Debatte über sexualisierte Gewalt gescheitert
Die radikale Linke führt seit mehreren Monaten eine Debatte über sexualisierte Gewalt. Auslöser war das Bekanntwerden zweier besonders krasser Übergriffe gegen zahlreiche Betroffene. Es entstand der Wunsch diese Zustände zu ändern.
Die Diskussion kann inzwischen als gescheitert betrachtet werden. Anfangs hatte die Debatte noch das Ziel, zukünftige Übergriffe zu vermeiden und vorhandene aufzuarbeiten. Inzwischen hat sich die Diskussion davon entfernt. Sie ist im linken Elfenbeinturm angelangt. Es geht um die Inszenierung der eigenen Progressivität. Reale Übergriffe werden ignoriert oder stören dabei.
Gut sichtbar wurde dies bei der Diskussionsreihe der Jungle World und deren Umgang mit Kommentaren auf Facebook. Wir verwenden dieses Beispiel, weil hier durch persönliche Kommentare ein weiterer besonders drastischer Vorfall öffentlich und gleichzeitig sichtbar wurde, wie bestimmte Mechanismen dieser Debatte funktionieren. Es gibt ähnliche Ereignisse, bei denen die betroffenen Personen sich nicht öffentlich dazu äußern. Wir verwenden das Beispiel u.a., weil es bereits öffentlich ist und den Umgang der Debatte über sexualisierter Gewalt in der radikalen linken Szene deutlich macht.
Im Juli fragt jemand auf der Facebook-Seite der Jungle World unter einem der Debatten - Beiträge, wohin sich ein betroffener Mensch praktisch wenden kann. Es war die Rede von einem sexuellen Übergriff in einer größeren linken Organisation und dass diese Organisation sich verhält „wie die katholische Kirche“. Die Antwort war verhalten. Es fielen lediglich Allgemeinplätze. Einige nörgelten, weil die ursprünglich fragende Person mit diesen „Tipps“ nichts anfangen kann bzw. sie als ungeeignet sah. Die geäußerte Erwartung praktisch nutzbarer Hinweise erschien als überzogene Anspruchshaltung. Schlussendlich wurde die Frage nicht beantwortet.
Was nutzt eine umfangreiche geführte Diskussion auf hohem intellektuellen Niveau, wenn dort niemand bereit ist auf eine sachbezogene Frage des diskutierten Subjekts einzugehen? Interessieren sich die debattierenden Menschen so sehr für die korrekte Positionierung, dass sie die real Betroffenen nicht mehr beachten möchten?
Eine Woche später wurde es konkreter. Ein Verweis auf einen Indymediartikel, der einen konkreten Fall sexualisierter Gewalt betrachtet. Es wird ein vor Zeugen erfolgter und u.a. von einem Professor der Sexualwissenschaften als solcher eingestufter sexueller Sekundärübergriff in der Linkspartei geschildert, dass dort Sachverhalt schlichtweg ignoriert wird, der Betroffenen keine Unterstützung erhält und der Täter einfach weiter machen kann. (Quelle: [Triggerwarnung: es wird geschildert wie ein Parteifunktionär sexuellen Kindesmissbrauch instrumentalisiert] https://de.indymedia.org/node/37625 ).
Es gab keinerlei Reaktion. Weder konkret auf den Beitrag noch darüber hinaus. Über Monate sind sich alle einig dass zukünftig sexualisierte Gewalt nicht toleriert werden kann, Betroffenen geholfen werden soll…
Andere Betroffene berichten, dass sie mit der Bitte um Unterstützung einen Teil der Autoren sowie die diskutierenden Medien wie Jungle World, Konkret, AK (u.v.a.m.!), aber auch weniger radikale Publikationen wie TAZ oder ND angeschrieben hatten. Eine Antwort erhielten sie fast nie. Die Schicksale interessiert scheinbar keinen. Ebensowenig Folgenlosigkeit für Täter.
Es gibt aber auch Menschen in der radikalen Linken, deren Interesse ist … merkwürdig. Da erwarten einige mit einer krassen Anspruchshaltung, dass ihnen sämtliche Details eines Übergriffs mitgeteilt werden. Dass Betroffene schmerzhafte Einzelheiten, die nicht zur Aufarbeitung beitragen, für sich behalten möchten wird ignoriert. Es fallen mitunter Beleidigungen oder Vorwürfe mangelnder Glaubwürdigkeit, wenn makabere Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Haben sie dann ihr Detailwissen, hört man von ihnen nichts mehr. Anderen ist die Erörterung eines manipulierten Penis eines männlichen Betroffenen wichtiger als die Aufarbeitung des Vorfalls.
Unsere Erfahrungen sind kein Betroffenheitsporno an dem ihr euch belustigen dürft!!!
Eine Debatte kann spätestens dann als gescheitert betrachtet werden, wenn das Subjekt direkt daneben steht und dessen Bedürfnisse nicht einmal wahrgenommen werden. De facto ist bei den zahlreichen „kleinen“ Fällen in der Szene „alles wieder gut“, wenn niemand mehr über das Vorgefallene redet und Betroffene irgendwann entnervt aufgeben. Die Emotionen eines Betroffenen stören mehr als der sexuelle Übergriff.
Deshalb schlagen wir eine Pausierung der Theoriedebatte und eine Fokusierung auf vorhandene Vorfälle vor. Geeignete Beispiele finden sich in jeder größeren lokalen Szene.
Hört endlich auf, bei sexuellen Übergriffen einfach nur zuzuschauen!
Unternehmt etwas damit die realen Vorfälle aufgearbeitet werden, statt rumzulabern um euch zu inszenieren!
Solidarität mit allen Betroffenen! Aufarbeitung aller Übergriffe!
Anmerkung:
Der ursprüngliche Bericht wurde von einer autonomen Gruppe veröffentlicht und einer lokalen Antifagruppe weiter publiziert. Der Vorfall spielte sich in den Geschäftsräumen der Linkspartei ab und hat aufgrund des ignorierenden Umgangs der Linkspartei auf Landes- und Bundesebene eine überregionale Relevanz. Es ist eine Einzelperson betroffen. Die innerparteiliche Ignoranz des Übergriffs zeigt den allgemeinen Umgang der Gesamtpartei mit diesem Thema. Das lässt auf darauf schließen, dass es zahlreiche weitere Betroffen sexualisierter Gewalt in dieser Partei gibt.
Die Linkspartei gehört zwar nicht zur radikalen Linken. Sie ist jedoch ein wichtiges Kristallisations- und Bezugsobjekt, gerade in ländlichen ostdeutschen Regionen. Die Linkspartei macht zahlreiche „politische Versprechen“ die sich auch an radikale Linke richten. Bei dem hier verwendeten Beispiel wird (mal wieder) sichtbar, wie wenig Substanz hinter dieser Haltung steckt.
Der Betroffene wird männlich gelesen. Vielleicht ist er deshalb für radikale linke Solidarität nicht „gut genug“. Anders ist nicht zu erklären dass dieser Vorfall keine angemessene Beachtung erhällt. Nicht wenige erwarten vielleicht ein „typisch männliches Konfliktverhalten“ mit einer Gewaltlösung als Antwort. Es wird ersichtlich dass der Betroffene genau das ausgeschlossen hat (weitere Gründe warum wir diesen öffentlich gewordenen Vorfall als Beispiel nehmen).
Ergänzungen
wer was wann wie wo?
Ich werd nich ganz schlau, so toll ist der Artikel nicht strukturiert. Eure Forderungen sind wichtig nach Aufarbeitung und einem respektvollen Umgang mit den Betroffen, nur leidet der Artikel an einem gewissen Schlagabtausch bei dem übersehen wird, dass etliche Antisexist_innen nun manchmal so oberdiskret sind, was nachfragen provoziert, wenn mensch in gewohnter naturwissenschaftlicher Manier die Umstände erfahren möchte, will sich ne Person nicht hinter moralisierten Gehorsam drängen lassen, jetzt auf jeden Fall hinter sexualisierte gewalt zu stellen.
Klar ist es absurd, wenn in konservativ-zynischer Sichtweise nur die schlimmsten Fälle als Vergewaltigunng gelten, aber es ist auch ein Instrument um Leute mundtot zu machen, denn wer als Vergewaltiger gilt, kann in der Regel doch seine Szene, seinen Kiez etc. verlassen.
Ich würde mir wünschen, dass es vor Ort mehr thematisierungen gibt, ich war selbst so blauäugig, dass ich bis vor Jahren noch glaubte, dass Linke Kneipen noch so einen Anspruch hätten, dass nicht x Frauen dauernd ne Hand am Arsch hätten, bis ich genau davon erfuhr, gibt ja auch x Schilder die sowas gut formulieren.
Mehr Diskussionsgrundlagen als nur auf's Internet zu verweisen wären toll.
der verlinkte Text
Den link mit dem Vorfall aus der Linkspartei find ich tierisch heftig. Dass bei der Linkspartei mehr Schein als Sein is, is klar. Der Text ist 1 Jahr alt. Warum ist da nix passiert?
Zu dem Link
Da gibt es einen sexuellen Übergriff in der Linkspartei und nichts passiert???
Manchmal machen die echt geile Vorschläge. Wenn die regieren reden sie sich aber immer heraus das nichts wurde. Die anderen haben das umgesetzt. Der/die Koalitionspartner ist/sind schuld. Die Umstände sind verantwortlich. Die Wirtschaftslage. Unvorhergesehene Zwischenfälle. usw
Das in dem Link habt ihr völlig alleine geschafft. Niemand ist verantwortlich außer euch!
Hier hättet ihr gekonnt
Hier hättet ihr gemusst
Hier habt ihr mal wieder nichts getan!
Der Täter hat das Opfer verletzt, die Partei hat seine Würde genommen.
Vorschlag:
Die Partei entschuldigt sich öffentlich bei dem Opfer, finanzielle Entschädigung.
Der Täter verlässt die Partei.
Orts- und Kreisvorstand werden ausgewechselt ohne Hochloben in neue Ämter, Karrieresperre.
Awareness-Konzept für die Linkspartei bundesweit.
Damit könnt ihr vielleicht etwas Glaubwürdigkeit zurückgewinnen.
Sexueller Übergriff in der Linkspartei
Es rettet uns kein höh‘res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun,
uns aus dem Elend zu erlööösen
können wir nur selber tun
Die hier genannten Forderungen wegen des sexuellen Übergriffs in der Linkspartei sind toll. Aber wie sollen die umgesetzt werden? Der Vorfall geschah laut dem link in Freiberg, vermutlich laut google in Sachsen. Die den Übergriff tolerierende Kreisvorsitzende sitzt laut ihrer Homepage im Bundesvorstand. Das sind keine kleinen Lichter die hier weg sehen. Die sitzen das doch seit über einem Jahr aus (Datum des des verlinkten Artikels).
Link zu unserem Artikel
Wir haben mitbekommen dass ein von uns veröffentlichter Text (https://de.indymedia.org/node/37625) hier Verwendung gefunden hat und freuen uns, dass dieser aufgegriffen wurde. Wir haben diesen veröffentlicht.
Einige der hier genannten Eindrücke können wir bestätigen. Auch der von uns genannte Betroffene wollte sich an der Debatte beteiligen.
Wir wurden gefragt, warum wir keine gewaltsame Konfliktlösung herbeiführen möchten, die sich direkt an den Täter oder an seine persönliche Habe richtet (Auto, etc.). Da diese Frage mehrfach entstand beantworten wir diese öffentlich.
Zum einen wollen wir uns nicht auf das autoritäre Niveau des Täters begeben. Zum anderen wird sich dieser dann in die Opferrolle bequemen. Der sexuelle Übergriff wird von Menschen im Ortsverband der Linkspartei massiv heruntergespielt, als harmloser Scherz des Täters bzw. Übertreibung des Betroffenen dargestellt und dieser pathologisiert. Es wäre also lediglich der Täter betroffen, sein unterstützendes Umfeld und die hinnehmende Rolle der Linkspartei bliebe außen vor.
Es geht aber eben nicht nur um den Täter. Es geht auch um die Strukturen der Linkspartei, die dazu führen dass sich Täter wie Uwe Fankhänel vor Konsequenzen sicher fühlen können.
Deshalb noch einmal unsere Forderungen:
Das Verhalten des Täters muss innerparteiliche Konsequenzen haben
Der Vorfall muss innerhalb der Linkspartei aufgearbeitet werden. Dazu gehört die Doppelmoral, mit der z.B. die stellvertretende Vorsitzende der sächsischen Landtagsfraktion und zuständige Kreisvorsitzende sich einerseits auf Facebook als Vorkämpferin gegen sexualisierte Gewalt insziniert, aber in der Praxis die öffentlich propagierte Unterstützung Betroffener verweigert und diese Tat toleriert. Statt sexualisierte Gewalt zu bekämpfen wird der Übergriff bagatellisiert und der Betroffene pathologisiert. Entgegen der öffentlichen Selbstdarstellung der Linkspartei handelt diese zumindest hier wie in einem schlechten Film und versucht den Vorfall ähnlich der katholischen Kirche auszusitzen.
Die Linkspartei soll ein belastbares Awareness-Konzept erarbeiten, damit zukünftige Betroffene Unterstützung erhalten, statt Betroffene sexualisierter Gewalt über Monate zu ignorieren und damit zusätzlich zu demütigen.
Das Ziel unserer Veröffentlichung war es öffentlichen Druck zu erzeugen. Die Linkspartei wird den Vorfall erst aufarbeiten, wenn das Aussitzen mehr Mühe verursacht als die Aufarbeitung.
Über Unterstützung dabei würden wir uns sehr freuen!
Möglichkeiten
Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe geht es nicht nur um eine Debatte. Es geht darum etwas zu erreichen, z.B. bei dem Vorfall/link.
Möglichkeiten diese Partei unter Druck zu setzen gibt es. Nachrichten können erzeugt werden und es entsteht Öffentlichkeit. Das erzeugt Druck. Geschäftsstellen sind offen und friedlich besetzbar. In der sächsischen Provinz interessiert eine solche Aktion zu wenige. In Dresden (Landessitz der Linkspartei) oder Berlin (Bundessitz) wäre das wirkungsvoller. Die Linkspartei veranstaltet in Erfurt einen großen Parteitag. Dort ist Presse anwesend und ausreichend Platz für eine Demo oder Kundgebung.
Wenn eine Besetzung friedlich abläuft und nicht zu lange dauert (Geschäftsstellen 1 – 2 Stunden, Parteitagsbühne 15 – 30 Minuten) stellt diese Partei in der Regel keine Anzeige. Hier würde sie sich mit der Anzeige richtig schaden, weil sie mit Gerichtsverfahren den öffentlichen Blick für diese Schweinerei provoziert.
Es wäre sicher auch möglich kreativ in einen der zahlreichen Wahlkämpfe einzugreifen…
So etwas wird der Betroffene allein vermutlich nicht schaffen. Auch für die regionale Bündnisgruppe die den Text geschrieben hat ist das vielleicht to big. Aber vielleicht gibt es potentielle Verbündete, z.B. in den genannten Städten? Wenn sich da jemand angesprochen fühlt – die Verfasser*innen des links haben dort eine Kontaktadresse…
Analyse
In der linken Szene ist der elitäre Avantgarde-Anspruch ein großes Problem. Erst wurde das Proletariat zum revolutionären Subjekt verklärt, dann kam die Enttäuschung dass „der Arbeiter“ nicht mitspielt. Zwar sind die K-Gruppen seitdem in der Versenkung verschwunden, der Eliten-Gestus ist geblieben und wird in der Debatte über sexualisierte Gewalt sichtbar. Einige wenige Betroffene dürfen tatsächlich mitreden, entweder weil sie, z.B. dank abgeschlossenem Philosophiestudium mit Psychologie im Nebenfach, die Insignien der Wortführenden der radikalen linken Szene aufweisen, oder wenn sie eine geeignete Kulisse darstellen, mit der sich Debattierende (mal wieder) als Teil einer emanzipatorischen Avantgarde fühlen können. Für viele ist es vermutlich einfacher einen Text über sexualisierte Gewalt zu schreiben als tatsächlich auf Betroffene einzugehen. Für ersteres haben nicht wenige durch ihr geisteswissenschaftliches Studium bereits Grundlagen, die nur noch ausgebaut oder zusammengefasst werden müssen, für zweiteres muss mehr getan werden. Die genannten krassen Fälle, welche die Debatte über sexualisierte Gewalt initiierten, begünstigen Abspaltungsprozesse. Wegen der bei den Übergriffen stattgefundenen groben Verletzung der ungeschriebenen Regeln der radikalen linken Community können diese Vorfälle als „unlinks“ abgespalten und verurteilt werden. Anschließend wird das Problem als gelöst, die Szene als „gereinigt“ betrachtet. Die vielfältigen szene-eigenen Sexismen werden ausgeblendet. Da das Problem als gelöst betrachtet wird wenden sich viele nicht mehr wirklich der Debatte zu.
Damit wären wir auch bei dem Link aus dem Text. Da ein etablierter Parteifunktionär (vermutlich altgedienter Veteran) der Täter und der Tatort eine Kreisgeschäftsstelle der Linkspartei ist, kann parteiintern ein Abspaltungsprozess nicht greifen. Weil auch in der Linkspartei nicht sein kann was nicht sein darf und das eigene Weltbild wiederhergestellt werden muss, wird stattdessen der Betroffene abgewertet. Wie in dem Link beschrieben entsteht dann eine Verschiebung der Verantwortung des Täters auf den Betroffenen oder der sexuelle Übergriff wird heruntergespielt. Das Täterumfeld ist sich schnell sicher es war kein „richtiger“ sexueller Übergriff, sondern nur ein harmloser Scherz oder spricht von Übertreibung. Wenn durch sexualisierte Gewalt entstandene emotionale Betroffenheit sichtbar wird, ist es einfach das als Hysterie abzustempeln und den Betroffene als „psychisch defekt“ hinzustellen. Der Effekt der Abwertung des Betroffenen ist der gleiche wie bei der Abspaltung, dass eigene Weltbild ist wieder im Lot. Die Genossen nehmen unbewusst eine komplizenhafte Haltung ein. Der Preis ist ein Täter, der „fröhlich weiter machen kann“ und sich zusätzlich in seiner sexualisierten Gewalt bestärkt fühlt, sowie die Vermehrung emotionaler Verletzung des Betroffen. Hier passt der Vergleich zum Vorgehen der katholischen Kirche.
Eigentlich ist dieser Vorfall genauso schlimm wie die Fälle, welche die Diskussion über sexualisierte Gewalt auslösten. Das eine ähnliche Solidarisierung mit dem Betroffenen ausgeblieben ist liegt vielleicht an dessen männlich gelesenem Geschlecht. Hier fällt es den zahlreichen männlichen Autonomen schwer, sich als starker Ritter zu fühlen, der die Jungfrau vor dem bösen Drachen rettet. Das elitäre feeling fehlt. Da zieht sich Mann lieber ein themenbezogenes T-Shirt an oder sucht sich eine „besseres Opfer“.
Konkrete Lösungen habe ich leider auch nicht. Ob „Hamburchs“ Vorschläge geeignet sind hängt von der Situation vor Ort ab.
Hintergrund
Man sollte auch mal einen Blick auf die Verhältnisse vor Ort werfen. Nicht alles ist so wie es scheint. Die als „Täterschützerin“ gescholtene Kreisvorsitzende Marika Tändler-Walenta ist seit 2019 MdL. Sie wäre möglicherweise nicht sicher zur Landtagswahl aufgestellt worden, wenn der mächtige Ortsverband aus der Kreishauptstadt sich quer gestellt hätte. Der Täter Uwe Fankhänel hat dort als stellvertretender Ortsvorsitzender eine gewisse Hausmacht. Mit so einem legt man sich in der Situation besser nicht an. In der Provinz gelten eigene Regeln und die sind nicht immer pc. Dass Marika mit ihren zahlreichen Ämtern bis hin in den Bundesvorstand eine gewisse Ausgangsposition besaß reichte vielleicht nicht. Sie hatte mit einer bereits amtierenden Landtagsabgeordneten im eigenen Kreisverband eine gefährliche Konkurrentin. Diese war Marika gegenüber durch eine regional-spezifische breit gefächerte politische Arbeit im Vorteil, wirkte aber etwas dröge. Das nutzte die 25 Jahre jüngere Marika, sich als moderne Alternative anzubieten. Durch Marikas umfangreiches Wirken im Land, Bund und Europa (!!) konnte sie natürlich lediglich ihr erweitertes Wohnumfeld politisch bearbeiten. Gerade ältere Genossen im Kreisverband nahmen ihr übel, dass sie nicht allen die Hand schütteln konnte. Als der Betroffene im März 2019 um Hilfe bat stand ein wichtiger Kreisparteitag an. Marika musste dort einen Antrag ihrer Konkurrentin verhindern. Der sollte erreichen, dass der Kreisverband sich für einen sicheren Listenplatz von Marikas Konkurrentin bei der anstehenden Landtagswahl ausspricht. Bei einem Vorgehen gegen den Täter würde der Antrag womöglich angenommen. Damit hätte Marika Tändler-Walenta wahrscheinlich einen schlechteren Listenplatz erhalten und wäre nicht in den Landtag eingezogen. So konnte sie erreichen das der Antrag umgewandelt wurde. Der Kreisparteitag hatte beschlossen, dass der Kreisverband beide Kandidaten auf sicheren Listenplätzen wünscht. Im Prinzip war das ein Sieg für Marika. Aufgrund ihrer besseren Vernetzung bekam sie einen sicheren Listenplatz. Auch wenn Marika als Kreisvorsitzende die Macht hatte etwas zu unternehmen. Sie hatte real keinerlei Möglichkeit dazu. Eine Unterstützung des Betroffenen hätte vielleicht ihre Karriere verhindert. Diese Hintergründe sollten bei der Betrachtung unbedingt beachtet werden!
den Hintergrund richtig stellen
Bei dem Bericht des Insiders geht es um Ausflüchte. Natürlich kann es unbequem sein, einen sexuellen Übergriff aufzuarbeiten. Eine Kreisvorsitzende sollte ihre Pflichten aber schon wahrnehmen. So mächtig ist Uwe Fankhänel bei weitem nicht, wie hier dargestellt wird. Das ist ein abgehalfterter Provinzfuzzi der seine besten politischen Jahre längst hinter sich hatte. Der WAR mal im Kreisvorstand, WAR mal im Kreistag, WAR mal Freiberger Ortsvorsitzender. Das Amt musste er auch auf Initiative von Marikas Konkurrentin aufgeben. Der Täter Uwe Fankhänel fällt nicht durch eigene Initiativen auf, sondern dass er sich an die anderer dran hängt (wenn sie ihm nutzen). Außer Plakate aufhängen (da ist er aber wirklich fleißig) hat er nur markige Sprüche drauf. Er trifft damit den Ton der überalterten Basis und weckt den Eindruck, er sei einer der eloquentesten Mitglieder des Ortsvorstands (da hat er die verbale Rolle des Einäugigen unter den Blinden). Der kann nur heiße Luft und andere runter machen.
Als Sprungbrett für ihre Karriere wusste sie dessen Vorteile als Kreisvorsitzende ausgiebig zu nutzen. Wenn es Probleme wie hier gibt duckt sie sich weg. Ihre Konkurrentin war übrigens in der Lage das Verhalten Uwe Fankhänels z.B. in Mitgliederversammlungen und auf internen Sitzungen zu kritisieren. Marika hat versucht sich dieses Spannungsverhälnis zu nutze zu machen. Ihre Karriere war nie in Gefahr, sie wurde auf einen der vordersten Plätze bei der Landtagswahl aufgestellt. Marika Tändler-Walenta stand nicht vor der Wahl entweder „ihre“ Werte zu vertreten und gegen den Sexualtäter Uwe Fankfänel vorzugehen oder Karriere zu machen. Beides war problemlos möglich. Das Großteil ihrer „Werte“ besteht aus Inszinierung. Während die Kreisvorsitzende Marika Tändler-Walenta untätig blieb, als der Betroffene sie bei dem sexuellen Übergriff um Hilfe bat, hat sie keine Probleme sich durch likes auf Facebook oder durch das dortige Teilen entsprechender Beiträge als Vorkämpferin gegen sexualisierte Gewalt darzustellen.