Ein Normanne im Geiste: Der Neonazi Jonathan Stumpf
„Meine uneingeschränkte Loyalität gehört letztlich allein der weißen Rasse.“ Jonathan Stumpf [1]
Wir möchten die entstandene mediale Öffentlichkeit um die Burschenschaft Normannia zu Heidelberg nutzen, um auf einen dort oft und gern gesehenen Gast hinzuweisen: den Neonazi Jonathan Stumpf (aka Johannes Scharf). Aufgrund seiner Anstellung als Bademeister bei den Stadtwerken Heidelberg ist er zuletzt häufig in Heidelberg angetroffen worden.
Jonathan Alan Stumpf, geboren am 13.08.1988 in Richmond, Virginia (USA), war bereits in Pforzheim, Freiburg, Mannheim und Heidelberg aktiv.
2009 trat er das erste Mal politisch als Anführer der Kameradschaft "Heidnischer Sturm Pforzheim" in Erscheinung [2]. 2010 wurde Stumpf zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, weil er einen Jugendlichen (PoC) angegriffen und durch die Stadt verfolgt hatte [3]. 2014 zog er nach Heidelberg, um am Zentrum für Altertumswissenschaften zu studieren. Nachdem eine Recherchegruppe auf den lokalen Neonazi hingewiesen hatte [4], erhielt er am 23.06.2016 Hausverbot an der Hochschule für jüdische Studien, wo er zuvor unter Angabe falscher Tatsachen eine Vorlesung zum Thema "Geschichte des Zionismus" besucht hatte [5]. Davor hatte er die Möglichkeit des Vorlesungsbesuchs genutzt, um sich an dieser Hochschule, die in seinen Augen eigentlich gar nicht existieren dürfte, einen Eindruck darüber zu verschaffen, wie die dortigen Sicherheitsmaßnahmen gegen antisemitische Anschläge zu umgehen seien bzw. wann dort "zugeschlagen" werden könne, ohne dabei gleich "erwischt" zu werden. Und dieses Auskundschaften wollte er natürlich mit anderen Nazis besprechen; u.a. auf dem Haus der Normannia, wo er ein- und ausging. Der damalige Sprecher dieser bekanntermaßen antisemitischen Burschenschaft hatte gegenüber der Heidelberger Student*innenzeitung "Ruprecht" 1993 kundgetan, dass "wir [Burschenschaftler] uns nicht schämen [müssen], Deutsche zu sein", und vor allem "nicht mehr vor Juden buckeln" wollen. Stumpfs ausgeprägter, dazu passender Antisemitismus zeigt sich exemplarisch auf einem Foto, auf dem er mit bekannten Neonazis aus Süddeutschland vor dem Konzentrationslager Buchenwald posiert [6]. Auch Stumpfs Tattoos lassen keinen Zweifel an seiner Gesinnung: auf der linken Brust hat er sich eine so genannte Triskele stechen lassen, ein vor allem von Nazi-Organisationen wie Blood & Honour verwendetes Symbol, das als (nicht strafbarer) Hakenkreuzersatz fungiert. Auf seinem rechten Unterarm prangt ein SS-Totenkopf. Auf dem Oberarm sind drei Spielkarten abgebildet, drei aneinandergereihte Könige (KKK), die auf den "Ku-Klux-Klan" verweisen [4]. 2019 kandidierte Stumpf für die Mannheimer NPD [7], 2020 war er mit Mario Müller ("Identitäre Bewegung") auf der griechischen Insel Lesbos unterwegs, um Geflüchtete und Hilfsorganisationen anzugreifen [8].
In der Rhein-Neckar-Region war Stumpf zuletzt auf einer rechten Gelbwesten-Demo in Mannheim [9] und auf einer Anti-Corona-Demo in Heidelberg aktiv [10]. Durch seine Anstellung bei den Stadtwerken Heidelberg wurde der Neonazi wieder vermehrt in der Stadt gesehen. Er arbeitet unter anderem im City-Bad im Darmstädter Hofzentrum und im Thermalbad. Die Stadtwerke Heidelberg haben den verurteilten Schläger-Nazi, der seine Tattoos offen zur Schau trägt, am 30.10.2020 vom Dienst als Bademeister freigestellt.
Stumpf versuchte in den letzten Jahren, sich einen intellektuellen Anstrich zu verpassen. So verfasste er unter dem Pseudonym Johannes Scharf mehrere Schriften, von denen eine aufgrund ihrer zutiefst rassistischen Inhalte durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert wurde.
Dass die Villa Stückgärten am Kurzen Buckel 7 ein Hotspot der Heidelberger extremen Rechten ist, wurde in mehreren Veröffentlichungen deutlich. Dass auch ein extrem gewalttätiger Neonazi wie Jonathan Stumpf dort häufig zu Gast war, verwundert also nicht. Vor allem bei Stammtischen der "Jungen Alternative", die mit Wissen der "Alten Herren" auf dem Haus abgehalten wurden, war er zugegen, um sich mit anderen Rechten zu vernetzen und Aktionen zu besprechen.
Die Normannia komplett zerschlagen!
Das Haus am Kurzen Buckel in ein soziokulturelles Zentrum überführen!
Fussnoten/Quellen
[1] https://www.youtube.com/watch?v=y2WILtKBmMY Zeitmarke 19:50
[2] https://no-nazis-freiburg.noblogs.org/post/2009/11/10/jonathan-stumpf/
[3] das Urteil wurde in zweiter Instanz in drei Jahre auf Bewährung umgewandelt https://autonome-antifa.org/?breve3118
[4] https://linksunten.indymedia.org/de/node/182982/
[5] https://linksunten.indymedia.org/de/node/186791/index.html
[6] https://linksunten.indymedia.org/node/33755/index.html
[10] Presseerklärung der AIHD/IL vom 03.05.20 https://aihd.noblogs.org/post/2020/05/03/corona-demo-auf-dem-uniplatz-mit-nazi-kadern-und-verschwoerungstheorien/
Bildbeschreibungen
1. Jonathan Stumpf (r.) auf einer rassistischen Kundgebung im Pfälzischen Kandel am 08.08.2020
2. Im Januar 2019 wurde "Johannes Scharf" beim Neujahrsauftakt der NPD in Büdingen zum "Weißen Ethnostaat" interviewt
3. Mario Müller und Jonathan Stumpf nach einer Begegnung mit griechischen Antifaschist*innen im März 2020
4. Stumpf als "Gelbweste" im Juni 2020 in Mannheim
5. Jonathan Stumpf als Redner auf einer Kundgebung der Corona-Verharmloser*innen am 06.06.2020 in Heidelberg - dort verbreitet er rassistische Hetze gegen die BLM-Bewegung
6. Das für April geplante "Lesertreffen" der Nazi-Postille "Recht und Wahrheit" des Faschisten Meinolf Schönborn (früher "Nationalistische Front") wurde auf Oktober 2020 verlegt. Stumpf sollte dort als "Johannes Scharf" u.a. neben dem Revisionisten und ehemaligen NPD-Bundesvorsitzenden Günter Deckert (Weinheim) und dem Heilbronner Nazi Michael Dangel ("Burschenschaft Arminia Zürich zu Karlsruhe") auftreten.
7. Am Rande des Mannheimer Christopher Stret Day 2019 provozierten Stumpf und der Faschist Matthias Blaumann (IB, "Der III. Weg") mit einem Transparent "Make Mannheim straight again"
Ergänzungen
Rhein-Neckar-Zeitung berichtet zu Stumpf
Die RNZ berichtet aktuell online über die Freistellung des Nazis. https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-heidelberg-rechtsradi...
Stumpfs Verbindung zum AfDler Niels Mommer aus Pforzheim
Der Mann mit dem Jonathan Stumpf auf dem Titelbild dieses Artikels redet ist Niels Mommer aus Pforzheim. Er ist Pforzheimer AfD Politiker und trat dort bei der Kommunalwahl 2019 auf Listenplatz 34 an. Auch war Mommer am 3. August 2018 bei dem Angriff auf eine Seebrückendemonstration in Karlsruhe beteiligt, dies war eine geplante Aktion von AfDlern und Mitgliedern der Identitären Bewegung Baden, die ebenfalls größtenteils in Pforzheim wohnen (z.B. Alexander Zubrod). Weitere Infos: https://de.indymedia.org/node/35559
Offensichtlich scheinen sich die beiden zu kennen, vermutlich aus der Zeit, in der Stumpf noch in Pforzheim gewohnt hat.