Wien 17. Bezirk - Hernals; NSDAP

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Zeitgeschichte 1938 bus 1945, NSDAP in Wien

Wien 17. Bezirk - Hernals

Der Parhammerplatz hieß während der NS-Zeit Planettaplatz, benannt nach dem Dollfuß-Mörder. Die Umbenennung geschah auf direkte Anordnung von Bürgermeister Neubacher. Dazu gab es eine Tafel „Otto Planetta (1899 – 1934), Kämpfer für Großdeutschland“.

Kreis IX

Kreisleiter Hans Arnhold

Kreisleiter Hans Meyer

Kreisorganisationsleiter Anton Rohrhofer

Kreisfrauenschaftsleiterin Luise Powolny; Ehemann Pg. Franz Powolny (gest. 1944)

KdF Kreisobmann Emil Dowisch

NSV Kreisamtsleiter Hans Meyer

Ortsgruppenleiter

Alsegg: Heinrich Losgott
Neuwaldegg: Otto Steinacker
Hernalsergürtel: Alfred Hermann
Haslingergasse: Karl Ullmann
Jörger: Franz Macho
Kalvarienberg: Franz Püschl
Klopstockgasse: Ludwig Negerle
Wichtelgasse: Jaroslav Med
Sauter: Friedrich Lösl
Bergsteiggasse: Adolf Czebziwoda
Dornerplatz: Leopold Huber
Elterlein: Josef Anton
Diepoldplatz: Alfred Ebenbauer
Roggendorf: Franz Kahli
Vorortlinie: Franz Töscher
Im Bezirk ansässige Parteiorganisationen

Kreisleitung
Planettaplatz 19

Im August 1938 meldete die NS-Presse: „Binnen drei Monaten wurde die öffentliche Schule am Parhamerplatz in Hernals zu einem neuen Heim der Kreisleitung VIII im modernen deutschen Baustil umgebaut“. Es war nur eines von zahlreichen Schulgebäuden in Wien, das von den Nazis sofort zweckentfremdet wurde. Das war nur ein Meilenstein zum allgemeinen Zusammenbruch des öffentlichen Schulsystems. Zwischen 1938 und 1939 gab es keine Schulbücher, die Abschlüsse wurden immer niveauloser und der Lehrplan mit NS-Propaganda, etwa zu Rassenlehre und Deutschtum, vollgestopft. Am Ende Stand 1945 eine Generation von Jugendlichen, die von grundlegendem Wissen in zahlreichen Fächern wie Literatur, Biologie oder Fremdsprachen entweder gar nichts oder nur NS-Blödsinn im Hirn hatten.

HJ
HJ Wien Nord (508)
Planettaplatz 19

DAF
KdF Kreiswaltung
Planettaplatz 19
Kreisobmann Emil Dowisch

NS-Frauenschaft -  Deutsches Frauenwerk
Kreisfrauenschaftsleitung
Planettaplatz 19

NS-Lehrerbund (NSLB)
Planettaplatz 19
Kreiswalter Karl Schindelker

NSFK
NSFK-Sturm 3/112
Hormayergasse 53

SA
SA Standarte 5
Hernalser Hauptstraße 59

NSKK
NSKK-Sturm 48/M 93 Dornbach

NSV

Kreisamtsleitung
Kalvarienberggasse 28
Kreisleiter Hans Meyer

OG Dornbach
Alszeile 101

Ortsgruppen

Alseggergasse/Alsegg, Pretschgogasse 3
Bergsteiggasse, Bergsteiggasse 33
Dornbach-Neuwaldegg, Alszeile 101
Elterlein, Pezzlgasse 50
Hernalser Gürtel, Ottakringer Straße 20
Kalvarienberg, Weißgasse 40
Klopstockgasse, Gschwandnergasse 1
Sauter, Gschwandnergasse 41
Vorortelinie, Hernalser Hauptstraße 168

Sonstige Veranstaltungsorte der NSDAP

Das Nazi-Lokal des 17. Bezirks war der „Stahlener“ in der Jörgerstr. 22. Dort propagierten schon vor der Illegalität die Nazis ihre Phrasen. 1932 traten dort der damalige Gauleiter Frauenfeld und sein Mitkämpfer Suchenwirth auf. Im Oktober 1938 wurde der Stahlener zwangsversteigert. Die Besitzerin war trotzdem, zuvor wie danach,  Adelheid Steinlechner (1856-1944). Im Nachruf der NS-Presse hieß es „sie führte den Gastbetrieb, der aus zahlreichen Versammlungen und heißen Saalschlachten in der Kampfzeit der Bewegung bekannt ist“. Das Wirtshaussterben hat - wie im Fall des Stahlener - auch seine guten Seiten. Heute ist in dem Lokal ein Geschäft für Motorräder.

Ein weiteres übles Nazi-Lokal (Juden Eintritt verboten!) war der Gschwandner in der Hernalser Hauptstraße 41. Auch diesen gibt es zum Glück nicht mehr. Im Nov. 1938 fand dort die Veranstaltung „Das Wiener Lied ist deutsch“ statt, in der Komponist Heinrich Strecker auftrat. Prof. Ludwig Gruber, angeblich „Altmeister des Wiener Liedes“, hielt einen Vortrag zur Begründung der These „wie das reine Wiener Lied von jüdischen Machwerken geschändet wurde“.

Knorrs Gasthaus auf dem Schafberg diente der SA-Standarte 16/4 im Aug. 1938 als Veranstaltungsort.

Das Gasthaus Klein in der Hernalser Hauptstr. 55 war im Jänner 1943 Auftrittsort für einen Gauredner.

Im Gasthaus Böck, Jörgerstraße 56, trafen sich ab 1931 führende illegale Nazis, darunter die Putschisten der SS Domes und Planetta.

Das Gasthaus Hans Maresch auf dem Schafberg diente dem NSKK-Sturm 48/m 93 im Juli 1938 als Veranstaltungsort.

Leopold Huber, Heurigenbesitzer in Neustift am Wald 77, war „Pg.“.

Das Restaurant Ruff in der Hernalser Hauptstr. 175 war Treffpunkt der Ortsgruppe Vorortelinie.

Gasthaus Weinwurm in der Hernalser Hauptstr. 127 war Treffpunkt der Ortsgruppe Sauter.

Weitere Nationalsozialisten des Bezirks

Wladimir Fikeis
NSRL Gaufachwart

Hans Stiedl
Illegaler, Arisierer des Cafe Alt-Wien, Blockleiter OG Haslingerstraße, zahlreiche weitere Arisierungen
Geb. 1899, Wohnort Haslingerstraße 13/17

Anna Straubinger
Arisiererin, Denunziantin
Wohnort Hernalser Hauptstr. 24

Theodor Kornfeld
DRL Unterkreisführer
Wohnort Ranftlg. 19

Erwin Mayerl
Ausbildungsleiter OG Jörger

Otto Raufer
Blockleiter Hernals

Michael Mayer
Altparteigenosse, OG Hernalser Gürtel
1855 - 1944

Karl Adele
Blockwart OG Vorortelinie
Gest. 2.7.1943

Joseph Alphonsus
Verwalter des Erholungsheimes Wällischhof (Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien)
1888 – 10.4.1944, Begräbnis Hernalser Friedhof

Franz Gruber
Zellenleiter OG Alsegg
1891-1944

Rudolf Mahr
Zellenleiter OG Vorortelinie
Gest. Sept. 1943

Franz Hanel
Todesanzeige: „alter Marschierer für Großdeutschland“
1911 12.12.1942 (Osten)
Wohnort Wattgasse 98

Helene Hase
OG Neustift am Wald, Abteilungsleiterin Mütterdienst
1885 - 1944

Hans Drexler
OG Dornbach-Neuwaldegg, Goldenes HJ-Abzeichen, Illegaler
Tod Nov. 1944 (Osten)

Adolf Richter
SA-Rottenführer
Sohn des Hauptschullehrers Adolf Richter, im Juli 1938 Doktorat Medizin an der Universität Wien

Das Ehepaar Stolzenberg betrieb bis 1933 in der Weißgasse 45 im 17. Bezirk und nach dem Verbot der NSDAP bis 1935 eine Druckerei der illegalen Nazis in der Storchengasse 20 im 15. Bezirk, die von der Polizei ausgehoben wurde. Durch einen Informanten in der Behörde konnte die Aufdeckung zwei Jahre verhindert werden. Die Zeitschriften wurden von Georg Christoph, der im gleichen Haus eine Tierhandlung besaß, aufbewahrt. Nach der Razzia wurde Stolzenberg inhaftiert und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, aber 1936 auf Grund der Amnestie freigelassen. Danach betrieben die beiden eine illegale Drucker in der Dunklergasse im 12. Bezirk, sowie eine in der Brandmayergasse 7 im 5. Bezirk und eine weitere in Eisenstadt. Die Druckerei in der Brandmayergasse wurde 1937 nach der Festnahme des Kuriers Werner Reinhardt ausgehoben, Stolzenberg erneut inhaftiert.

Arische Betriebe

Das Kaufhaus Völker am Elterleinplatz 1-4 war eine „Arische Firma“. Das Kaufhaus war Verkaufsstelle der Reichszeugmeisterei der NSDAP.

Hutmode Mühlbauer in der  Hernalser Hauptstraße 24 und Filialen in mehreren Bezirken war „führend“ inkl. Hakenkreuz.

Arisierte Betriebe

Die Firma Bernhard Mandelbaum & Söhne in der Thelemangasse 4 gehörte Franz Mandelbaum. Als kommissarischer Verwalter fungierte nach dem Machtübernahme Raimund Badelt. Im Feb. 1939 erwarb der Ariseur Wilhelm Hobacher die Firma ud benannte sie in W. Hobacher um.

Sport

Der Sportklub marschierte am 21 März 1938 zur Spieleröffnung mit Hitlergruß auf.

Verfolgung von Juden

Der jüdische Tempel in der Hubergasse 8 wurde 1938 zerstört.

Das Haus Alszeile 101, im Besitz von Georg Popper, wurde arisiert. Dort zogen 1938 eine Ortsgruppe und die NSV ein.

Das Schafbergbad gab im Juni 1938 bekannt: „Zutritt nur für Arier“, schon zuvor im Mai: Arischer Betrieb“.

Sonstiges

Julius Meinl AG

Die Julius Meinl AG eröffnete im Jänner 1939 eine ausgelagerte Mütterschule in der Neustiftgasse 28 im 7. Bezirk. Anwesend war ausschließlich weibliche Parteiprominenz, darunter die Gauamtsleiterin für Mütterdienst Leopoldine Gärtner.

Während sich die angehenden Mütter auf Nachwuchs vorbereiteten, verkündete die Meinl AG in Inseraten für die Zukunft des männlichen Nachwuchses: „Jedem Fähigen den Aufstieg auch zu den höchsten Stellungen zu eröffnen, ist Grundsatz im Hause Meinl“. Mohr im Stechschritt inklusive.

Vergangenheitsbewältigung

Vor dem Bahnhof der Vorortlinie in Hernals befindet sich ein prominent aufgestelltes Denkmal für die Verfolgten der NS-Zeit.

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