Verschweigen des Todes des 25-jährigen George Zantiotis an einer Polizeistation in Wuppertal

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Hier ist eine kurze Chronik der Nachrichten, die das Verschweigen des Todes des 25-jährigen George Zantiotis bei einer Polizeistation in Wuppertal aufdecken.

 

 

6/11 14.55 Uhr Auf Athens Indymedia wurde die Information zusammen mit Video veröffentlicht. "Am Dienstag, den 2. November, wurde der Tod von George Zantiotis, 24, auf einer Polizeiwache in Wuppertal (Deutschland) bekannt gegeben, fast eineinhalb Stunden nachdem er aus einem Nachtclub gebracht worden war. Die Polizisten haben ihn auf dem Asphalt fixiert. Bis jetzt gibt es noch keinen gerichtsmedizinischen Bericht und sie erlauben seinen Angehörigen nicht, die Leiche zu sehen."

 

In dem Video ist eine Frau zu hören, die schreit: "Bitte, das ist nicht richtig, nein, es ist ein Kind", und dann fordert ein Polizeibeamter die Person, die die Kamera hält, auf, Abstand zu halten, mit dem Filmen aufzuhören und sich auszuweisen.

 

6/11 7:42pm Die Informationen und das Video werden auf dem griechischen Twitter veröffentlicht und um 22 Uhr werden die Informationen auf Deutsch wiedergegeben, was dazu führt, dass Wuppertaler Einwohner*innen nach weiteren Informationen fragen. Ein Wuppertaler bittet die oben genannten Nutzer "Alle Informationen bitte an mich (besser auf Englisch) Ich bin aus Wuppertal und wir brauchen Informationen"

 

7/11 3:46am Veröffentlicht auf Twitter in Griechisch zusätzliche Informationen: "Die Polizisten griffen ihn an, indem sie ihn nach einer Schlägerei in einem Nachtclub, bei der sie seine Schwester geschlagen hatten, mit rassistischen Unterstellungen beschimpften und ein Krankenwagen unterwegs war. Er wurde geschlagen und in den Bauch getreten, was auf dem Video nicht zu sehen ist. George hatte sich kürzlich wegen eines Magenproblems einer Operation unterzogen. [...]. In den letzten Jahren hatte er in einem Fast Food Restaurant in Deutschland gearbeitet."

 

7/11 8:30 Uhr Die Nachricht verbreitete sich noch stärker auf deutschem Twitter, da sie von antifaschistischen und Bewegungs-Accounts gepostet wurde.

 

7/11 10:05 Uhr Die deutsche Website Perspektive Online veröffentlicht in einem Artikel und Post auf Twitter die Informationen von Athens Indymedia und kontaktiert telefonisch die Wuppertaler Polizeibehörde, die bestätigt, dass "es einen Todesfall während des Polizeigewahrsams gab. Der Fall liegt bei der Staatsanwaltschaft Wuppertal und kann dort ab Montag erfragt werden", ohne die Identität des Verstorbenen zu bestätigen. Die Website selbst kommentiert: "Obwohl sich der tödliche Vorfall am Dienstag ereignet zu haben scheint, hat es die Wuppertaler Polizei bisher nicht für nötig gehalten, einen Todesfall in ihrem Gewahrsam öffentlich bekannt zu geben. Außerdem wollte sie sich nicht zu den Inhalten äußern. Dies kann nur geschehen, wenn Proteste im Internet und auf der Straße den öffentlichen Druck erhöhen."

 

Der Hashtag #GiórgouZantióti

 

7/11 10:56 Uhr, ein Journalist von der ND veröffentlicht auf seinem Twitter die offizielle Stellungnahme der Behörden durch die Staatsanwaltschaft. Ohne dass ein toxikologischer Bericht vorliegt, hat die Staatsanwaltschaft entschieden, dass keine "äußere Todesursache oder gewaltsame tödliche Einwirkung" festgestellt wurde. Vielmehr habe "eine zugrunde liegende innere Krankheit in Verbindung mit Drogenkonsum den Tod verursacht". Die Ermittlungen richten sich daher nicht gegen die Beamten, sondern gegen eine unbekannte Person, die den 25-Jährigen mit Drogen versorgt hatte.

 

 

 

In Bezug auf die Veröffentlichung des Vorfalls heißt es von offizieller Seite: "Darauf den Vorfall bekannt zu machen, hat die Staatsanwaltschaft verzichtet, weil sie einen internistischen Notfall nicht für medienrelevant hielt. Auch nicht in Polizeigewahrsam."

 

Er kommentiert: " Ich kann die Öffentlichkeitsarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft Null nachvollziehen. Ein Todesfall in Polizeigewahrsam ist immer medienrelevant. Da nur auf Nachfrage zu reagieren geht gar nicht. Und erweckt, auch falls die Polizei alles richtig gemacht hat, einen völlig falschen Eindruck."

 

Der Jounralist vom staatlichen Rundfunksender geht weiter: "Der Staatsanwalt hat im Gespräch sehr oft über Drogen gesprochen. Ohne da eine definitive Bestätigung zu haben. Die dauert, ist klar. Aber das diese Geschichte so stark gemacht wird, ist mindestens auch fragwürdig."

 

7/11 12:34 Das Rechtsteam der Gruppe Extinction Rebelion stellt einen Screenshot der Erklärung und der Kommentare der Polizei vom Dienstag, den 2. November zur Verfügung: "Was der Polizei NRW Nachricht und Zeug*innen Aufruf in diesen 5 Tagen wert war?: brennende PKW und Bargeld. Für Giorgos Zantiotis keine verdammte Zeile" .

 

7/11 14:00 Uhr: Die Informationen werden auch von der Kampagne "Death in Custody" (Tod in Haft) aufgegriffen, die 199 Todesfälle von farbigen und von Rassismus betroffenen Menschen registriert hat. Death in Custody erläuterte dass "ein großer Teil des Problems bei der Polizei darin besteht, dass Fehlverhalten und potenzielle Verbrechen vertuscht werden und Angehörige und die Öffentlichkeit nicht informiert werden." Dies war auch der verdächtige Vorfall in Wuppertal. Die Aussagen über den Drogenkonsum wurden anschließend dem Verstorbenen angelastet. Das ist gängige Praxis."

 

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Ergänzungen

Sie haben es wieder getan!
01. November 2021 – Wieder ein Toter durch die Wuppertaler Polizei!
Wir werden Giórgos nicht vergessen!
Wir wollen Wahrheit und Gerechtigkeit für Giórgos!

Kommt zur Demo am Samstag, den 13.November ’21 um 18:00 Uhr vor die City Arcaden (Alte Freiheit) in Wuppertal – Elberfeld (ganz in der Nähe des HBF)

Mit der Demonstration möchten wir die Forderung von Giórgos Schwester nach Wahrheit und Gerechtigkeit auf die Straße tragen!

Giórgos ist nun der dritte Mensch, der in Wuppertal in den letzten zwei Jahren während einer sogenannten „Maßnahme“ der Polizei ums Leben kam. Wieder trifft die Wuppertaler Polizei angeblich keine Schuld, angeblich ist, wie immer, das Opfer selbst schuld. Wie immer, weil es angeblich aggressiv gegenüber den Cops war. Wie immer, waren angeblich Drogen im Spiel. Wie immer, nur ein Einzelfall. Und wie immer, wird die Polizei Hagen ermitteln. Und wie immer wird demnächst wieder die Polizei Wuppertal gegen die Kolleg_innen in Hagen ermitteln.
Denn wie immer, wäscht und deckt die eine Hand die andere.

Es reicht uns! Wir glauben nicht an Einzelfälle, wir glauben nicht an die Schuld der Opfer. Das Problem ist und heißt Polizei. Feiern oder nicht deutsch aussehen reicht, um bei Kontakt mit ihnen zu sterben. 10 Jahre nach der Selbstenttarnung des NSU und dem kompletten Versagen der Geheimdienste und der Polizei häufen sich Nazi-Chatgruppen und NSU 2.0-Schreiben bei und durch die Polizei. Das sollen Einzelfälle sein? Nein, das hat System!

Auch der Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert trägt Verantwortung. Die Tatsache, dass erst nach 5 Tagen über den Tod von Giórgos Zantiótis berichtet wird, geht nach eigenen Aussagen auf sein Konto. Zitat Baumert: „Das habe ich entschieden. Es handelte sich um eine natürliche Todesursache. Ich habe das nicht für berichtenswert gehalten." So ein Mensch ist ein Oberstaatsanwalt! Wie kann ein Tod in Polizeigewahrsam natürlich sein? Es ist unfassbar; ein junger Mensch stirbt im Polizeigewahrsam und der Staatsanwalt hält es für nicht berichtenswert? Verhindert dadurch sogar, dass es im Polizeibericht oder den Medien erwähnt wird. Das kommt einem doch wie eine blanke Lüge vor. Es wirkt, als wisse Baumert genau, was die Wuppertaler Polizei hier zu verantworten hat und als wolle er die Beamt_innen schützen und Reaktionen, sowie einen gesellschaftlichen Aufschrei verhindern.

Wir wollen die Wahrheit über die Geschehnisse am Morgen des 01. Novembers erfahren! Wieso wurde Giórgos verhaftet? Die Videoaufnahmen der brutalen Festnahme zeigen, dass seine Schwester, die ihn begleitete, schockiert von der Aktion der Polizei war.
Wir fragen, wie kann es sein, dass ein 25-jähriger Mensch bei einer Blutabnahme stirbt und wie lange braucht eigentlich ein toxikologisches Gutachten? Oder hatte Giórgos vielleicht gar keine oder nicht genug Drogen genommen? Und woher nimmt die Westdeutsche Zeitung ihr scheinbar exklusives Wissen darüber, welche Drogen er angeblich konsumiert hat? Wer hat die gewaltsame Blutabnahme angeordnet, mit welcher Begründung?

Wir fordern die Absetzung von Oberstaatsanwalt Baumert. Nach seinem dreisten Versuch, den Tod von Giórgos unter den Teppich zu kehren, war es ihm noch nicht mal zu schmutzig, zu behaupten, er habe dies zum Schutze dessen Familie getan. Das sind sicherlich die letzten, die Baumert dadurch schützen wollte.

Das Sterben durch die Polizei wird nicht von alleine aufhören! Aber weltweit stellen sich immer mehr Menschen gegen die brutale Staatsgewalt! Wir sind nicht allein und wir werden mehr! Gemeinsam auf die Straße! #AbolishPolice

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