Corona-Ideologie: Katastrophenpatriotismus gegen Verschwörungstheorie"
Zwei Jahre lang haben die Proteste der sogenannten Corona-Leugner*innen oder Querdenker*innen nicht nur die mediale Öffentlichkeit, sondern auch
einen großen Teil der gesellschaftlichen Linken beschäftigt. Keine Abgrenzung nach Rechts und Wissenschaftsfeindlichkeit waren die
zentralen Kritiken an diese Proteste. Eine genauere inhaltliche Kritik der dort verbreiteten Inhalte ist aber meistens unterblieben. Zudem
wurde auch von Teilen der außerparlamentarischen Linken der nötige Abstand zum bürgerlichen Staat und seinen Apparaten ebenso vermisst wie
der Bezug auf eine linke Kritik an einer bürgerlichen Wissenschaft, die eben so wie bürgerliche Gesellschaft von Klassenspaltung und von
patriarchaler und rassistischer Unterdrückung geprägt ist.
Auf der Veranstaltung wird Gerhard Hanloser zusammenfassen, was er als Beobachter auf mehreren dieser Proteste der sogenannten Querdenker*innen
erlebte. Dabei spart er nicht mit Kritik an einer gesellschaftlichen Linken, die sich lieber in Entschwörungsseminaren als in der Praxis des
Klassenkampfs geübt hat.
Der antiautoritär-marxistische Philosoph Emanuel Kapfinger setzt sich in seinem Input ideologiekritisch mit dem Katastrophenpatriotismus und den
Corona-Verschwörungstheorien auseinander, die sich gegenseitig bedingen. Als Alternative zu staatsoffiziellem Krisenpatriotismus und
irrationalistischen Verschwörungserzählungen setzt Kapfinger auf die Organisierung der Teile der Klasse, die vom Krisenpatriotismus
ausgeschlossen oder nur schwach integriert sind: Care-Arbeiterinnen, Beschäftigte in Lieferdiensten, illegalisierte Arbeiter*innen,
Häftlinge, Geflüchtete in Lagerunterbringung....
Die Veranstaltung widmet sich den letzten zwei Jahren, doch die Diskussionen bezieht sich auch auf die Zukunft, denn Krisenpatriotismus
eben wie irrationalistische Verschwörungserzählungen sind Phänomene des Spätkapitalismus, mit denen wir weiterhin konfrontiert sind.
Die Veranstaltung wird organisiert von den Herausgeber*innen des Buches "Corona und die linke Kritik(un)fähigkeit" Anne Seeck, Gerhard Hanloser und Peter Nowak