rechtsextremer Querdenker als RCDS-Geschäftsführer und StuPa-Kandidat
Im CDU-Hochschulverband in Frankfurt tummeln sich allerlei extreme Rechte. Daher wurde während dem Hochschulwahlkampf an der Goethe-Uni heute ein rechtsextremer Querdenker geoutet. Dieser Text stellt Simon Rabold vor, der sich in verschiedenen rechten Spektren derzeit besonders exponiert.
Der Cartoon-Frosch Pepe ist in den letzten Jahren zu einem zentralen Symbol der US-amerikansichen Alt-Right-Szene avanciert. Folgerichtig fungierte er auch eine Zeit lang als Erkennungszeichen der Identitären Bewegung (IB) im deutschsprachigen Raum. Mitunter wird Pepe dabei um visuelle Attribute erweitert, in der Szene der Studentenverbindungen beispielsweise um eine Burschenmütze.
Eine solche Pepe-Darstellung mit Burschenmütze fungiert auch als Profilbild von Simon Rabold, dem derzeitigen Frankfurter RCDS-Geschäftsführer. Der RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) ist der Studenten[sic!]verband der CDU – und seit Jahrzehnten für seine rechten Umtriebe bekannt. Schon 1994 hatte der Frankfurter RCDS Schlagzeilen gemacht, als sich die Gruppe der damals noch sehr jungen „Neuen Rechten“ inhaltlich wie personell annäherte. Man las die erst wenige Jahre zuvor gegründete Junge Freiheit, im Staatspolitischen Club tauschte man sich mit anderen neurechts Gesinnten aus der Rhein-Main-Region aus – darunter auch zahlreiche Größen der Neonazi-Szene, ehemalige NPD-Kader oder offen rechtsextreme Burschenschafter.
Dass der Frankfurter RCDS auch heute noch am rechten Rand mehr als nur fischt, ist Beobachter*innen seit Jahren klar. Die politischen Verhältnisse sind bekannt: So berichteten Aussteiger*innen im Jahr 2021 von der Normalität rassistischer und antifeministischer Hetze im CDU-Studenten[sic!]verband. Nach Sitzungen werde über „Umvolkung“ durch Zuwanderung fabuliert, das Frauenwahlrecht infrage gestellt und ähnliches. Sexistische und rassistische Zustände seien keine Ausnahme, sondern Normalität. Der Schwesterverband Junge Union stellte das erst kürzlich unter Beweis, als beim Treffen des hessischen Landesverbands lautstark sexistisches Liedgut gegrölt wurde.
Korporiert und rechtsaußen
Doch zurück zu Simon Rabold selbst. Rabold wurde am 1. Oktober 2000 geboren und wuchs in Hargesheim (Rheinland-Pfalz) auf, wo sein Vater – der offen mit der Szene der Corona-Rechten sympathisiert – in der Winzenheimer Str. 55 eine Imkerei betreibt. Auch Rabold ist oft in Hargesheim unterwegs, wohnt dort bisweilen auch für längere Zeit. Im letzten Jahr war er in Frankfurt oft nahe der Friedberger Warte zu sehen, ist dort augenscheinlich aber weggezogen.
Seit dem Wintersemester 2020/21 ist Rabold unter der Matrikelnummer 7521502 an der Goethe-Universität eingeschrieben. Er studiert dort nun im dritten Semester Jura und engagiert sich hochschulpolitisch im RCDS, dessen politische Offenheit nach rechts bereits deutlich wurde. Rabold kandidert aktuell auf dem RCDS-Listenplatz 4 für das Studierendenparlament. Seit dem Sommersemester 2022 fungiert er zudem als Geschäftsführer des RCDS. Im Dezember 2021 war er zudem als Beisitzer im Vorstand des JU-Kreisverbands Bad Kreuznach gewählt worden.
Dass Rabold weit rechts des CDU-Mainstreams steht, wird aber nicht nur in seinem Twitter-Profilbild deutlich: So ist er Schriftführer im Landesvorstand der WerteUnion, eines extrem rechten Zusammenschlusses innerhalb der CDU. Die WerteUnion hatte zuletzt Schlagzeilen geschrieben, als ihr Vorsitzender Max Otte von der AfD als Bundespräsidentschaftskandidat aufgestellt wurde. Gegen Otte läuft daher zurzeit ein Ausschlussverfahren aus der CDU.
Und auch die Burschenmütze in Rabold Twitter-Profilbild kommt nicht von ungefähr: Seit Frühjahr 2022 ist er Fux des Frankfurter Wingolfs – einer zunächst recht unscheinbaren Verbindung, in der Rabold aber nicht der einzige Rechtsaußen ist. Auch Maximilian Müger, ehemals Beisitzer im hessischen AfD-Landesvorstand, ist dort Mitglied; Rabold und Müger sind also nun Bundesbrüder. Rabold beteiligt sich an den gemeinsamen Aktivitäten der Verbindung, etwa einer Wanderung zum Germania-Denkmal bei Rüdesheim, und hält dies stolz auf seinem Twitter- und Instagram-Profil fest.
Twitter, Insta, Telegram
Auch sonst ist Rabold sehr aktiv in Sozialen Medien, teilt Fotos von seinen zahlreichen Urlauben und folgt allem, was ihm so zugesagt: Der neofaschistischen GegenUni, der Corona-Leugner*innen-Gruppe StudentenStehenAuf, dem Verschwörungsideologien Gunnar Kaiser oder AfD-Funktionären wie Sven Tritschler und Cedric Salka. Zu einigen scheint auch ein persönliches Kennverhältnis zu bestehen. Bei Felix Straubinger, der 2020 mit der Jungen Bewegung Hessen kurzzeitig Aufmerksamkeit genoss, nach einem antifaschistischen Hausbesuch aber vorerst verstummte und seit kurzem wieder hin und wieder auf Querdenken-Demos auftaucht, setzt Rabold das ein oder andere „Like“.
Das Thema Corona hat es Rabold besonders angetan: So fabuliert er vom angeblich drohenden Sozialismus durch staatliche Maßnahmen, engagiert sich in Diskussionen in der StudentenStehenAuf-Telegram-Gruppe und geht auf entsprechende Demonstrationen. Im März 2021 lässt er sich sogar vor der Kamera über seine anti-linken Wahnvorstellungen aus und fährt im selben Jahr bis nach Erlangen für StudentenStehenAuf-Demonstrationen.
Rabold hat sogar praktische Tipps parat für andere Studierende, die Verschwörungsideologien anhängen: So wirbt er in der StudentenStehenAuf-Gruppe für die Fake-Corona-Test-Zertifikate von „DrAnsay“, mit denen es ohne Probleme möglich sei, in die Uni zu kommen.
Möchtegern-Publizist im rechtslibertären Lager
„Vor allem die Freiheit [ist] ein Herzensthema für mich“ – so beschreibt Rabold seine politische Überzeugung. Er schreibt für Apollo News und Tichys Einblick, wo er immer wieder gegen angebliche Freiheitseinschränkungen wettert, gegen die FDP polemisiert (die zu weich sei) und überall den Sozialismus gekommen sieht. Auf Apollo News kann er sich getrost über Maskenpflicht, „Corona-, Abstands- und Regelirrsinn“ auslassen – von den Aussagen der Protagonst*innen der Querdenken-Szene sind seine Artikel inhaltlich ohnehin kaum unterscheidbar. Der rechte Libertarismus, den Rabold ebenso wie andere junge Rechte verkörpert, kommt scheinbar kosmopolitisch daher: So werden ökonomische Fragen und Fragen individueller Freiheiten fokussiert, jeder kollektiven Verantwortung und jedem Gemeinschaftsgedanken abgeschworen. Im neoliberalen Zeitalter trifft solches Denken durchaus auf fruchtbaren Boden. Doch der kosmopolitische Schein trügt: Auch Rabold gefallen Tweets, in denen die rassistische Verschwörungsideologie vom „Großen Austausch“ kolportiert wird. Die Melange aus dem modernisierten Rassismus der Neuen Rechten und einem aggressiven Rechtslibertarismus ist in rechten Internet-Subkulturen heute sehr geläufig. Und offenbar auch im Frankfurter RCDS: Der ehemalige Frankfurter RCDS-Vorsitzende Oliver Palkowski, der zurzeit in Wien lebt, besuchte unlängst einen Vortrag von Jordan Peterson, einem der zentralen Wortführer der US-Rechten, und ist eng mit der neurechten Publizistin Zara Riffler befreundet, die ebenso wie Rabold für Tichys Einblick schreibt. Beim RCDS handelt es sich um gewählte StudierendenvertreterInnen, die sich in einem (extrem) rechten Dunstkreis bewegen.
Als die Verstrickungen des Frankfurter RCDS ins neurechte Spektrum im Jahr 1994 öffentlich wurden, waren antifaschistische Gruppen dem RCDS bei der Entrümpelung seines Raums im Studierendenhaus behilflich. Eine solche tatkräftige Unterstützung bei der Entnazifizierung des Campus wäre heute doch auch wünschenswert.
Wir sagen:
Antifaschistisch wählen – keine Stimme den Rechten!
Konsequenzen für Rabold – zeigt ihm, was ihr von seiner Gesinnung haltet!
Für eine antifaschistische Uni – den Rechten entschlossen entgegentreten!