[LD] Rechter Schulterschluss in Solidarität mit Myriam Kern

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Am Mittwoch, den 30.09.2020, veranstalteten mehrere Rechte unter dem Motto „Solidarität mit dem Medienopfer Myriam Kern“ eine Demonstration in Landau [Foto 1]. Vorausgegangen waren mehrere „Kundgebungen“ von einzelnen SympathisantInnen Kerns vor der Rheinpfalz-Redaktion in der Ostbahnstraße. Anlass der Demo war, dass die rechte Lehrerin Myriam Kern nach Berichterstattung (u.a. von der Rheinpfalz) und Protesten aktuell vom Schuldienst freigestellt ist und weitere rechtliche Schritte geprüft werden. Da die Demonstration mit einer Auftaktkundgebung um 11 Uhr an einem Wochentag startete, beteiligten sich nicht viele Rechte (ca. 20) an der Veranstaltung. Dennoch konnte ein verhältnismäßig breites Spektrum an Rechten und VerschwörungsanhängerInnen beobachtet werden.

Um den Umfang dieses Schulterschluss verschiedener AkteurInnen darzustellen und diese Lücke in der Berichterstattung bürgerlicher Medien zu füllen, wollen wir hier einige der bekannten TeilnehmerInnen aufzeigen. Vielen Dank für die Fotos an den Roten Raben und Antifa Report Pfalz. Beste Grüße an alle Schüler*innen die sich an den Protesten beteiligt haben.

Angemeldet wurde die Demonstration von Günther Nakath [Foto 2]. Günther Nakath kommt aus Pforzheim, ist ehemaliger Grundschullehrer an einer Pforzheimer Schule und wurde vom Dienst suspendiert, da er in mehreren Fällen versucht haben soll an kinderpornographische Fotos zu kommen1. Nakath inszeniert sich als Opfer einer Verschwörung gegen ihn als schwulen Lehrer und profiliert sich als „Schüschügü (Schülerschützer Günter)“. Er tritt in absurden Verkleidungen mit Wackelbrüsten, Rock, Hut, Kinderpuppen, etc. auf und reimt gerne schlecht auf Schildern. In der Vergangenheit konnte er öfter am Rande von antifaschistischen Protesten zum 23. Februar in Pforzheim beobachtet werden, trat allerdings am 12.09. gemeinsam mit Neli Heiliger in Kandel bei einer Kundgebung des rechten, sogenannten „Frauenbündnis Kandel“ als Redner auf.

Neli Heiliger [Foto 3], die gemeinsam mit Günter Nakath im Vorfeld der Demo bereits ein (schlechtes) Mobivideo vor der Rheinpfalz drehte fungierte als Stellvertreterin Nakaths und arbeitet als Pflegekraft bei der Badischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz e. V. – Luisenschwestern. Sie wohnt laut eigener Angabe in Karlsruhe und tritt seit der ersten „Corona-Demo“ am 1. Mai in Karlsruhe als Anmelderin und Rednerin auf2. Auch sie hat ein Faible für außergewöhnliche Kostümierungen und tritt öfter als „(Kinderschützer-)Engel“ oder in Deutschland-Dress auf. Bereits dort wurde sie oft von Günter Nakath begleitet.

Eine der RednerInnen war Christa Grömping [Foto 4] aus Landau. Grömping ist überall dort zu finden, wo auch reaktionäres Potential zu finden ist. Sie ist aktives Mitglied des sog. „Frauenbündnis Kandel“ und tauchte in der Vergangenheit bspw. bei Kundgebungen von „Fridays gegen Altersarmut“ oder „Corona Rebellen SÜW“ auf. Grömping meldete als erste eine Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen in Heidelberg an, wo sich im Laufe der Kundgebungen Rechte aller Couleur beteiligten. Sie ist für den Telegram-Account „Augen öffnen“ zuständig, verbreitet darüber ihre Hetze und mobilisierte u. A. zu Demonstrationen der Organisation „Die Heimkehr“, die in Bretzenheim Nazi-Gedenkveranstaltungen zum „Feld des Jammers“ organisiert. Grömping ist an ihrer pinken Strähne im Haar zu erkennen und malt sich gerne mit Edding „Wir sind das Volk“ und Deutschland-Fahnen auf ihre T-Shirts und Jeans.

Gleich zwei Reden hielt Michael Faber [Foto 5] vom AfD-Kreisverband Germersheim. Faber fiel in der Vergangenheit durch Beteiligung am von Marco Kurz (Reichsbürger und ehem. Organisator der „Kandel-Demos) initiierten „Marsch 2017“ (Sternmarsch auf den Reichstag), „Gelbwesten Germersheim“ und der AfD-Kampagne „Kandel ist überall“ auf. Er ist regelmäßiger Teilnehmer von Kundgebungen und Demonstrationen des „Frauenbündnis Kandel“ und führte eine Fahne von „Kandel ist überall“ und sein Transparent mit der Aufschrift „Sicherheit darf kein Luxus sein“ mit.

Ein weiterer interessanter Charakter ist der aus dem Raum Bad Marienberg (Westerwald) angereiste Torsten Frank [Foto 6]. Torsten Frank ist Initiator der Gruppierung „Forke und Schaufel“, einem Zusammenschluss, der sich im Zuge der Corona-Pandemie und der daraus resultierenden Maßnahmen gegründet hat. „Forke und Schaufel“ schreibt auf ihrer Website, dass sie nicht zu „[...] jenen [gehören], die glauben, die aktuellen Entwicklungen mit Räucherstäbchen und Liebe aufhalten zu können.“ Sie öffnen sich dadurch verklausuliert für Rechtsterrorismus und verbreiten bewusst Umsturzfantasien. Dies zeigt sich u.a. auch daran, dass Torsten Frank mit Stefan Räpple (AfDler aus Baden Württemberg) am 03.10. in Dresden auftrat. Räpple verbreitete nur wenige Tage zuvor Umsturzfantasien in Mainz. Frank beteiligte sich lediglich an der Auftaktkundgebung und nicht an der folgenden Demonstration.

Ebenfalls nicht fehlen darf natürlich Maik Steffen [Foto 7]. Der Nazipunk erlangte in den letzten Wochen ungewollte Berühmtheit, nachdem er durch eine Antifa-Recherche3 seinen Job bei der Lebenshilfe Bad Dürkheim trotz seiner Zugehörigkeit zum Betriebsrat4. Maik Steffen ist in der Kameradschaftsszene sehr umtriebig und fällt vorallem bei Demonstrationen des Nationalen Widerstands Zweibrücken sowie der Kameradschaft Rheinhessen auf. Er verirrte sich bereits öfter nach Landau, versuchte dort bei antifaschistischen Protesten zu provozieren und war an einem Angriff auf die Omas gegen Rechts beteiligt. Offensichtlich ist er auch persönlich mit Christa Grömping bekannt, da sich beide neben der Kundgebung unterhielten. Steffen kam erst zur Abschlusskundgebung am Marktplatz, wo seine Personalien von der Polizei aufgenommen wurden. Direkt danach verließ er den Ort des Geschehens wieder.

Neben den vorgestellten TeilnehmerInnen waren auch noch mehrere Personen aus dem Umfeld des sog. „Frauenbündnis Kandel“ und der „Corona Rebellen SÜW“ bzw. „Querdenken 6341“ (u.a. Telegram-Administratorin „Blümchen“) an der Demonstration beteiligt [Foto 8]. Ein weiterer Redner mit stark badischem Akzent ist ebenfalls auf [Foto 8] zu sehen. Ein Teil der Abreise erfolgte mit dem Zug von Landau nach Wörth/Karlsruhe. Fühlt euch frei in den Kommentaren zu ergänzen, wer wer ist.

Myriam Kern nahm übrigens selbst nicht an der Demonstration teil, konnte aber gegen 17:30 Uhr noch bei einem Gespräch mit Günter Nakath und Neli Heiliger am Hauptbahnhof beobachtet werden.

Fazit
Am 30.09. kamen aus mehreren rechten Gruppierungen (zum Teil) Führungspersonen nach Landau. Die Veranstaltung könnte als Auftakt zu einer Vernetzung verschiedener rechter AkteurInnen führen. Die nächste Veranstaltung zum gleichen Thema ist für den 17.10. (Samstag) angesetzt und wir müssen befürchten, dass sich die Zahl der TeilnehmerInnen erhöht. Es ist also notwendig, diesem Schulterschluss der Rechten und VerschwörungsanhängerInnen einen breiten, antifaschistischen Protest entgegen zu setzen. Die Entwicklung der Solidaritätsbewegung für Myriam Kern werden wir genau beobachten.

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[1] https://www.swp.de/suedwesten/landespolitik/lehrer-wegen-nacktvideos-von...
[2] https://antifa-karlsruhe.org/index.php/2020/06/09/die-corona-demos-in-ka...
[3] https://antifareportpfalz.noblogs.org/archive/20
[4] https://www.rheinpfalz.de/lokal/pfalz-ticker_artikel,-lebenshilfe-k%C3%B...

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