Rigaer94: Statement zu dem Callout von Johannes D. (Jojo)

ENGLISH BELOW
++++ Triggerwarnung: der Text nimmt Bezug auf sexualisierte Gewalt, Rape Culture ++++

Vergangene Woche wurde Johannes Domhöver geoutet [https://kontrapolis.info/5272/]. Seitdem gibt es ein weiteres Outing von einer anderen betroffenen Person [https://de.indymedia.org/node/156794].
Uns, das Kollektiv der Rigaer94, haben die Outings erreicht. Wir erklären uns solidarisch mit den betroffenen Personen. Wir wünschen den Betroffenen viel Kraft und wollen uns bei den Unterstützer*innengruppen für die Arbeit bedanken.

Da sich J. in der Vergangenheit bei uns im Haus aufgehalten hat, sind auch wir direkt angesprochen und wollen uns äußern.

 

 

Da sich J. in der Vergangenheit bei uns im Haus aufgehalten hat, sind auch wir direkt angesprochen und wollen uns äußern. J. hat in den letzten 2 Jahren unregelmäßig den Sportraum in der R94 benutzt. Außerdem war er selten auch bei KüfAs in der Kadterschmiede.
Wir wollen kein Schutzraum für Täter*innen sein und tragen hier die Forderung der betroffenen Person mit, ihn aus unserem Haus auszuschließen.
Wir betrachten es als unsere Aufgabe, aufzuarbeiten, warum gewaltausübende Personen sich in unseren Kreisen bewegen oder sich sogar von ihnen angesprochen fühlen. Als Hauskollektiv setzen wir uns schon seit einiger Zeit intern mit patriarchalem Verhalten, Machtstrukturen und Fällen von sexualisierter Gewalt in der Rigaer94 und unserem Umfeld auseinander.
Leider haben wir es bisher nicht geschafft, diese Außeinandersetzung in die öffentlichen Räume zu tragen. Wir wollen nicht, dass das Haus von gewaltausübenden Personen oder Täterschützer*innen genutzt wird. Wir sind es leid, dass gewaltausübende Personen und ihr Umfeld versuchen, sich über das Haus zu profilieren oder meinen, sie können hier ohne Konsequenzen chillen.
Jedoch ist diese Kritik nicht nur auf Einzelpersonen bezogen, sondern auf unsere Strukturen, in denen Rape Culture reproduziert wird. Rape Culture ist ein strukturelles Problem und meint die Normalisierung, das Kleinreden, Ignorieren oder Decken von sexualisierter und patriarchaler Gewalt [mehr zu Rape Culture in diesem Zine, nur auf Englisch: https://www.sproutdistro.com/catalog/zines/accountability-consent/betrayal]. In ihrem Text geht die Antifa Friedrichshain auch auf einige konkrete Mechnismen ein [https://kontrapolis.info/5293/]. Auch wir sehen einen Zusammenhang zwischen Männlickeit, Militanz, physischer Gewalt und RapeCulture in unseren Kreisen. Auch wir denken, dass "Täter die ganze Bewegung sabotieren, indem sie FLINTA*s aktiv aus der Bewegung rausdrängen". Eine kritische Außeinandersetzung damit steht in unserer Generation aus.
Gleichzeitig wollen wir hier nochmal deutlich machen: eine militante Praxis, die auch physische Gegenwehr bzw. Gegengewalt beinhaltet, ist nicht gleichzusetzen mit Männlichkeit oder Patriarchat.

Teile von J.s politischem/sozialen Umfeld halten sich auch unregelmäßig bei uns auf. Auch hier stellen wir uns hinter die Forderungen der betroffenen Person: reflektiert euer Verhalten und übernehmt Verantwortung. Vorerst schließen wir auch diese Personen aus unseren Räumen aus. Wir wollen uns mit diesem Schritt keiner Verantwortung entziehen oder vorgeben, dass Distanzierungen vom Umfeld das Mittel der Wahl sind. Wir sehen es aber als notwendig, Menschen aus öffentlichen Räumen auszuschließen, wenn sie bei sexualisierter Gewalt wegschauen oder diese nicht ernst nehmen, solange sie keine Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen und dieses ändern. Damit machen wir hoffentlich unsere öffentlichen Räume zugänglicher für Andere.

Wir erwarten auch von anderen Kontexten und Strukturen, dass sie ihren Zusammenhang zu J. offen legen. Dies öffentlich zu machen erzeugt Ansprechbarkeit, es trägt zur Aufklärung bei und ist ein erster Schritt, die eigene Rolle einzugestehen. Wir freuen uns darüber, dass Criminals4Freedom mit ihrem Text bereits dazu beigetragen haben. J. ist auch Mitbeschuldigter im §129 Antifa-Ost Verfahren (https://de.indymedia.org/node/156740). Von der Antikolonialen Aktion findet ihr außerdem hier eine kritische Außeinandersetzung mit der Analyse in dem Text von C4F: https://de.indymedia.org/node/156883.

 Teilt das Outing und helft somit, weitere potenziell betroffene Personen vor ihm zu schützen. Wenn ihr mitbekommt, wo sich Johannes aufhält, kontaktiert bitte diese Mail: unterstuetzungsgruppe1000@riseup.net

Ihr könnt uns erreichen unter: rigaer94@squat.net

Rigaer94

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 Rigaer94: Statement about the callout of Johannes D. (Jojo)
+++ trigger warning: this text refers to sexualised violence and rape culture ++++
[Some linked texts are German-only]

A week ago Johannes Domhöver was called-out [https://kontrapolis.info/5272/]. Since then another callout was published by another affected person [https://de.indymedia.org/node/156794]. The callouts have reached us, the collective of Rigaer94. We declare our solidarity with the affected person! We wish a lot of strength and want to thank the support groups for their work.

As J. has been to our house, we felt directly addressed and want to speak out. J. has used irregularly the sportsroom in Rigaer94 in the past 2 years. He also went to the KüfA in Kadterschmiede on several occasions. We do not want our house to be a save space for perpetrators and stand behind the demand of the affected person to exclude him from our structures.
We see it as our task, to work on why perpetrators are part of our surrounding or feel attracted to our circles. As a house collective, we have reflected internally on patriarchal behaviour, power structures and sexualised violence in the house and our surroundings.
Unfortunately we have failed to bring these reflections into our public space. We do not want the house to be a resource to perpetrators or perpetrator protectors. We are sick of perpetrators and their surroundings making a name for themselves with the house or thinking they can chill here without consequences.
Our critique however does not just refer to individuals but to our structures in which rape culture is being reproduced. Rape culture means the normalisation, trivialisation, ignorance or covering up of sexualised and patriarchal violence. More to it in this zine: https://www.sproutdistro.com/catalog/zines/accountability-consent/betrayal]. In their text, the Antifa Friedrichshain comments on some mechanisms they observe in our movement [German only: https://kontrapolis.info/5293/]. We also see a connection between masculinity, counterviolence, physical violence and rape culture in our circles. We also think, that "perpetrators sabotage the whole movement by pushing FLINTAs out of it". Our generation is missing a critical reflection on this until now.
At the same time, we want to state clearly: counterviolence, including the use of physical violence against people, should not be generally equated to masculinity or patriarchy.

Parts of J.‘s political/social surrounding have also been to our house over the past years. Here we also stand behind the demands of the affected person: reflect on your behaviour and take responsibility. We are excluding these people from our house for now. By doing so, we do not want to withdraw from any responsibility or suggest that distancing is in general a good choice. However, we find it necessary to exclude people from public spaces, when these people look away when they see sexualised violence or do not take it serious, until they have taken responsibility for their behaviour and changed it. We hope to make our public spaces more accessible to others this way.

We expect from other structures and contexts, that have a connection to J. to clarify this. To make this information public creates responsiveness, it clears up facts and is a first step to admit ones own role in the whole picture. We appreciate that Criminals4Freedom have already contributed to this. J. is one of the accused in the Antifa-Ost §129 case [German-only https://de.indymedia.org/node/156740]Further, there has been a critique by Antikoloniale Aktion of the analysis in the C4F text [https://de.indymedia.org/node/156883].

Share the callout and help to protect further potential people from J. In case you know about the whereabouts of J., please inform the support group: unterstuetzungsgruppe1000@riseup.net.

You can reach us at: rigaer94@squat.net

Rigaer94

 

 

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Ergänzungen

...dazu aufzurufen, Kontexte und Strukturen hier auf indymedia offenzulegen, Leute schaltet endlich euer Hirn ein!! Die Offenlegung von Strukturen und Kontexten hilft in diesem Fall nicht den betroffenen Personen, sonder nur den Bullen und eurer Illusion von eurer vermeintlich weißen Weste!