Filmclub Moderne Zeiten zeigt: ...dass du zwei Tage schweigst unter der Folter!
Filmclub Moderne Zeiten zeigt:
...dass du zwei Tage schweigst unter der Folter! Elisabeth Käsemann - Ein deutsches Schicksal
Freitag, 11.07.2014 um 20:00
Volxküche, Hafenstraße 116, 20359 Hamburg
Elisabeth Käsemann ist eines der bekanntesten deutschen Opfer der argentinischen Militärdiktatur. Sie studierte in Buenos Aires und arbeitete als Sozialarbeiterin in den Armenvierteln der Hauptstadt – ein Leben, für das sie bewusst Deutschland verlassen hatte. In der Logik der herrschenden Militärs machte ihr soziales Engagement für die Armen sie verdächtig, in Opposition zu ihrem Regime zu stehen. Nachdem sie von der Diktatur verfolgten Menschen durch gefälschte Pässe zur Flucht ins Ausland verholfen hatte, wurde sie als „Subversive Person“ und „Terroristin“ eingestuft.
Elisabeth Käsemann wurde am 8. März 1977 – wie Zehntausende von argentinischen Opfern der Diktatur – von argentinischen Sicherheitskräften verhaftet und in ein geheimes Haft- und Folterlager verschleppt. Wochenlang blieb sie für die Angehörigen spurlos verschwunden. Während dieser Zeit wurde sie schwer gefoltert. Diese Vorgehensweise gegen als Regimegegner verdächtige Menschen wurde damals in großem Stil, aber unter strengster Geheimhaltung in zahlreichen lateinamerikanischen Diktaturen angewendet. Die Opfer dieser Verbrechen, des Verschwindenlassens von Menschen, werden als Desaparecidos (span. „Die Verschwundenen“) bezeichnet.
In der Nacht auf den 24. Mai 1977 wurde sie mit anderen Gefangenen aus dem Geheimgefängnis El Vesubio zu einem Haus in Monte Grande in der Provinz Buenos Aires transportiert. Dort angekommen wurden die Opfer durch Schüsse in Genick und Rücken exekutiert. Das argentinische Militär versuchte die Massenexekution als bewaffnete Auseinandersetzung mit Terroristen darzustellen, was sich jedoch schnell als Lüge entpuppte.
Deutschen Behörden wird vorgeworfen, sich damals nicht genug um Elisabeth Käsemanns Freilassung bemüht zu haben, was mittlerweile von einigen damaligen Verantwortlichen bestätigt wurde. Aus Regierungsdokumenten dieser Zeit geht hervor, dass es systematische Politik der Bundesregierung war, die Diktatur als antikommunistischen Verbündeten zu betrachten, der auch wegen der engen wirtschaftlichen Beziehungen geschützt und „stabilisiert“ werden sollte. Die Militärs sollten mit „Geduld und Verständnis“ behandelt und von „Belehrungen in Menschenrechtsfragen“ verschont bleiben.Während andere westliche Regierungen erfolgreich auf die Freilassung ihrer entführten Bürger drängten, retteten die deutschen Behörden keinen einzigen der zusammen mit Elisabeth Käsemann etwa 100 bundesdeutschen und deutschstämmigen „Verschwundenen“ – sie wurden sämtlich von den Militärs ermordet.
Der Dokumentarfilm zeichnet den Weg einer Frau nach, die bis zur letzten Konsequenz ihrer inneren Stimme gefolgt ist – bis zu ihrem gewaltsamen Tod. Der Film dokumentiert zudem den vergeblichen Kampf von Elisabeth Käsemanns Eltern um Gerechtigkeit nach dem Tod ihrer Tochter. Und Frieder Wagners und Osvaldo Bayers Dokumentarfilm klagt an, indem er die Rolle der deutschen Bundesregierung beleuchtet, die beste Wirtschaftsbeziehungen zur argentinischen Militärjunta unterhielt und sich wohl auch deshalb nicht für das Leben von Elisabeth Käsemann und anderer deutscher Verhafteter eingesetzt hat.
Die Bundesregierung unter Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher hat der argentinischen Militärdiktatur einen Freibrief für die Ermordung von Systemoppositionellen ausgestellt, einen Freibrief in dem Umfang, dass er auch den Mord an linken Deutschen und Deutschstämmigen umfasste.
Eine in jeder Beziehung umabgegoltene Geschichte, während in Argentinien gegen die Täter ermittelt und etliche auch verhaftet und verurteilt wurden, leben ihre deutschen Komplizen ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, als bis heute hochangesehene Politiker.
Unabsichtlich ehrlich wird es erst am unteren Ende der hierarchischen Nahrungskette, Jörg Kastl, der ehemalige deutsche Botschafter in Argentinien, ein pathologischer Antikommunist von ausgesuchter Bösartigkeit, macht eindeutig klar, ein Mensch der als "Links" identifiziert wurde, ist nicht nur selber schuld an seinem Schicksal, in diesem Fall Folter und Mord, sondern hat auch nichts anderes verdient.
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