Athen - 17 November: Demo, Riots und Bullenbesatzung - zwei Verhaftete aus Deutschland

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Relaxen zwischendurch

Zusammengefasst: Grossdemo mindestens 13.000 Personen, bei Rueckzug von Demo massive Angriffe durch die MAT-Bullen mit Schwerverletzten. Ca. ab gefuehlte 20 Uhr Riots in ganz Exarchia bis 2 Uhr morgens. 16 Verhaftete, darunter zwei aus Deutschland.

==== DEMO erster Teil

Ca. 17/18 Uhr begann endlich die fuer 15 Uhr angesetzte Grossdemo in Athen in Gedenken an den 17 November Aufstand 1973. Auf dem Weg dorthin zeigte sich, dass die mehrere tausend Bullen weitlaeufig an vielen Ecken verstreut waren und natuerlich bereits um den linken aufstaendischen Stadtteil Exarchia drumherum Aufstellung bezogen hatten und ums Polytechnikum herum, zahlreiche Strassen waren abgesperrt und ein paar U-Bahnstationen waren gesperrt. Es waren wohl insgesamt mehrere Tausend Bullen incl. Sondereinheiten.

Die ziemlich lange Demostrecke fuehrte traditionell an die US-Botschaft vorbei.

Angefuehrt wurde die Demo vom Gedenkkomitee, danach folgten sehr grosse eindrucksvolle Bloecke der Student_innen und Schueler_innen-Clubs. Des weiteren dann die zahlreichen diversen trotzkistischen, kommunistischen, etc. Gruppen und Parteien sowie unabhaengige Gewerkschaftsgruppen (wie z.b. der Drucker_innen Kollektive). Mittendrin der Antiautoritaere Block (mit Antifaschistische Aktion Logo) gemeinsam mit den kurdischen Genoss_innen. Eine Gruppe der DHKP-C anatolische Foerderation war auch zu sehen, an einigen Streckenabschnitten waren bereits Transpis fuer aktuelle tuerkische Gefangene zwischen Laternenmasten angebracht.Und Rosinante ("gemaesigte" AnarchistInnen")

In diesem Jahr hatten aus dem linksradikalen anarchistischen Spektrum die Anarchistische Foerderation zur Demo in Athen aufgerufen. In diesem auch massivem Block waren verschiedene anarchistische Gruppen und Kollektive aus Athen und anderswo beteiligt wie unter anderem eine griechische Version oder Abteilung der Industrial Workers of the World (IWW).
Die Anarchistische Foerderation Griechenland und Gruppen aus der Organisierten Anarchie (APO, Mitglied bei der Internationalen Foerderation) hatten ausserdem zu Demobeteiligungen in anderen Staedten wie Thessaloniki und Patras aufgerufen.

Ganz am Ende dieses ersten Teils der Demo - mit einer kleinen Luecke dazwischen - hatte es dann auch die Politechnikum BesetzerInnen-Gruppe geschafft, mit ca. 15 bis 25 Personen, zunaechst hoechst vermummt mit Helmen und so, was erstmal leicht anachronistisch wirkte.

 

 

==== DEMO zweiter Teil

Danach kam erstmal eine riesengrosse Luecke.

Und dann kam der "zweite Teil" der Demo - oder ein zweiter Demozug auf derselben Demostrecke - wie auch immer - bestehend aus KKE und PAME mit tausenden roten Fahnen.

Laut Bullenzahlen sollen im ersten Teil ca. 6000 Menschen gelaufen sein und im KKE Block ca. 7000. Das Zahlenverhaeltnis koennte stimmen, jedoch waren es sicher insgesamt mehr Teilnehmer_innen, wenn das die offiziellen Bullenzahlen sind.

Nach der KKE dann soll ausserdem laut heutigen Zeitungsmeldungen angeblich noch die Syriza Regierungspartei mit 100? bis 200? Leuten gelaufen sein. Auf einem Foto sieht man ein Transpi mit Syriza Logo, Fahnen hatten sie wohl sicherheitshalber nicht mitgebracht. Angeblich wurden sie noch bei Ankunft am Endpunkt beschimpft, wegen der Kuerzungen und Sicherheitsgesetzes-Verschaerfungen (Indymedia Athens comment).

Die Demo ging ziemlich lang durch grosse Strassen, Bullen liefen vor allem Spalier beim Block der Anarchistischen Foerderation und bei den Antiautoriaeren. Am Anfang gabs Spalier und massiv Bullerei beim Parlamentsgebauede. Immer wieder waren Seiten-Strassen komplett mit quergestellen Polizeibussen abgeriegelt.

 

==== RUECKZUG von der Demo

Am US Gebaeude war die Bullenarmada sehr massiv praesent. Spaetestens jetzt Rueckzug angesagt.

Rueckzug von der Demo war dann uberwiegend nur ueber lange Umwege moeglich. Auf dem Rueckzug von der Demo Richtung Exarchia wurden auf der Alexandrous Allee Gruppen von Genoss_innen - viele Anarchist_innen, aber auch Trotzkist_innen und andere - auessert brutal von der Sondereinheit MAT angegriffen und einige waren schwerverletzt. Widerstand gegen die hier einsetzende knueppelschwingende und Traenengas verschiessende Hetzjagd der MAT werden in den hiesigen Zeitungen als erste Riots von angeblichen Fussballhooligans und Vermummten dargestellt.

Interessant war der Anblick naehe Omonia Platz wo sich nicht unweit einer KKE-Zentrale eine Polizei-Zentrale befindet. Hier (also bei der Polizeizentrale) war wohl erstmal Pause vor dem Sturm angesagt - Restaurant-Besuch auf Staatskosten. In einem grossen Restaurant lungerten dort ca. 70 uniformierte Bullen herum gemeinsam mit mindestens 50 als "Riot-Kids" verkleidete doch etwas aeltere Damen und Herren in irgendeiner Fantasie-Riot-Fashion (also Zivibullen...).

 

==== RIOTS in Exarchia

Zunaechst war es einfach nur sehr sehr still in Exarchia. Nach und nach waren immer mehr vermummte auf denn Strassen und gefuehlt ca. nach 20 Uhr(?) kam es dann zu den ersten Riots in ganz Exarchia mit Barrikaden, Steinen, Pyro-Geschossen und Molotov Cocktails von mehreren Seitenstrassen aus gleichzeitig gegen die Bullen.
Die Bullen hatten zunaechst wohl das Ziel die Politechnik Universitaet abzuriegeln und jegliche Besetzung zu verhindern, diese Propaganda hatten sie schon Tage zuvor gefahren - dass die Uni als Rueckzug und Munitionslager der Anarchist_innen dienen wuerde.

Um ganz Exarchia herum zogen die Bullen nach und nach einen Ring. Bis um ca. 2 Uhr morgens gingen die Riots. Durch die Bullentaktik, zunaechst das Politechnikum komplett abzuriegeln und dort keine Riots entstehen zu lassen, gelang es ihnen sehr lange nicht, die Aufstaendischen Abschnitte in Exarchia eizudaemmen - und die Angriffe an mehreren Punkten auf die Bullen haette bei einem zu fruehem Einschreiten der Bullen bedeutet, den Ring an irgendeiner Ecke oder gar am Politechnikum oeffnen zu muessen.
Das ist insofern interessant, da es zunaechst so aussah als ob die Bullen mit ihrer Riesenarmada versuchen koennten von vornerein mehrere Kreuzungen auch in Exarchia einfach massiv zu belagern um so groessere Riots von vornerein zu verhindern.

Massiv gab es Traenengassgeschosse in mehreren Wellen, die Bullen schossen diese Teils auch in offen stehende Fenster von protestierenden Anwohner_innen und in Hausflure. In Exarchia sind aber viele gut vorbereitet. Gasmasken ueberall oder Molox aufs Gesicht schmieren. Trotzem bekommt man von dem Gas immer wieder was ab, was echt nervig ist.
Fotos belegen ausserdem den Einsatz von Gummigeschossen.

Die meisten Anwohner_innen von Exarchia sind solidarisch, es gab daher auch wieder eine Verkuendung der Anwohner_innen die Tueren aufgesperrt zu lassen fuer Fluechtende - was durchaus Resonanz gefunden hat.

Die Zusammensetzung der Aufstaendischen ist aehnlich der von Kreuzberg vor einigen Jahren am 1. Mai, und vor allem viele Kids und Jugendliche sind ebenfalls auesserst organisiert am Start.

Irgendwann ist alles mal vorbei und dann muss mensch irgendwie auf moeglichst sicheren Umwegen nach Hause, um doch nicht noch irgendwelchen irren verhaftungsgeilen Bullen mit Vietnamkoller in die Haende zu fallen.

Eine Zeitung titelte heute: "Das Multinationale Exarchia - Festgenommene aus mehreren Laendern." (Multinationale oder so wie in deutsch vielleicht "Multikulti").

Youtube und so weiter gibts unter den einschlaegigen Suchbegriffen ;-) Auch in anderen Staedten wie Thessaloniki oder Patras gab es Action.

 

==== VERHAFTUNGEN und Solidaritaet

Zu heute hatten Gruppen unter anderem eine aus dem anarchistischen Zentrum K-VOX dazu aufgerufen, zum Aburteilungs-Prozess oder Schnellprozess ins zentrale Gerichtsgebauede gegen 12:00 Uhr zu kommen.

Dort hatte die Polizei - teils vermummt und mit Schildern - sowie teils scharf + mit Traenengas bewaffnet bereits den betreffenden Gebaeudeeingang innerhalb des Gerichtsgelaendes abgeriegelt, davor standen verschiedene Solidarische und Anwaelt_innen von Verhafteten und warteten.
Nach ca. eineinhalb Stunden Wartezeit fuhr dann ein Gefangenentransport mit den Verhafteten ein, die Bullen schirmten behelmt mit Spalier die Besucher_innen ab und die ca. 16 Verhafteten vom 17. November wurden durch einen Bullenkordon und einzeln jeweils links und rechts von groesstenteils vermummten Zivibullen am Arm festhaltend zum Gerichtsgebauede gefuehrt.

Ein krasser Anblick, denn viele der Verhafteten waren schwerst verletzt mit Kopfbinden, Armbinden, Wunden und Bluterguessen in den Gesichtern und Augenbinden sowie blaue Augen.

Lautstark wurden Parolen in Solidaritaet mit den Verhafteten Genoss_innen gerufen

Grob gesagt wird ihnen Widerstand, Koerperverletzung, Bewaffnung, "Herbeifuehrung von Explosionen" und irgendwas mit Aufstand vorgeworfen.

Unter den Verhafteten sind 9 Griech_innen und 7 aus anderen Laendern: 2 aus Frankreich, eine Person aus Italien, eine aus Litauen, einer aus Irak und zwei aus Deutschland (laut Polizeiangaben 37 und 30 Jahre alt)\

("...is known to be nine Greeks aged 18 to 32 and seven foreigners (two French 22 and 26, one Italian 27, one Lithuanian 20, two Germans 37 and 30 and one Iraqi, 19 years old)...")

 

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Ergänzungen

Bild 1: Demo an US Botschaft, krass abgeriegelt durch Bullenbusse

Bild 2: Schueler_innen-Clubs an der Demospitze

Bild 3 + Bild 4: Rueckzug von Demo - massiver Angriff durch MAT mit Schwerverletzten

Bild 5: Exarchia, geht bald los

Bild 8: Molotov Exarchion

Bild 9 + 10: Exarchia Mob Action

Sie meinen Maloxan und das ist nur ein Fehler, der nicht unterläuft, wenn man vor Ort war

Ja, Rechtschreibfehler und so sind immer ein Zeichen, dass Personen nicht vor Ort waren. Sehe ich auch so.

Hier ein kleiner Anti-G20 Ratgeber zur Benutzung von Maaloxan, Mittel gegen Sodbrennen, gegem Tränengasbeschuss:

https://www.metronaut.de/2017/07/g20-ratgeber-das-hilft-gegen-pfefferspr...