Den Staat von morgen angreifen! Automatische Gesichtserkennung am Südkreuz außer Gefecht gesetzt

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Wir haben heute (23.04.18) aktiv in die immer weiter fortschreitende systematische Überwachung eingegriffen. Der Betrieb des Pilotprojekts zur automatisierten Gesichtserkennung, das Prestigeprojekt der Bundesregierung am Berliner Bahnhof Südkreuz, wurde durch uns für einige Stunden gestört. Durch ein paar Spritzer Farbe auf den Linsen war es den Kameras nicht mehr möglich, die Leute am Bahnhof zu filmen. Dort werden seit August 2017 die neusten Techniken erprobt, um Menschen zu verfolgen und menschliches Verhalten zu analysieren und zu kategorisieren.

<strong>Den Staat von morgen angreifen!</strong>

Wir haben heute (23.04.18) aktiv in die immer weiter fortschreitende systematische Überwachung eingegriffen. Der Betrieb des Pilotprojekts zur automatisierten Gesichtserkennung, das Prestigeprojekt der Bundesregierung am Berliner Bahnhof Südkreuz, wurde durch uns für einige Stunden gestört. Durch ein paar Spritzer Farbe auf den Linsen war es den Kameras nicht mehr möglich, die Leute am Bahnhof zu filmen. Dort werden seit August 2017 die neusten Techniken erprobt, um Menschen zu verfolgen und menschliches Verhalten zu analysieren und zu kategorisieren.

Um Teile dieses Prestigeprojekts des Repressionsapparats auszuschalten, welches nur wenige Meter entfernt von der Bundespolizei beschützt wurde, haben wir lediglich ein paar Spraydosen und schnelle Beine gebraucht.

Kosten:  bunte Perücken (10€) + Spraydose mit Needlecap (5€) gegen neustes intelligentes Überwachungssystem (über 60.000€).

<strong>Den Staat verunsichern</strong>
"Sicherheit, und diese Flächendeckend in ganz Deutschland" ist eines der Ziele, die Seehofer in seiner Regierungserklärung als Innenminister angekündigt hat. Das Projekt am Südkreuz ist in diesem Plan nur ein Teil einer Aufrüstung und Ausweitung von Befugnissen. Das unter Seehofer entworfene neue Polizeigesetz in Bayern, bald wohl von anderen Bundesländern kopiert, zeigt, in welche Richtung es gehen soll. Auf die sozialen Spannungen in der Gesellschaft antwortet der Staat mit rassistischer Überwachung und verstärkter Repression. Die Ursachen der Probleme werden so ignoriert. Der soziale Frieden soll erzwungen werden, indem all jene die ihn anzweifeln verfolgt und weggesperrt werden. Viele Menschen leben hier nicht in Sicherheit, sondern in ständiger Angst vor  Abschiebungen, Ausgrenzung, Armut, rassistischen, sexistischen und sonstigen Übergriffen. Diese Diskriminierungen werden verfestigt und reproduziert. Gesichtserkennungssoftware im Speziellen, wie sie am Südkreuz zum Einsatz kommt, dient nicht zuletzt der Repression gegen politisch Aktive, wie im Zuge der Ermittlungen zum G20-Gipfel in Hamburg. Es geht nicht um die Sicherheit der Menschen, sondern um die Sicherung von Machtverhältnissen, und diese sollten wir mit allen Mitteln ankratzen.

<strong>Technologie als Heilversprechen</strong>

Wir lassen uns nicht durch einen Computer reduzieren auf ein „verdächtig/unverdächtig“ oder „gut/böse“. Algorithmen können niemals die Komplexität des Menschen erfassen. Das technokratische Heilversprechen, das wir bald die ganze Welt erfassen und damit die Probleme unserer Zeit lösen können ist eine Gefahr. Die Ursprünge der Probleme werden ausgeblendet und die eigene Handlungsfähigkeit an eine Maschine abgegeben. Aber nicht nur dort, wo der Staat sich dieser neuen Technologien bedient, sollten wir einschreiten. In jedem unserer Lebensbereiche, in dem versucht wird, unser Verhalten zu vermessen, bewerten und zu verwerten, sollten wir einschreiten.

<strong>Neue Wege des Widerstands</strong>

Der Staat rüstet technologisch auf. Nicht erst heute: Es gibt eine Kontinuität von den ersten Überwachungskameras zur Gesichtserkennung, von mit Dampf geöffneten Briefen zu Entschlüsselungssoftware und vom Lauschen im Nebenzimmer zum Lasermikrofon. Mit neuen Innovationen soll der Repressionsapparat effizienter und Machtstrukturen verfestigt werden. Die genauen Wirkmöglichkeiten bleiben oft verschleiert, um den Abschreckungseffekt zu erhöhen.
Wir dürfen uns dadurch nicht einschüchtern lassen, sondern müssen die Herausforderung annehmen. Dabei sollten wir die Gefahren ernst nehmen, ohne uns dadurch zu lähmen.
Neue Technologien bedeuten auch neue Formen des Widerstands. Wir müssen das erkennen und unser Handeln anpassen.

Das heißt, wir müssen erkennen, was für Technologien zum Einsatz kommen, sie verstehen, sie uns aneignen, umkehren, hacken und Schwachstellen erkennen. Dafür müssen wir uns gegenseitig bilden, Erfahrungen sammeln und teilen. Wir müssen lernen, uns auf den verschiedenen Ebenen, auf denen der Staat versucht anzugreifen, zu verteidigen. Der Staat liest mit – wir verschlüsseln, der Staat hört zu – wir rauschen. Der Staat koordiniert sich – wir jammen die Kommunikation, der Staat schaut zu – wir blenden.

<strong>Bleibt mutig!</strong>

Wir haben mit unserer Aktion gezeigt, dass selbst die neueste Technologie angreifbar ist. Lass uns daraus Mut schöpfen auch den kommenden Aufrüstungen entgegenzutreten und weiter für eine Welt frei von Herrschaft und Kontrolle zu kämpfen. Die Zukunft wurde noch nicht gefilmt!

Video zur Aktion: https://vimeo.com/266265414 (Gerne zusammen mit der Erklärung verbreiten!)

Twitter: https://twitter.com/@kamerafehler

Gruppe Catch Me If You Can
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