[HH] Keine Bühne(n) für Faschist*innen

Event Datum: 
Sonntag, Januar 21, 2018 - 11:00
Stadt/Region: 
Die "Identitäre Bewegung" Hamburg versucht die Lessingtage des Thaliatheaters anzugreifen und inszeniert Terroropfer für ihre rassistische Hetze. Weitere rechte Aktionen sind die nächsten Tage nicht ausgeschlossen.

 

Am Montag, den 15. Januar, versuchten 4 Faschisten der "Identitären Bewegung" (IB) Plakate mit Opfern von Terroranschlägen sowie einer Darstellung des Bodens des Bataclan Theaters am Thalia Theater in der Hamburger Innenstadt anzubringen. Dabei wurden sie erfolgreich gestört und sie zogen sich schnell zurück. Vorher hatten sie bereits ein paar Plakate in der Nähe und u.a. an Werbetafeln des Thalias für die<Lessingtage angebracht. Auch diese Plakate und einige Sticker wurden noch in der selben Nacht von Antifaschist*innen entfernt. Obwohl die wenigen angebrachten Plakate der IB niemand zu Gesicht bekam, lud die IB Hamburg am Folgetag einige Fotos hoch und stellte die Aktion als erfolgreich dar.

  

Im Rahmen ihrer rassistischen Hetzkampagne "Kein Opfer ist vergessen" instrumentalisieren die Faschist*innen der IB Opfer von Terror für ihre rechte Propaganda. Ohne Zustimmung der Familien der Opfer nutzen sie die Gesichter in ihrer Propaganda gegen eine multikulturelle Gesellschaft. Die IB hetzt gegen muslimische Menschen, Geflüchtete und die sogenannte “Asyllobby”. Zuletzt wurde u.a. am 19. Dezember 2017 ein “erstes europäisches Denkmal für die Opfer von Multikulti und islamistischen Terrorismus am Brandenburger Tor” errichtet. Durch wilde Assoziationen gefüttert mit der antisemitischen Verschwörungstheorie einer gesteuerten Einwanderung sollte in Hamburg nun auch ein Bezug zu den Lessingtagen hergestellt werden. Da es der IB nicht gelang sich in einem Foto vor dem Thaliatheater direkt zu inszenieren, wurde dies zunächst teilweise vereitelt.

 Theater als Bühne rassistischer Hetzaktionen 

Die versuchte Plakatierung ist nicht die erste Aktion der IB, bei der sie das Theater als Bühne ihrer Propaganda und Selbstinszenierung nutzt. Besonders perfide war im April 2016 die Stürmung der Bühne des Audimax der Uni Wienbei der Aufführung von Elfriede Jelineks Geflüchteten-Stück "Die Schutzbefohlenen".Das gesamte Ensemble bestand aus Geflüchteten und wurde von Identitären gewaltsam bei der Durchführung des Stücks gestört. Auch in Berlin hatten Identitäre im September 2016 einer Diskussionsrunde des Freitags im Maxim Gorki Theater durch rassistische und antisemitisches Gepöbel gestört.

Die Lessingtage beginnen heute, den 19.1., und bis zum 4.2. wird es Veranstaltungen in den beiden Hamburger Thaliatheatern geben. Die Lessingtage sind 2018 "so politisch wie selten" und stellen sich gegen den Rechtsruck in Europa und sind "allen verfolgten Künstlerinnen und Künstlern und Intellektuellen" gewidmet. Sie bieten eine Plattform für eine Vielzahl internationaler Künstler, die u.a. die Gefahren des zunehmenden Rassismus thematisieren. Mit diesem Thema und durch den häufig transnationalen Charakter von Kunst und Kultur des Theaters sind die Lessingtage der völkisch-nationalen Ideologie des identitären Ethnopluralismus ein Dorn im Auge. Insbesondere die mediale Öffentlichkeit der Eröffnungsrede von Can Dündar am Sonntag, den 21.01. um 11 Uhr, am Thalia in der Innenstadt, könnte auf die IB anziehend wirken. Auch andere Aktionen der IB und sonstiger Rechter sind im Umfeld der beiden Thaliatheater in den nächsten Tagen nicht ausgeschlossen.

 

Auch wenn die Hamburger Strukturen der IB nicht stark genug sind um solche größeren Störaktionen alleine durchzuführen, heißt das nicht, dass sie nicht versuchen könnten durch eine kleine Aktion die Lessingtage anzugreifen wie im April 2016 durch die Scheinbesetzung des Dachs des Wiener Burgtheaters. Außerdem wurden auch in Wien die Störaktionen von Kadern aus ganz Österreich zusammen getragen. Die Gefahr, die von den Neofaschist*innen der Identitären in Hamburg ausgeht ist nicht allein ihre immer noch schwache lokale Struktursondern viel mehr ihre deutschlandweite Vernetzung mit starken Bezügen nach Österreich und ihr Geschick die Unfähigkeit vieler im Umgang mit der medialen Selbstinszenierung der IB auszunutzen. 

 

Ihren Aktionen müssen entschlossen unterbunden werden, ohne ihre rassistischen Botschaften und machtdemonstrierenden Bilder dabei bedenkenlos zu vervielfältigen. Spontante Reaktionen des Publikums und von Mitarbeiter_innen im Audimax in Wien zeigten auch, dass dies gelingen kann. Durch das symbolische Zerschneiden ihrer Flagge nachdem die Identitären vertrieben wurden,  gelang es dort ihre Inszenierung zu brechen.

 

Wir rufen dazu auf, die Lessingtage und die beiden Thaliatheater in Hamburg im Auge zu behalten und sich auf etwaige Aktionen der IB vorzubereiten. Die Identitären werden hier keine Gelegenheit bekommen, sich der Bühne oder des Theaters auch nur symbolisch zu ermächtigen. Falls die Faschist*innen eine erneute Aktion wagen sollten, gilt es ihnen entschlossen entgegenzutreten!

 

Keine Bühne(n) für Faschist*innen!

 

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