Nach Neonaziangriffen in Erfurt: Militantes Netzwerk aufgedeckt

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Nachdem im Sommer mehrere Angriffe von militanten Neonazis in Erfurt für bundesweite und internationale Schlagzeilen sorgte, wurde nun durch antifaschistische Recherche ein militantes Netzwerk aufgedeckt. Dabei handelt es sich um die Erfurter Neonazigruppe „Kollektiv56“. Die Gruppe war bereits zwischen 2015 und 2017 aktiv und für eine Vielzahl an Angriffen auf politisch Andersdenkende, Geflüchtete und Migrant:innen verantwortlich. Zwar stellte die Gruppe offiziell ihre Aktivitäten 2017 ein, jedoch blieben ihre Akteure weiter aktiv.

Eine Hauptfigur bildet dabei der Neonazi Michael Zeise, welcher in der Vergangenheit gute Kontakte zum NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben pflegte undVerbindungen zu internationalen rechtsterroristischen Netzwerken , wie beispielsweise die  „National Action“ aus Großbritannien, hat. Einer von ihnen, Tobias Zitzmann, schrieb in sozialen Netzwerken, die Gruppe sei weiter aktiv, halte nur die Füße still.

Giesela Schönbrunn von der Initiative „Kollektiv56 aufdecken!“ erklärt: „Wir wissen, dass die Gruppe weiter aktiv ist und sich vernetzt. Sie sind weiterhin eine Gefahr, denn sie bringen rassistische und antisemitische Gewalt weiter auf die Erfurter Straßen.“  Dem Kollektiv56 werden eine Reihe von Angriffen zugerechnet. Einer dieser Angriffe ereignete sich am 26. Mai 2016, als die Gruppe Neonazis das „Autonome Jugendzentrum“ in der Vollbrachtstraße in Erfurt mit Pfefferspray, Flaschen und Steinen angriff und dabei mehrere Menschen verletzte. Am 10. November 2020 beginnt der Prozess gegen die Haupttäter Ronny Damerow und Phillipe Amor vor dem Erfurter Amtsgericht. Andere Ermittlungsverfahren führten zur Verurteilung der Täter. Ein aktiver Neonazikader, Julian Franz wurde nach dem Angriff auf den linken Stadtteil Leipzig-Connewitz vom Amtsgericht Leipzig am 5. Februar 2020 zu einem Jahr und 5 Monaten Bewährung sowie 2000 Euro Geldstrafe verurteilt. Doch viele Verfahren werden verschleppt oder gar eingestellt.  „Dies ist ein fatales Signal für die Neonaziszene. Sie können ungehindert weiter Menschen angreifen und schwer verletzen, wie es in der Nacht zum 18. Juli 2020 vor der Thüringer Staatskanzlei der Fall war.“ so Giesela Schönbrunn.  Die Hinweise verdichten sich, dass auch Aktive des „Kollektiv56“ am Angriff am 18. Juli 2020 dabei waren. So liegen der Initiative „Kollektiv56 aufdecken!“ Hinweise sowie Bilder aus sozialen Netzwerken vor, die Rückschlüsse auf eine Tatbeteiligung von Sascha Wühr, Julian Franz, Robert Brandt, Phillipe Amor und Kevin Jacobi geben. Alle sind aktive Kader des „Kollektiv56“ aus Erfurt.  Die Initiative „Kollektiv56 aufdecken!“ fordert ein konsequentes Vorgehen gegen militante Neonazistrukturen in Erfurt und eine schnelle Aufklärung rechter Gewalttaten im Zusammenhang mit der Gruppe. Damit die Taten nicht entpolitisiert werden, muss klar sein, welchen Hintergrund die Täter haben. Weitere Informationen unter https://k56aufdecken.noblogs.org/

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