Stille Besetzungen... pscht! ? - Ein kurzer Erfahrungsbericht
Eine stille Besetzung? - Also die Aneignung eines Ortes, der leer steht, ohne darüber öffentlich zu informieren.
In Zeiten von regelmäßiger Nachrichten über Räumungen verschiedener Art möchte ich einfach mal über das schreiben, was sonst eben nicht erwähnt werden soll, weil sonst das passiert, was immer passiert. ;)
Wir öffneten irgendwann im Frühjahr, zur Zeit des Lock-downs eine Wohnung, in einem Haus, das halbleer steht. Die verbliebenen Nachbar*innen werden versucht aus ihren Wohnungen zu ekeln, die Gründe dafür sind im uns bekannten Gentri-spektrum. Jedenfalls machen solche Umstände auch Menschen zur Selbstaneignung solidarisch, die du ansonsten nicht unbedingt auf irgendwelchen Küfas triffst. Dies ist sicherlich der Hauptgrund für eine gute Nachbarschaft.
Wir haben einfach bei ein paar Türen geklingelt, gesagt, dass wir uns mal umschauen wollen. Später als wir drin waren haben wir auch angeboten, containertes Essen mitzubringen oder bei anderen Dingen zu helfen. Wir selbst haben zum Beispiel gefragt, ob wir Internet mitnutzen können.
Seitdem wohnen wir in einer Mehrzimmer - Altbau - beste Lage - Blick aufs Wasser - Gute Verkehrsanbindung - Wohnung.
Hier noch ein bisschen Infos für DIY:
Grundsätzlich sind halbleere Häuser meist praktischer als ganz Leere. Nachbar*innen können zwar auch zu kapitalistisch sein, klar. Aber immer in ein leeres Haus laufen fällt zumindest in der Stadt eher auf als in ein Halbleeres. Ein Cop sieht das schon auf der Strasse wenn es blöd läuft. Im halbleeren Haus ist das total egal. Auch das rausgehen: Sobald mensch im Treppenhaus ist, ist es unauffällig. Bei einem leerem Haus muss mensch je nach Eingang immer raus gucken wie es grad draußen ist. Ein Guckloch in einer Wohnungstür ist super einfach um zu sehen ob gerade wer da ist, den mensch nicht treffen mag. (vor allem geht es da um die Hausverwaltung... oder auch der eine Nachbar vor dem andere gewarnt haben der das nicht unbedingt mitbekommen muss...)
Das nervigste ist irgendwie immer dieses Türschloss. Oder? Jedenfalls ist das mit dem richtigen Werkzeug gar kein Problem mehr. Es gibt sogenannte Ziehglocken. Diese gibt es sehr teuer bei irgendwelchen Fachmärkten, , oder du/ dein Umfeld hat Zugang zu einer Werkstatt und die Dinge lassen sich für deutlich weniger Geld,( oder am Besten natürlich garkeins ;) im Baumarkt besorgen und selbst bauen.
Ich erkläre das Grundprinzip jetzt und hoffe, ihr könnt euch damit etwas zusammen basteln. Zuallererst gibt es sogenannte Ziehschrauben. Die gibt es eben zu kaufen, am ehesten im Internet. Es macht Sinn, genau diese zu nehmen, weil andere nicht auf die Kräfte ausgelegt sind und sich nicht einfach so in Metall schrauben lassen. Diese schraubst du dann in das Schloss, etwa zu 2/3. Der Teil der draußen bleibt wird genutzt, um alles zusammen rauszuziehen, bzw eben damit das Schloss an der schwächsten Stelle bricht und genug rausgezogen wird, damit es ausgetsucht werden kann. Das Ziehen selbst erfordert ziemlich viel Kraft, einfach so daran ziehen wird nicht klappen. Ihr müsst euch etwas bauen, das die Kraft deutlich erhöht. Baue etwas, wo du den rausstehenden Teil der Schraube reinstecken kannst, um alles komplett wieder rauszuziehen. Wandel Kraft um von einer axialen zu einer Drehbewegung, ohne den Hebel wird das nichts.
Wenn das Schloss draußen ist, braucht ihr nur noch ein Tool, das den Schnapper bewegt um die Türe zu öffnen. Das sieht in etwa aus wie ein Stab mit einem sehr kleinen Hebel. Sie haben oft auch noch andere Tools dran, wodurch sie sehr vage wie ein Kreuz aussehen. Ein Teil ist einfach deutlich länger. Dieses Werkzeug findet ihr auch im Baumarkt in der Schlossabteilung.
Ein Video über die Glocke wird noch gesucht und dann vermutlich in die Kommentare gepackt.
Für den Haustürschlüssel fragt mensch am besten Anwohnis. Zur Not kannst du auch die Tür so präparieren, dass du den Schnapper mit anderem Werkzeug bewegen kannst. Be creative :)
je nachdem wie einsichtig die Wohnung ist, ist darauf zu achten, dass du nicht allzu auffällig bist. Fenster unauffällig abhängen, zB auch indem Stoffe nicht direkt ans Fenster gemacht werden, sondern etwas weiter im Zimmer. Am chilligsten sind Wohnungen natürlich, wenn eh nicht direkt wer reingucken kann. Dann ist nur noch auf Licht zu achten, und darauf, dass die Fenster nicht ständig anders auf und zu sind.
Ob es Strom (und Gas je nach Haus) gibt werdet ihr sehen. Es gibt Stromkästen für jede Wohnung, ob der sich einfach anschalten lässt oder ihr Spezialwerkzeug braucht und ne Sperre zu öffnen. Diese befinden sich je nach Haus auf der gleichen Etage im Treppenhaus, in der Wohnung oder sogar im Keller. Abhängig davon kann mensch sich entscheiden, ihn zu nutzen, zum Beispiel auch nur abends oder nachts. Möglich wäre auch zum Beispiel, den Zähler zu manipulieren, damit die Zahlen sich nicht mehr drehen. Wichtig hier jedoch: Die Rep- Folge hat gerade bei so etwas große Unterschiede.
Unauffällig und auch möglich ist zum Beispiel auch nur ein einzelnes Kabel von einer Nachbarwohnung, egal ob bewohnt oder unbewohnt. Auch hier wieder: be creative.
Wichtig dabei ist zu betonen, dass die Repression steigt, wenn ein Zähler manipuliert wird, im Gegensatz zu einfach zocken. Strom zocken scheint manchen fast egal zu sein, andere toben sich genau daran richtig aus.
Ansonsten: grundsätzlich fühlt sich der Ort für uns relativ sicher an, dennoch ist allen klar, theoretisch können wir immer geräumt werden. Daher haben wir keine Dinge in der Wohnung, von denen wir absolut nicht wollen, dass es bei den Cops landet. Da das Haus aber halbleer steht, ist ansonsten viel alter Gerümpel da und auch viel Platz auf Speicher oder im Keller. Dinge außerhalb zu verstecken ist tatsächlich sehr einfach. Falls elektronische Geräte mitgenommen werden: wir sind uns im Klaren, was im Schlimmsten Fall damit passieren kann. Wer es noch nicht ausführlich tat: Digitale Selbstverteidigung ist ein unumgängliches Wissen, egal wo ihr wohnt. ;)
hier gibts was zu lesen: https://capulcu.blackblogs.org/ Ansonsten: nutzt Tails, verschlüsselt eure Handys, da gehört ohnehin kein iphone bla OS oder google drauf. Vielleicht hat wer Lust, weitere Links in die Kommentare zu packen.
Ich hoffe, der Text motiviert Menschen dazu, auch in dieser Form zu besetzen. Ich höre so oft "das geht doch eh nicht" ... daher eben hier ein Schreiben, stimmt ja garnicht!
Menschen sind obdachlos, es wird Winter und wir haben wieder einen Shut- down. Its a priviledge to stay at home ! You cant stay at home if you dont have a home!
Eine Gruppe queerer Anarchist*is . weiß, manche sind nonable, manche sind obdachlos.