[Wien] Gudi bleibt – leider nicht! Bericht von keinem leisen Ende

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Dass die Gudi, das Notquartier im 10.Bezirk, trotz Proteste nicht bleiben wird, war absehbar. Nach einem ersten Schock beim ersten Streik war bei den zuständigen Stellen, dem ArbeiterSamariterBund, dem Fond Soziales Wien sowie von den zuständigen Stadtpolitiker der SPÖ keine Bewegung erkennbar. Es sei hier noch kurz an die offiziellen Gründe erinnert: Das Winterpaket sei nicht voll ausgelastet, deswegen werde die Gudrunstraße geschlossen, im Anschluss solle es einen Umbau geben, so dass dort die Abstände besser eingehalten werden können. Die Basisarbeiter*innen sahen in der Schließung eine Akt der Repression, da sie sich zuvor für bessere Arbeits- und Betreuungsbedingungen ausgesprochen hatten. Des weiteren beklagten sie den intransparenten Umgang sowie eine Gesprächsverweigerung der Verantwortlichen.

Die Schließung Ende April kam deswegen nicht überraschend. Doch ohne Proteste liefen auch die letzten Tagen nicht ab.

 

 

Am Nachmittag des 26.April wurde in der Innenstadt ein Haus besetzt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus wurde festgestellt, dass genug „Platz für alle!“ da sei. In diesem Zusammenhang wurde auch eine klare Solidarität mit der Gudi zum Ausdruck gebracht. Vor dem Haus gab es eine Kundgebung, an der sich ca. 200 Menschen beteiligten. Am Abend wurde das Haus geräumt und die Demo aufgelöst.

 

Der 28. April war der Tag, an dem die Gudi ihre Pforten schloss. Noch einmal versammelten sich betroffene Wohnungslose, Basismitarbeiter*innen und Unterstützer*innen am danebenliegenden Keplerplatz. Es galt Abschied zu nehmen, In Diskussionsrunden wurde über die Protestmaßnahmen reflektiert, über Möglichkeiten und Schwierigkeiten des Widerstandes geredet. Etwas mehr als 50 Menschen beteiligten sich an dieser letzten, unmittelbaren Protestaktion.

 

Der 1.Mai, der traditionelle Kampftag der Arbeiter*innen, stand in Wien ganz im Zeichen der Polizeigewalt. Nicht vergessen werde sollte aber das Motto der Mayday-Demo: „Soziale Kämpfe verbinden!“ Zwischen 1500 und 2000 Menschen beteiligten sich daran. Einen Strang dieser sozialen Kämpfe war und ist die Krise der Care-Arbeit, die im Kampf um den Erhalt der Gudi einen Ausdruck fand. Ein*e Basismitarbeiter*in der Gudi hielt bei der Auftaktkundegebung eine Rede. Im Vorfeld besuchten Aktivist*innen der Initiative Sommerpaket verschiedene Basismitarbeiter*innen, die das Pech hatten, an diesem Tag arbeiten zu müssen. So wurde das Motto der Demo auch praktisch umgesetzt.

 

Für die meisten ehemaligen Nächtiger*innen ist es gelungen, einen anderen Schlafplatz zu finden – doch leider nicht für alle. Ca. fünf Menschen wurden wortwörtlich auf die Straße gesetzt. Einen Monat nach der Schließung ist von den versprochenen Bauarbeiten noch nichts zu sehen. Ob die Gudi, wie versprochen, wieder aufmachen wird, ist mehr als unklar. Die offiziellen Gründe für die Schließung stellten sich somit als unwahr heraus.

 

Ein kurzer Blick in die Zukunft verheißt nichts Gutes. Bereits jetzt sind die übrigen Notquartiere bis zum Anschlag voll. An den meisten Tagen ist es nicht möglich, ein Bett für Menschen, die darauf angewiesen sind, zu finden. Dank den sozialen Verwerfungen der Corona-Krise, dank eines Endes des Delogierungsstopps wird der Andrang, wird die Anzahl der Wohnungslosen nicht zurückgehen. Die Stadt Wien schafft es nicht, sich auf diese neue Situation einzustellen. In der Vergangenheit wurden alle ganzjährigen Notquartiere in viel höherschwellige „Chancenhäuser“ umgewandelt. Nur noch spendenfinanzierte Quartiere (Gruft 1&2, VinziBett) bieten niederschwellig, unkompliziert und ganzjährig Schlafplätze an. So können aber nur ca. 150 Betten zur Verfügung gestellt werden – und das in einer Stadt, in der 2 000 000 Menschen wohnen. Von Seiten der Stadt Wien gibt es nur kurzfristige Einrichtungen, die nur im Winter für sechs Monate geöffnet haben (bzw. neun während der Pandemie). Diese Prekarität spart Geld, öffnet aber Willkür Tür und Tor. Noch dazu werden diese kurzfristigen Quartiere mehr und mehr aus der Stadt und an Rand gedrängt, da dort der kapitalistische Verwertungsdruck geringer ist. Durch diese Fokussierung auf den Sparstift entstehen sowohl für Obdachlose als auch für Basisarbeiter*innen unhaltbare Zustände. Darum wird es auch wieder und wieder zu Protesten kommen.

 

So steht im Moment die Schließung des Haus Erdberg, einer Unterkunft für Refugees, bevor. Wieder einmal wird das Ende vom Fond Soziales Wien veranlasst, wieder einmal werden keine Gründe genannt, wieder einmal wird das Gespräch mit den betroffenen Bewohnern und Basismitarbeiter*innen verweigert, aber wieder einmal gibt es auch Protest. Am Mittwoch, 9.Juni, um 13:00 findet eine Demo vom haus Erdberg zum FSW statt.

 

 

 

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