Der Lächerliche Konsens eines Bündnisses an Konformist*innen

Das "Sand im Getriebe" Bündnis will die IAA blockieren und stellt dafür einen Regelkatalog an Verhaltensnormen auf, die zu nichts anderem führen werden, als dass Menschen von Bullen auf die Fresse bekommen und verhaftet werden. Wir kündigen diese Verhaltensnormen, wie sie von Bull*innen hätten formuliert werden können hiermit auf und erklären, dass wir überall, auch dort, wo "Sand im Getriebe" meinen, ihren "Protest" abziehen zu müssen, für Eskalation sorgen werden.

Seit wann entscheiden irgendwelche Bewegungsstrategen darüber, wann und wo es Eskalation gibt und wo nicht? Dem Vorbild Ende Gelände nachempfunden will das Bündnis "Sand im Getriebe" dies offenbar für die Proteste gegen die IAA in München einführen. Mit ihrem Aktionskonsens als "verbindlichem Rahmen" (soll das ein Gesetz sein, oder was?!) für ihre Proteste kündigen die Organisator*innen von "Sand im Getriebe" an, sich gegen Bullen und andere Schweine nicht zur Wehr setzen zu wollen, sowie Ausschreitungen nicht zu dulden: "Es ist nicht das Ziel, Infrastruktur zu zerstören oder zu beschädigen. Wir werden uns nicht von baulichen Hindernissen aufhalten lassen, Absperrungen von Polizei oder Messesicherheit werden wir durch- oder umfließen. Wir werden uns dabei ruhig und besonnen verhalten. Von uns wird keine Eskalation ausgehen." Es ist dabei ja das eine, den eigenen Körper dem von Bullen zu Brei geschlagen zu werden zu "opfern", aber etwas ganz anderes, anderen vorzuschreiben das ebenfalls zu tun. Ebenso wie es eine Sache ist, wenn es nicht zum eigenen Ziel gehören mag, Infrastruktur zu zerstören. Für uns ist das jedenfalls durchaus das Ziel und davon werden wir uns weder von den Bullen, noch von "Sand im Getriebe" abhalten lassen.

Wir kündigen hiermit jeglichen Aktionskonsens auf. Wir werden im September die IAA angreifen. Wir werden dort sein, wo immer wir das für angebracht halten, auch wenn "Sand im Getriebe" am selben Ort sein sollte. Wir werden Bullen angreifen, wir werden Infrastruktur zerstören, wir werden Gewalt gegen alle anwenden, die versuchen uns daran zu hindern. Wir werden uns nicht von einem Aktionskonsens irgendwelcher dahergelaufener Bestimmer*innen aufhalten lassen und auch nicht von Leuten, die diesen durchsetzen wollen. Wir laden alle Menschen ein, sich selbst Gedanken darum zu machen, wie sie gegen die IAA aktiv werden wollen. Wir laden alle ein, nach eigenem Ermessen vorzugehen. Wir laden alle Menschen ein, Rücksicht aufeinander zu nehmen, das bedeutet für uns jedoch nicht, dass wir davon absehen werden, die IAA mit den Mitteln anzugreifen, die uns sinnvoll erscheinen.

Wir verstehen diesen Aufruf auch als einen Debattenanstoß darüber, inwiefern wir auch in Zukunft zulassen wollen, dass irgendwelche Bewegungsmanager unsere Proteste auf die ihnen genehmen Formen einengen und freuen uns darüber, wenn auch andere Gruppen Widerspruch erheben, gegen die Tendenz Protesten mithilfe von Aktionskonsensen einen friedlichen Rahmen zu verleihen.

Smash IAA!

Kill all Cops!

webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Ergänzungen

Dieser Aktionskonsens ist ein verbindlicher Rahmen unserer Aktionen des zivilen Ungehorsams. Er wurde in einem kollektiven Prozess erarbeitet und im Konsens von allen Beteiligten beschlossen. Er ist uns deshalb sehr wichtig. Der Aktionskonsens ist Voraussetzung dafür, dass die „Sand im Getriebe“-Aktionen für alle Teilnehmenden transparent und gut einzuschätzen sind, denn er vermittelt, dass wir auch in einer Aktion mit sehr vielen Menschen aufeinander achten und uns unterstützen. Alle Menschen, die sich dieser Vereinbarung anschließen, laden wir herzlich ein, sich an unseren Aktionen zu beteiligen.

#BlockIAA ist eine offen angekündigte Aktion zivilen Ungehorsams: In dem Zeitraum vom 9. bis 13. September 2021 werden wir, gemeinsam mit vielen Menschen, die Internationale Automobilausstellung (IAA) in München blockieren und den reibungslosen Ablauf der IAA stören. 

Wir setzen damit ein ungehorsames Zeichen gegen eine zerstörerische Industrie, die sich einen scheinbar grünen Anstrich gibt, aber weltweit unser Klima verheizt. Unsere Aktion richtet sich auch gegen eine untätige Politik, die einen ökologischen und nachhaltigen Umbau unseres Verkehrssystems aktiv verhindert und so die Autoindustrie deckt und stützt. Wir kämpfen entschlossen für ein Verkehrssystem, das für Menschen und nicht für Autos gemacht ist.

Unsere Aktionen sehen sich in der Tradition des zivilen Ungehorsams. Angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise und des Kollapses unseres Verkehrssystems halten wir es für notwendig und angemessen, einen Schritt weiter zu gehen: von öffentlichem Protest hin zu Zivilem Ungehorsam.

Unsere Aktionen bieten vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten. Bei unseren Aktionen hat für uns die Sicherheit der teilnehmenden Aktivist*innen und aller Beteiligten oberste Priorität – wir wollen niemanden gefährden oder verletzen. Unser Protest richtet sich nicht gegen einzelne Menschen, sondern gegen das politisch-industrielle System Auto. Wir werden mit unseren Körpern die Internationale Automobilausstellung stören. Es ist nicht das Ziel, Infrastruktur zu zerstören oder zu beschädigen. Wir werden uns nicht von baulichen Hindernissen aufhalten lassen, Absperrungen von Polizei oder Messesicherheit werden wir durch- oder umfließen. Wir werden uns dabei ruhig und besonnen verhalten. Von uns wird keine Eskalation ausgehen. Wir freuen uns über weitere kreative, selbstorganisierte Aktionen von Kleingruppen gegen die IAA und für eine soziale und ökologisch gerechte Mobilitätswende.

Um den aktuellen Entwicklungen um die COVID-19-Pandemie gerecht zu werden, hat sich Sand im Getriebe im Vorlauf zur Aktion 2021 auf verschiedenen Ebenen intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und weitreichende Hygienekonzepte entwickelt, um das Risiko von Ansteckungen gering zu halten. Teil des Aktionskonsens ist somit die Einhaltung des SiG-Hygienekonzeptes, welches den Umgang mit einer Corona-Infektion und die Rückverfolgung gewährleistet. Da wir auch hier solidarisch mit anderen Aktivisti sein wollen, kann eine vorsätzliche Nichtbeachtung zu Ausschluss aus der Aktion führen.

Wir kommen aus verschiedenen sozialen Bewegungen und politischen Spektren. Gemeinsam übernehmen wir die Verantwortung für das Gelingen der Aktion. Wir wollen eine Situation schaffen, die für alle Teilnehmenden transparent ist und in der wir aufeinander achten und uns gegenseitig unterstützen. Ob protesterfahren oder nicht, alle sollen teilnehmen können. Mit Aktionstrainings im Vorfeld sowie einer gezielten Aktionsplanung bereiten wir uns gemeinsam auf die Aktionen vor.

Über das Ende der Blockade wird in Absprache mit den Supportstrukturen und dem Deligiertenplenum entschieden. Wenn Kleingruppen die Blockade darüber hinaus aufrecht erhalten wollen, entscheiden einzelne Support-Strukturen, ob und wie sie diese weiterhin unterstützen können. 

Wir sind solidarisch mit allen, die Widerstand gegen die Klimazerstörung und die Autoindustrie leisten, insbesondere mit Menschen im Globalen Süden. Wir wollen in unseren Kämpfen feministisch, antifaschistisch, antirassistisch, antikapitalistisch und gegen jeden Antisemitismus sein. Wir sind uns alltäglicher und struktureller Diskriminierungen untereinander und durch unsere Umwelt bewusst und setzen uns aktiv dagegen ein. Wir bemühen uns darum, denen, die Diskriminierung erfahren, Raum anzubieten und das kollektive Bewusstsein und die Aufmerksamkeit dafür zu stärken. Jeglichen homophoben, ableistischen, patriarchalen, nationalistischen, rassistischen, verschwörungsideologischen oder anderen reaktionären Tendenzen und Vereinnahmungsversuchen treten wir entschieden entgegen.

Da dieser Beitrag zu Verwirrungen geführt hat: Wir als Bündnis "Smash IAA" teilen nicht die unsolidarische Kritik an Sand im Getriebe. Diskussionen um die richtige politische Strategie und unser Verhältnis zu Militanz führen wir nicht auf Online-Plattformen und Internet-Foren.